Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Das Drachenloch, Bayr. Alpen, D


Seltsam, da gibt es dauernd so "Experten", die konsultiert werden, wenn man was wissen will, und die wissen von nichts, und dann frägt man ein Kind, und das hat eine "Ahnung", mehr noch ein richtiges "Wissen". Das ist doch eine uralte Metapher und auch immer wieder eine richtige "Erfahrung". Es ist wie ein dauernder Tanz, Hin und Her, zwischen Wissen und Unwissen, Alt und Jung, Ahnung und Gewißheit.

Am 15. Juli 2001 ging es uns so. Willi Adelung und mir. Judith, Willis jüngster Tochter, hatte uns von ihrem Schulausflug berichtet, da sei sie mit ihrem Lehrer und der Klasse in eine Höhle eingestiegen, habe unbekannte unterirdische Räume überwunden und ist wieder heil zurück auf unseren Teil der Erdkruste zurückgekehrt. Der Lehrer habe die Kinder aufgefordert, doch mit ihren Vätern dorthin zurückzukehren und dieselbe Tour wiederzumachen. Ich zweifle daran, daß das auch nur ein einziges Kind gemacht hat. Willi kam jedenfalls mit mir dorthin.

Die Beschreibung von Judith war präzise. Haus, Wiese, Wald, Gipfelkreuz, Bank, Loch. Wir fanden es, sobald uns die gesamte Situation klar war. Schließlich führt schon ein richtiger schmaler Pfad zum oberen und zum unteren Eingang. Ich ließ mich durch den schmalen Schlitz des oberen Eingangs, wobei ich noch gar keine Ahnung hatte, daß es da auch noch eine weitere Öffnung geben könnte. Es ging offenbar jenseits der Erdöffnung weiter, Willi gab mir die Halogenlampe runter, die allerdings leider gleich nicht mehr ging. Aus dem Elektronenblitz baute ich die 4 Batterien aus, steckte sie in die Lampe, und los ging es. Ein richtig schöner kleiner Höhlengang nahm mich auf. Daß ich keinen "Schlaz" am Körper trug, was sollte es? Jeans und Haut. