Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Das "Bierloch"


Ein ungeliebter Name im Augenblick. In handschriftlichen Aufzeichnungen über Höhlen im Allgäu steht da:

"1141/ b) Höhle über der Quelle von Burgberg (genutzt); 30 m lang, Siphon?"

mehr nicht.

Für wieviel bare Münze ist so eine Eintragung zu nehmen?

Wir haben am 15. Juni 2002 da mal an den "Puls der Erde" gefühlt. Unsere Erde ist ja überhaupt nicht das, als was sie gerne von den jeweils "Herrschenden" ausgegeben wird, und in das sich die Herde der "Gläubigen" nur zu gerne drängt, "ein Boot in die Ewigkeit". Wir und alles andere vergeht, neues kommt und vergeht auch wieder. Wozu springen dann hier alle wie die Heuschrecken herum? Versuchen die Züge rechtzeitig zu erreichen oder die Tankstellen?

Klaus Vater hat uns draufgebracht. Wir (Klaus Vater, Franz Lindenmayr, Willi Adelung, Peter Forster) waren am Drachenköpfl bei Füssen, vermaßen das Gelände über den beiden Eingängen der Drachenköpflhöhle, was nicht so schrecklich lang dauerte, weil die Höhle halt nur 25 m mißt. Auch der Nachmittag wollte noch verbracht sein. Da kam von Klaus der Vorschlag, doch mal zu einer Höhle im Burgberg am Fuße des Grünten zu fahren. Nach unserem Kenntnisstand sei sie noch nicht vermessen und vielleicht noch nicht zu Ende erforscht. Klaus war schon mal dort gewesen und hatte die Situation bei Hochwasser beobachtet. Da schießt ein mächtiger Bach aus der Steilwand und ergießt sich als großer Wasserfall ins Tal. Jetzt war schon längere Zeit lang kaum mehr Regen gefallen und die Schneeschmelze war auch schon vorbei. Das könnten günstige Verhältnisse sein und wir probierten unser Glück

Zu Füßen der Westflanke des Grünten liegt Burgberg. Folgt man dem einzigen Bach, der die Straße kreuzt, aufwärts, dann kommt man langsam aus dem Siedlungsbereich wiederaus, vorbei am Feuerwehrhaus, quert in einer Furt einen Bach, kann noch mal ein paar Meter steil bergauf und wiederbergab fahren und landet bei zwei Holzhütten. Von dort geht es nur noch zu Fuß weiter. Im Grunde muß man immer nur geradeaus bis zur Felswand. Ein breites trockenes Bachbett ist dort. Rechts davon entspringt eine Quelle, deren Wasser genutzt wird. Im Felsen ist eine Abmauerung mit verschlossener Tür zu sehen. Das trockene Bachbett endet an einer steilen bemoosten, teilweise überhängenden Felswand. Um zur Höhle zu kommen, muß man seitwärts ausweichen, den Hang hoch und an einer günstigen Stelle wieder zurückqueren. Wir suchten zuerst ein bißchen zu hoch. Da war von der Ferne auch schon eine schwarze Felsöffnung auszumachen, aber die endete schon nach 2 Metern. Weiter unterhalb und erst in dem Moment einsehbar, wenn man unmittelbar davorsteht, da ist das breite niedrige Eingangsmaul der Wasserhöhle. Wir befestigten an einem Baum ein 15 m langes Seil und stiegen von oben, uns immer am Seil festhaltend, zu einem schmalen Band ab, das zum Eingang führte.

In der Eingangsöffnung von 3 Metern Breite und 70 cm Höhe wächst auffallend viel und langes Moos, das in langen Strähnen von der Decke hängt. Die gesamte Höhle ist blank geputzt vom Wasser. Kein Dreck ist irgendwo zu sehen, nur saubere Steine überall. Es geht leicht abwärts in einem niedrigen, NO gerichteten Felsgang auf kiesigem Grund. Fünf Meter nach dem Eingang wird es ganz niedrig. Die Engländer sagen dazu: flat-out-crawl. Ausrechnet da gab es auch noch ein künstliches Hindernis. Ein Steinblock mit einem kleinen Nagel drinnen, um den eine feste rote Schnur gewickelt war, wohl ein Vermessungspunkt. Irgendwelche Unbekannten haben sich scheinbar schon vor uns die Mühe gemacht, das Loch ganz genau zu vermessen. Dieser Arbeit haben wir uns noch einmal unterzogen. Klaus holte das alte Vermessungszeug des VHM heraus, setzte es zusammen und los konnte es gehen. Ich setzte die Punkte und machte kleine rote Punkte mit Kreide an die 3 Punkte, die genügten, um die gesamte Höhle zu vermessen. Mit dem Maßband stellte ich dann die Länge des Meßzugs fest. Peter las die Richtungs- und Neigungswerte ab, Klaus schrieb die Daten auf und zeichnete die Höhlenskizze.

Es geht niedrig und kriechmäßig weiter 12 m nach unten, ohne richtig eng zu werden, bis zu einem klaren See. Oberhalb setzt eine Spalte an, die unbefahrbar eng schräg hoch zieht. Keinen von uns zog es ins Wasser, so daß wir es mit einer "visuellen Analyse" der Fortsetzung bewenden ließen. Der Gang zieht nach links. Ob es da dahinter wirklich weitergeht, das war nicht auszumachen, eher sah es nicht danach aus. Aber 30 Meter waren es bis zu dieser Stelle sicherlich noch nicht, also lohnt es sich vielleicht doch, dort mal hingebungsvoll in die kalten Fluten zu kriechen und nachzuschauen, oder ein andermal wieder zu kommen und zu schauen, ob das Wasser nicht von alleine verschwunden ist. Irgendwo muß ja das viele Wasser der Quelle herkommen und wenn man Glück hat, dann kommt man in ein großes aktives System. Mal sehen.


Klaus Vater am Eingang

Die steile Felswand unterhalb des Eingangs

Klaus Vater in der Quellhöhle
 

Das Wasser der Quelle

Das war der Stand am 15. Juni 2002 abends. Dann stieß ich beim Kramen in den Unterlagen des Höhlenkatasters auf ein Email vom 7. September 2001 von Alexander Maier. Er war mit zwei Kameraden, W. Gütig und G. Kleiner, am 26. Mai 2001 im Bierloch gewesen. Sie vermaßen damals die Höhle und Wolfram Gütig unternahm einen vergeblichen Tauchversuch.

Unsere Vorgänger waren jedenfalls weiter in der Höhle als wir. Nach unserer Umkehrstelle geht es in einem hochkantigen Gang 2 Meter weiter. Danach nimmt er wieder den Schichtfugencharakter an. Nach 3 Metern kam bei ihnen erstmals das Wasser. 10 m weit konnte man kriechen in einer Schlufstrecke, die zum Teil nur 20 cm Luft bis zur Decke ließ. Danach kam endgültig ein Siphon. Er wurde 3-5 m betaucht, "Doppel-4er, sidemounted, Füße voraus" und mit Nullsicht. Ergebnis: Keine Fortsetzung. Eventuell wäre aber nach Wegräumen einiger Blöcke unter Wasser ein Weiterkommen drin.

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