Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Nou Maulin


 Als wir längst schon wieder zuhause waren von unserer Tour am 30. Mai 2003 in den belgischen Karst, da habe ich im Internet folgende Zeilen über eine immerhin 1606 m lange Höhle gelesen:

Nou Maulin (Rochefort)

Les cavités communales sont accessibles aux spéléos de l'UBS munis de leur carte de membre, en activité spéléo traditionnelle (groupes réduits). Guidages interdits.
Pour les non-spéléos, s'adresser à Laurent Haesen

Wir waren einfach den Eintragungen in den Karten gefolgt, die zwischen Rochefort und Jemelle an den Ufern der Lomme einen Trou du Moulin zeigten. Die Höhle ist nicht schwer zu finden. Bevor man die Brücke über die Lomme überquert und bevor man das gleichnamige Restaurant rechts neben der Straße erreicht, zweigt nach rechts ein schlechter ungeteerter Fahrweg ab. Er führt leicht abwärts bis ans Ufer der Lomme und zu einer kleinen Parkfläche. Dort ist sofort der allmählich zuwachsende Eingang in die Höhle sofort auszumachen. Bevor die Uferverbauung die Lomme in ihr höherliegendes Bett zwang soll sie meist vollständig in der Höhle verschwunden sein und erst wieder bei den Quellen bei Eprave wieder zutage getreten sein. Inzwischen nimmt sie ihren alten Weg nur noch bei Hochwasser.

Als wir die Höhle besuchten, zuerst einmal nur in Sandalen und Taschenlampe, was für die ersten Meter auch vollauf genügte, da war wohl das letzte Hochwasser noch nicht lange her gewesen. Man brauchte nur die Wände in der Höhle anschauen. Überall klebten noch Nadeln und Laubteile an den Wänden bis in eine gewisse Höhe. Hier hatte das Regime des Wassers geherrscht, gnadenlos und kräftig. Man sollte öfters solche Höhlen besuchen. Sie können uns wieder klar machen, wie klein und nichtig wir Menschen eigentlich sind. Wenn hier das Wasser tobt, dann sollte wir uns besser draußen aufhalten. Das herrschen dann andere "Mächte", größere als wir. Wer es nicht glaubt, der kann das ja mal ausprobieren. Lange wird es wohl nicht machen. 

Schöne blank gespülte Gänge taten sich vor uns auf. Anfangs waren sie richtig groß dimensioniert, blank gespült, Schotter am Boden und die Reste des letzten Hochwassers an Wänden und Decken. Daß da auch unser Zivilisationsmüll dabei war, ist klar. Besonders auffällig waren die vielen Samen, die inzwischen aufgegangen waren und richtig viel "Grün" in die Höhle brachten. Dem Tod geweiht natürlich nur und ohne Aussicht auf irgendeine Zukunft, das nächste Hochwasser spült alles einfach ein Stück weiter in den Berg. 
Nach einem niedrigen Gangstück kam eine kleine Erweiterung und eine Informationstafel. Sie betraf das Gitter, das sich vor uns durch den Gang erstreckte. Es wurde angebracht, um das in die Höhle von außen eingetragene Material dahinter zurückzuhalten, damit der Weg tiefer in die Höhle hoffentlich freigehalten wird. Über das Gitter zu steigen, das ist nicht einfach und völlig ungefährlich. Einen kleinen Fehler zu machen oder eine Unaufmerksamkeit sich leisten zu würden, das könnte das ganze "Familienglück" kosten. Außerdem heißt es den Bauch kräftig einzuziehen. Viel Platz ist da nicht. Danach geht es niedrig weiter bis zu einer Stelle, wo es ganz aus zu sein schien. Luftzug war zu spüren und Alfred, unser "Speläotrüffels..", schaffte es tatsächlich, den glatten aufsteigenden Felsgang ohne runterzufallen hinaufzurampfen. Hinten ging es wieder runter und er schien von hinten nun wieder nach vorne auf einem Weg zu kommen, der vorher unmöglich schien. Tatsächlich ging es nach Entfernung eines Plastikteils, das wohl einmal eine Computerspielekonsole gewesen war, und die im Schotter der Höhlensohle steckte, tatsächlich hauteng und mit den Füßen voraus mich vorsichtig vorwärtsstochernd hinein, nachdem ich die Füße nach rechts aufwärts abgeknickt hatte, tatsächlich da hinein, wo Alfred von oben gekommen war. Hurra. Nicht lange. Ein kleiner Felskessel. Eine Felsstufe. Der nächste Schluf war da. Voller Schotter. Alfred mühte sich ab. Hauteng gings zu. Er steckt fest. Kam wieder. Versuchte es noch einmal. Noch einmal. Wozu? Der Rest der Truppe entwickelte Abneigungen gegen eine solche, eher zu Pygmäen passende Menschenschinderei und beschloß, sich auf den Rückzug zu besinnen. Alfred kam tatsächlich durch, aber er verfolgte die offensichtlich nach oben führende Fortsetzung auch nicht mehr viel weiter. Vielleicht ein andermal.

Wer mehr über die wissenschaftliche Bedeutung der Höhle erfahren will, der sollte den Artikel von Yves Dubois lesen. Da geht es ausführlich um die geologische Situation der Höhle und im besonderen um die vielen Fließfacetten, die es überall gibt.

 

Das Wasser aus der Höhle tritt bei Eprave wieder zu Tage. Dort mal hinzuschauen lohnt sich. Wir haben es gemacht.

Literatur:

Dubois, Yves

Le Nour Maulin, Regards/ 11 1993, S. 1ff
Becker, Dr. Hans Karl Die alten Höhlenflüsse der Lomme und Lesse (Belgien)

Links:

17-Nou Moulin


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