Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Fahrstuhlschachthöhle im Wendelstein


Wie viele der existierenden Höhlen auf diesem Planeten kennt der Mensch? 1 Prozent, 10 Prozent, ....100 Prozent? Eine Aussage darüber bedeutet auch ein Einschätzung des Umfangs des heutigen menschlichen Wissens über unsere Erde. Inzwischen wurde schon einiges gefunden und gründlich untersucht, aber niemand kann sicher sein, daß nicht um eine Ecke herum sich wieder "Neuland" öffnet. Gelegentlich wird es auf Grund von absichtlichen Untersuchungen gefunden, aber viel öfters passiert das eher nur erahnt, erhofft oder auch vollkommen ungewollt.

Um so eine ungewollte Höhlenentdeckung geht es bei diesem Objekt. Klaus Vater und Dolfi Triller vermaßen auch diese Höhle, erstellten den Gesamtplan und nannten sie auf dem Plan "Wendelstein-Klufthöhle". Im Verzeichnis steht sie als "Klufthöhle im Wendelstein". Ich ihr hier wieder einen anderen Namen gegeben. Jedenfalls ist immer die Katasternummer die selbe: 1279/4. 

Sie wurde gefunden, als man 1961 einen Fahrstuhlschacht aussprengte, der den Bergbahnhof mit dem Sonnenobservatorium darüber verbinden sollte. Auf halber Höhe erreicht man über eine Konstruktion aus Leitern und Treppen, die dem Käftig um den Fahrstuhl folgt, die vollkommen schmucklose Höhle, die der Öffentlichkeit nicht zugänglich ist.

Es handelt sich einfach um eine Bergspalte von ca. 40 m Länge mit Höhen bis zu 20 Metern in Nordwest-Südost-Richtung streichend. Am Boden liegt Blockschutt und wirr verteilte Felsblöcke (vielleicht ein gutes Trainingsgelände für die um sich greifende Forschung, die empirisch herausfinden will, wie oft und wie viel von den Höhlendecken kommt, und wegen der leider in einigen Höhlen auch schon "Höhlenbetretungsverbote" verhängt wurden!). Einige Blöcke blieben auf ihrem Weg von der Decke zum Boden auch hängen und legen Zeugnis noch immer weiterwirkenden Schwerkraft ab. 

Das umgebende Gestein ist Wettersteinkalk. Es gibt oft eine große Tropfwasserführung und einen kräftigen abwärts gerichteten Luftzug.

 

   Soloaufnahmen Franz Lindenmayr
     
Zugang

Literatur:

Cramer, K. 6.2. Höhlen und Karsterscheinungen; Geolog. Karte v. Bayern 1:25 000/Erläuterungen zu Blatt Nr. 8238 Neubeuern-1973, S. 293-299
Hofmann, Peter Anthropospeläologie am Beispiel des Inntals, in: Münchner Höhlengeschichte II, München 2004, S. 317
Hofmann, Peter

Wege im Inntal: Ein anthropospeläologischer Exkursionsführer zu den Höhlen des unteren Inntales zwischen Rosenheim und Kufstein, Norderstedt 2005

Links:

Landschaft und Höhlen am Wendelstein

 


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