Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Hermannshöhle in Rübeland, Harz


Die Eingänge zur Hermannshöhle in Rübeland am Hang des Bodetals waren immer schon bekannt. Am 28. Juni 1866 entdeckte jedoch Fritz Jorge, der damals gerade 15 Jahre alt war, bei Straßenbauarbeiten an der Straße nach Hasselfelde, daß es da tiefer in den Berg hineinging. Er entfernte einen Stein aus einer Engstelle, aus der der Höhlenwind blies. Der junge Mann stieg in der Nacht tiefer ein und erreichte einen unteren Höhlenteil, der teilweise mit Wasser gefüllt war. Er mußte diese Version der Geschichte widerrufen, weil sein Vorarbeiter namens Angerstein der Ruhm für sich haben wollte und Höhlenführer dort werden wollte. Nach seinem Spitznamen wurde sie dann "Sechserdinghöhle" genannt. Die Höhle wurde von der Ortsverwaltung wieder geschlossen, bis 1875-76 neue Forschungen einsetzten. Ein Herr Hermann Grotian von der Forstbehörde in Braunschweig leitete dieses Unternehmen und sein Vorname fand nun Eingang in den Namen der Höhle. Man fand viele Knochen von pleistozänen Tieren und menschliche Artefakte, deren Alter man auf 40.000 Jahre bestimmte. 1877-88 waren die meisten Teile der Höhle erkundet. Oberförster Nehring und der Förster Hase waren die wichtigsten Erforscher. Der Sohn von Hase, Fritz Hase, war ebenfalls an den Forschungen sehr beteiligt und verantwortlich für die weitere Erschließung der Höhle. Bereits im Mai 1890 richtete man die elektische Beleuchtung in der Höhle ein, womit mit dieser Entwicklung ganz vorne mit dabei war. Die inzwischen in die Jahre gekommene Beleuchtung soll neu gestaltet werden, höchste Zeit, denn sie wirkt (2016) schon ziemlich altbacken. 1910 errichtete man das Schauhöhlengebäude. Die Besucherzahlen stiegen, 1924 waren es 82.000 Personen, 1938 191.000. Auch die Forschung blieb nicht stehen. 1924-27 ging es weiter, 1938-39 (Blasius, Kloos, Müller, Nehring, Stolberg u.a.) und auch in jüngerer Zeit. (Quelle: Tschorn) Inzwischen wird die Gesamtganglänge mit 3,4 km angegeben und ist damit die größte Höhle im Rübeländer Gebiet.

Eine Kuriosität gibt es in der Höhle: Grottenolme. Sie wurden 1932 aus Postojna hierher geholt, wo sie in einem künstlichen Becken gehalten wurden. Drei davon überlebten bis 1953. Dann wurden weitere 13 geholt und ausgesetzt. Mit Naturschutz hatte das sicherlich nichts zu tun, mit Wissenschaft wohl auch nicht. 2015 erwachte auf einmal das Interesse an ihnen wieder und man überlegte, wie man den allmählichen Niedergang der Population beenden könnte. Man machte sich neue Gedanken, was man zur Bestandssicherung tun könnte. A. Ibsen beschäftigte sich im Rahmen eines wissenschaftlichen Forschungsprojekt nun damit, gefördert auch von Mitteln von Lotto Sachsen-Anhalt. Eine Idee war, den kleinen Tierchen Unterschlupfmöglichkeiten zu schaffen, in dem man Steine ins Becken legte. Der Erfolg ließ nicht auf sich warten - es gibt neue Grottenolme!

Mit 800 m Länge gehört der Führungsweg der Hermannshöhle in die Spitzengruppen. Der Tropfstein-. und Kristallschmuck ist in einem erstaunenswert gutem Zustand. Offenbar paßte man immer gut auf die kristallene Wunderwelt unter Tage gut auf. Nach der Unteren Schwemmhöhle mit schönen Tropfstein links und rechts des Tunnelgangs kommt man zum Hohen Punkt. Man passiert den Olmensee, die Schlucht mit den schlanken hohen Säulen. Durch ein herausgeschlagenen Tunnel erreicht man die Fledermausschlucht und schließlich die Kristallkammer. Die feinen Calcitformen sind vor uns wilden menschlichen Sammel- und Zerstörungswesen durch Drahtzäune geschützt. Am Ende steht dann noch ein Höhlenbärenskelett in einem Saal, wo noch der offizielle Höhlenphotograph auf einen wartet und dort sein Bild und damit Geschäft machen will. 6 Euro sollte so einen Aufnahme kosten im Mai 2016. Der Eintritt in die Höhle kostete im übrigen 2016 8 Euro. 

Von einer Unverschämtheit sei hier noch berichtet. Der Parkraum ist knapp in dem engen Bodetal, besonders wenn viele Touristen da sind. So hat man Parkuhren aufgestellt und verlangt einen Obolus. 1 Euro für einen Stunde, 2 Euro ist 2 und so weiter. Einen Haken gibt es aber. 

