Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Grotte des Druides
am Mont St Odile, Vogesen


Das Höhlengestein


Höhlenfinden. Ein Zufallsspiel. So oft. Ich hatte gar keine Höhle vermutet am Mont St. Odile zwischen Straßburg und Colmar, "der einen Glanzpunkt der Vogesen bildet (Baedecker)". Auf dem Gipfel steht ein altes, vielbesuchtes Kloster, das Saint Odile geweiht ist, die auch die erste Äbtissin dort gewesen sein soll.

Der Mont St. Odile

Geht man von den Parkplätzen 2 oder 3 an den Resten der berühmten "Heidenmauer" vorbei auf die Ostseite, dann kann man einer Felsfront folgen, die mit Kalvarienstationen geschmückt ist. Dort stieß ich gleich auf die erste kleine Höhle, ein Auswitterungsraum zwischen zwei Felsschichten. Immerhin. Mehrere kleine Felsspalten schließen sich in der Folge an. Beim großen Hauptfelsen, auf dem die Kirche und das Kloster direkt oberhalb steht, ist eine zur Lourdesgrotte ausgebaute Felsnische zu sehen.

Folgt man dem Wegweiser zur Odilienquelle, so gilt es eine Viertel Stunde abwärts zu steigen. Durch die Abmauerung der Quellnische ist ein dunkles Räumchen entstanden, die auch an einer kleine Höhle denken läßt. Viele kommen hierher und trinken das Wasser, dem besonders bei Augenleiden Heilkraft zugesprochen wird.

Ausgesprochen gut ist der Weg zur Grotte des Druides beschildert. Ist man direkt dort, weist noch ein eigenes Schild auf die nur wenige Meter vom Hauptweg gelegene kleine Überdeckungshöhle.

Warum sie ausgerechnet "Druidenhöhle" heißt? Keine Ahnung, aber ich habe direkt an Miraculix gedacht, der in der Filmversion von Asterix in Amerika von einem bösen Indianerhäuptling gekidnappt wird und in einer Höhle hinterm Wasserfall gefangengehalten wird.

Was ich gar nicht gemerkt hatte, war, daß das gar keine Höhle ist! Es ist ein Megalithgrab, das durch menschliches Wirken entstanden ist! Es gibt natürliche Höhlen, in Schweder zum Beispiel, die wurden dadurch gebildet, daß Gletscher große Felsbrocken auf einem Haufen zusammentrugen, in den man sich heute hineinbewegen kann. Die Hohlräume da drinnen können erstaunlich große Ausmaße annehmen. Erst dachte ich, daß dies wohl die Entstehungsursache der "Grotte des Druides" gewesen sei. Es war aber wohl anders. Man kann unter den "LINKS" nachschauen, da gibt es ausführlicheres Material darüber, das überzeugend ist. Erstaunlich ist es aber schon, warum sich mal Menschen, soviel Arbeit gemacht haben, und sehr sehr viel leisten mußten, damit sie eine Art künstliche Höhle schaffen konnten, in der sie ihre Toten bestatteten. Wo anders gab es natürliche Höhlen, da konnten sie ihre Toten direkt hineinlegen, ohne gleich kleine Berge versetzen zu müssen, aber da in der Oberrheinebene und anderswo ists eben anders.

Claude Chabert und Jean-Yves Bigot sind übrigens anderer Meinung. Sie halten das Objekt für eine natürliche Höhle. Wer weiß schon, was wirklich wahr ist?

 
Die Lourdesgrotte
Die Odilienquelle
Baumhöhle in einer Linde

Auch wenn man kein Druide ist und in der Höhle haust, für das Erlebnis, einen Sonnenuntergang und einen Sonnenaufgang dort erleben zu dürfen, lohnt sich für einen romantisch veranlagten Menschen auch der weiteste Weg:


2015


Literatur:

Baededeckers Frankreich, Stuttgart 1965/66
Chabert, Claude, Bigot, Jean-Yves A TRAVERS LE GRÈS DES VOSGES, Grottes & Gouffres, n° 129, septembre 1993, p 5ff

Links:
http://www.cronenburg.net/megaliths.htm
http://www.chez.com/tzundel/alsace/stodile/stodile.htm
http://www.frankreich-sued.de/pilgerstaetten/Mont-Saint-Odile/Mont-Saint-Odile.htm
Geomantie Odilienberg
Landschaft und Höhlen im Elsass


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