Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Natur und Kultur entlang des karstigen Teils des Dordogne-Flusses und den Seitentälern, F
Nach 483 km mündet die Dordogne, ein bedeutender Fluß im Südwesten Frankreichs, zusammen mit der Garonne in den Mündungstrichter der Gironde, wo schließlich das Wasser dem Atlantischen Ozean zuströmt. Die Quelle liegt im Gemeindegebiet von Mont-Dore in der Auvergne. 5 Departement durchfließt sie: Puy-de-Dome, Corrèze, Lot, Dordogne, Gironde.
Ein Gebiet von 24.000 qkm wird durch ihn entwässert. Er führt sehr
unterschiedliche Wassermengen und trotz aller menschlichen Maßnahmen, um ihn zu
bändigen in Form von Staudämmen, Wehren usw. kommt es regelmäßig zu großen
Überschwemmungen. Früher war seine Bedeutung als Verkehrsweg grundlegend, heute
kreuzen Nachbauten davon für die Touristen, die "gabares" wieder auf dem Wasser.
Die Dordogne sei, so steht es in WIKIPEDIA, "eine der beliebtesten
Wassersportregionen und Wasserwanderwege Frankreichs".
Die Dordogne durchfließt zwei vollkommen verschiedene Gesteinsgebiete. Die
Ursprungsregion ist ein Granit- und Gneisgebiet, entstanden aus den vulkanischen
Aktivitäten des Zentralmassivs. Die Grenze zu den großen Kalkgebieten, den bis
zu 300 m mächtigen Causses, ist bei der Einmündung des Flusses Cère erreicht.
Der Kalk wurde in der Kreidezeit dort abgelagert, als ein tropisches Meer auf
diese Region bedeckte. In großen Karstquellen tritt heute das auf den
Karstebenen darüber im Untergrund verschwundene Wasser wieder zu Tage. Gewaltige
Höhlensysteme befinden sich dahinter und darin.
Entlang des Flusses werden heute auch sehr gerne die alten Dörfer und Städte
besucht, die stark restauriert sind: Beynac-et-Cazenac, La Roque-Gageac, Domme,
um nur drei zu nennen. In La Roque-Gageac ist es dabei zu einer besonders engen
Verschmelzung von menschlicher Siedlung und Felsen gekommen, die man in Form von
Höhlenhäusern zu sehen bekommt.
Bei Beynac | |
In La-Roque-Gageac | |
Domme, das zu den Les plus beaux villages de France heute zählt, liegt nicht direkt am Fluß, sondern 250 m oberhalb auf der Hochfläche. Das ist kein Zufall, sondern planerische Absicht. Es gehört zu den 400 Bastiden, die im Mittelalter dort gebaut wurden, um der Bevölkerung in den unruhigen und kriegerischen Zeiten, die besonders durch die Auseinandersetzungen zwischen Engländern und Franzosen kamen, die um die Herrschaft in dieser Region kämpften, verursacht waren.
Schutz bot auch die Höhle unter dem Ort, die in der Talflanke schon immer bekannt war. Heute ist sie als Schauhöhle ausgebaut und feierte 2012 ihr 100jähriges Jubiläum. 450 m Gänge sind erschlossen. Das Besondere heute ist daran, daß man mitten auf dem Marktplatz in sie einsteigt. Wo sonst gibt es das noch auf der Erde? Was kann sie sonst noch bieten? Ich weiß es nicht, weil wir einfach weitergefahren sind, weil wir noch Stunden hätten warten müssen, bis wieder eine Führung gewesen wäre. Bei der riesigen Vielzahl an Schauhöhlen, die ja im Grunde meistens das gleiche bieten, dann auch noch garniert mit oft hohen Eintrittspreisen und einem Fotographierverbot, kann man ruhig ein paar davon aus dem Besuchsprogramm weglassen.
Der Schauhöhleneingang |
Es war viel spannender, in das Ceoutal hinunterzufahren und nach dem Eingang in die Trou-du-Vent-Höhle zu suchen. Er liegt in der Nähe der kleinen Ortschaft Bouzic. Als Fremder wird es nicht leichtfallen, dorthin zu finden. Wir haben es intensiv versucht, sind aber 2012 frustriert gescheitert. Leicht findbar war der ansehnliche Quelltopf, aus dem das Wasser austritt. Ein Waschhaus steht gleich dahinter und ein kleines E-Werk. Man soll ja am Eingang spüren können, daß sich dahinter ein sehr großes Höhlensystem befindet, weil starker Wind dauernd aus der Eingangsöffnung streicht, alleine, wo der lag, das konnten wir trotz intensiver Suche nicht feststellen.
Im Ceoutal | |
Die Karstquelle beim Trou du Vent bei Bouzic | |
Auf der Hochfläche südlich der Dordogne, schon im Departement Lot, beim Ort Cougnac liegen zwei Höhlen, die einen Besuch lohnen. Da gibt es eine kleine Tropfsteinhöhle gleich beim modernen Schauhöhlengebäude. Über ein paar betonierte Treppenstufen geht es hinab in einen reich mit Sinter geschmückten Saal. Erwähnenswert ist heutzutage schon, daß man da nach Lust und Laune seine Fotos schießen darf. Das baut dann ein wenig den Frust ab, daß das im anderen Objekt nicht erlaubt ist, der mit reichem Sinterschmuck und prähistorischer Höhlenwandkunst ausgestatteten Teil, nicht erlaubt ist. Erwähnenswert ist auch, daß sich in der viel besuchten Höhle, Fledermäuse aufhielten und sich offenbar durch das Blitzgewitter der Fotographen in keinster Weise stören ließen. Von sog. Fledermausschützern wird ja gerne postuliert, die Tiere seinen "leicht" störbar, aber da muß es auch noch andere Gattungen geben, bei denen das nicht der Fall zu sein scheint. Die hängen dann einfach an der Spitze von Sinterröhrchen und verbringen da ihre Zeit. Ist es nicht vielleicht auch bei ihnen so, wie bei uns Menschen: Da gibt es menschen- und fotoscheue und andere die zieht es geradezu ins Blitzlichtgewitter. Solche, die lang und langweilig leben wollen, und andere, die wollen ein heftiges und intensives Leben, auch wenn es vielleicht nur kurz ist.