Liest man sich die Tafel am Parkplatz durch, dann ist man vielleicht, wie auch ich, etwas verwirrt. Der Kern der Sache versteckt sich mitten im Text: "Für den Besuch einer Höhle empfehlen wir mindestens 2,0 Stunden Parkzeit zu lösen". Im vornherein weiß niemand, wie lange am Ende die ganze Parkzeit dauern wird. Ich habe mich optimistisch mit einer Stunde begnügt und habe den Parkschein gelöst. Als ich wieder zurückkam lehnt eine ziemlich unsympatische "Typ" vor mir an einem kleinen Stelltischchen und schaute mich etwas bissig an. Er zog sein Smartphone und zeigte mir das Bild meines Golfs. Ich hätte die Parkzeit um 25 Minuten überzogen und müsse deshalb mit Konsequenzen rechnen. 10 Euro wollte er von mir, sonst würde er mich anzeigen und ich bekäme ein "Knöllchen". Großzügig erwähnte er auch noch, daß er mich ja gleich hätte abschleppen lassen können. 

Das nenne ich Gastfeindschaft und Nichtsorge um das Wohlergehen der Besucher und Touristen. Ich kam mir noch nicht wie Schlachtvieh vor, da hätte ich ja gleich das Leben lassen müssen, sondern wie eine Melkkuh. Man holte so viel heraus wie man halt gerade noch legal bekommen konnte und machte sich dabei einmal nicht die Finger blutig, sondern insistierte auf Rechtspositionen. Solche Abzockpraktiken gibt es auch leider inzwischen auch bei vielen Supermarktparkplätzen, wo sich einige Geldgierhaie leider tummeln. Was sollte ich mich mit so einem modernen "Straßenräuber" anlegen, der eine zeitgemäße Form der Wegelagerei praktiziert, in verfeinerte Form natürlich. Der Mann ging mit meinem Geld zum Parkautomaten und löste einen neuen Parkschein mit dem ich bis 21 Uhr 35 hätte dort noch bleiben dürfen, wozu ich natürlich überhaupt keine Lust hatte. Ich fragte ihn dann noch nach seinem Namen, aber die Auskunft gab er mir nicht. Er löschte dann noch das Bild meines Autos von seinem Smartphone und so gingen wir auseinander.

Daß es auch ganz anderes geht das zeigt das Beispiel der Barbarossahöhle, auch im Harz gelegen. Dort verlangt man gleich 2 Euros am Parkautomaten und damit ist die Angelegenheit erledigt. Wenn man schon weiß, daß es waohl kaum einer schaffen wird, in einer Stunde wiederzukommen, warum schafft man dann so eine hinterhältige Regelung? Dabei hätte ich es durchaus auch in weniger als 60 Minuten schaffen können, wenn. Wenn ich z.B. gleich bei einer Führung dabei sein hätte können und nicht 20 Minuten hätte warten müssen, die die nächste dran war. Wenn nicht eine Dame schon im ersten Teil der Führung Angst bekommen hätte und wieder zurück zum Eingang gelaufen wäre und wir alle hatten warten müssen, weil die Führerin sie wieder zurückholen wollte, und wenn, ja wenn man nicht z.B. eine langen Photostop in der Höhle hätte einlegen müssen, wo eine professioneller Photograph seinem Geschäft nachgehen will, um teure Gruppenbilder aufzunehmen und zu verkaufen. Um es bildhaft auszudrücken: In den Augen des Geldeintreibers schienen keine Augäpfel zu sein, sondern wie bei Dagobert Duck gelegentlich Dollarzeichen. Schade, daß man den Betrieb momentan dort so führt!

Zu diesem negativen Eindruck paßt natürlich auch das Photographierverbot in der Höhle. Das durchzusetzen ist auch für die Führerin nicht mehr einfach. Sie mußte schon schreien, um sich noch einmal Gehör zu verschaffen und mit dem Abbruch des Besuches der Höhle für die ganze Gruppe drohen, bis sie es wenigstens einigermaßen wieder schaffte, "Ordnung" hineinzubekommen. Auch das geht ganz anders: Das Beispiel Barbarossahöhle zeigt es! Dort ist das Photographieren erlaubt! Die haben ein zukunftsträchtiges Betriebskonzept!

 

     
     
< Das Photograpierverbot

und der Photostand am Ausgang der Höhle, wo man für 6 Euro pro Bild ein in der Höhle gemachtes Gruppenbild erstehen konnte

Das Höhlenmuseum
Blick zurück in die Frühzeit der Höhlenphotographie
Blick zurück in die Frühzeit der Höhlenvermessung

Literatur:

Bahl, Jürgen Die Schauhöhlen der Deutschen Demokratischen Republik, in: KARST UND HÖHLE 1981, Beiträge zur Höhlenforschung in Deutschland, S. 5ff.
Etscheid, Georg Spezialisten der Finsternis, in: NATUR Überlebenskünstler, Sonderausgabe 2021, S. 76ff.
Müller, M. Über photographische Aufnahmen in dunklen Räumen bei Magnesium-Blitzbeleuchtung mit besonderer Anwendung auf die Hermannshöhle bei Rübeland, in: J.H. Kloos und M. Müller, Die Hermannshöhle bei Rübeland, Weimar 1889, 51-76
Tschorn, J.-S. A History of Caving in Rübeland - East Germany, THE BRITISH CAVER

Links:

Höhlen in Rübeland, Harz, D


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