Bei Belcastel mündet von Süden her die Ouisse in die Dordogne. Kurz danach ist der Schauhöhleneingang zur Lacavehöhle nicht zu übersehen. Mit einem kleinen Züglein kann man sich in der Berg fahren lassen und das übliche Schauhöhlenerlebnis durchmachen. Immerhin lassen sie das Fotographieren ohne Stativ und Blitz zu! Fährt man noch ein paar Meter weiter, dann ist ein großes Höhlenportal auszumachen. Ein Bächlein kommt da aus dem Berg und man kann ihm für einige Meter über Schlamm und Fels bis zu einem See folgen, ohne daß man auch nur eine Taschenlampe bräuchte.
Nur wenige Kilometer weiter dordogneaufwärts liegt Mayronne, ein kleines Dorf. Dort sollte es laut dem ausgezeichneten "guide de la france souterraine" von Minvielle eine Höhlenmühle in den Felsen von Sainte-Marie geben. Trotz intensivsten Bemühungen gelang es uns 2012 nicht, sie zu finden. Ein Kreuzweg war uns unterwegs am Talhang aufgefallen und aus lauter Frust folgte ich diesem bis zur Felswand hinauf. Dafür fand ich dann die Höhlenkapelle von Sainte-Marie, unbeschrieben bei Minvielle. Eine Glocke hängt direkt über dem Eingang und man kann sie betätigen, um seiner Freude akustischen Ausdruck zu verleihen, daß man hier angekommen ist. Das Höhlengitter war offen und nicht abgesperrt. Wahrscheinlich würde es wenig Sinn machen, die Kultstätte vor den Menschen, die hierher kommen, zu schützen, da sie ja nur durch sie ihre Bedeutung bekommt. Innen ist ein kleiner Altar mit vielen Devotionalien und eine Bet- und eine Sitzbank.
Die Straße führt ab Meyonne dordogneaufwärts einige Kilometer lang nicht mehr
direkt am Fluß entlang. Man kann nur noch stichstraßenmäßig zu ihm hin. Genau in
diesem Bereich liegen ein paar der bedeutendsten Karstquellen der Region. Die
Höhlentaucher haben inzwischen schon intensivste Untersuchungen darin angestellt
und kilometerlange Gangsysteme dahinter erkundet. Da ist einmal "La Finou"
unterhalb von Montvalent. Von hier aus gelang es 1996 erstmals Bernard Gauche
eine Verbindung des inzwischen über 40 km langen gouffre de Padirac-Systems
herzustellen.
In Montvalent | |
An der Dorfquelle von Montvalent | |
Die Finouquelle |
Wenige Kilometer dordogneaufwärts liegt auf der gleichen Flußseite der Quelltopf der Fontaine de St. George. Er ist ein beliebter Tauchplatz heute für Höhlentaucher, da er leicht und einfach erreichbar ist. Nach 350 m Tauchstrecke in einem weiten Tunnel kann man das erste Mal auftauchen, nachdem man auch schon einmal auf - 29 m gehen mußte. Weil ein hydrologischer Zusammenhang mit dem gouffre de Padirac-System nachgewiesen ist, hat man vermutet, daß man hier bis dorthin vordringen kann. Kilometerweit ist die Unterwasserhöhle inzwischen erkundet, aber der Link konnte bislang noch nicht gemacht werden.
Literatur:
speläologisch
Vidal, Pierre | Cavernes en Périgord Tourisme - Spéléologie, 1981 |
Minvielle, Pierre | Guide de la France souterraine, TSCHOU, 1970 |
Cordingley, John | THE FRENCH CAVE DIVING CAMP AT CABRETS (LOT9 1987, The British Caver 105-1988, p 1-17 |
allgemein:
Beuthner, Andreas | Trüffel, Trutzburgen und steinzeitliche Kultstätten, Süddeutsche Zeitung 7. Juli 1987, S. 33 |
Schmid, Marcus X. | Südwestfrankreich, Michael-Müller-Verlag, Erlangen 2008 |
Legler, Rolf | Südwestfrankreich, DuMont Kunst-Reiseführer Köln 1994 |
Links:
allgemein:
Informationen für Ihre Reise nach Dordogne-Périgord: Franceguide
Périgord, Dordogne Ein kleiner Online-Reiseführer
Domme | Les plus beaux villages de France - Site officiel
Office de Tourisme de Domme en Périgord Noir
speläologisch:
GROTTE DE DOMME - Grotte en France - ANECAT
Grottes Préhistoriques de Cougnac
::: Bienvenue aux Grottes de Lacave :::
Le Trou du Vent - Bouzic-Perigord
Places of Pilgrimage - Water - The Resurgence, Bouzic
Landschaft und Höhlen im Departement Dordogne
[ Index ] | [ Englisch version ] | [ Höhlen und Höhlengebiete ] | [ Kunst ] |
[ HöRePsy ] | [ Höhlenschutz ] | [ VHM ] | [ Veranstaltungen ] | [ Links ] |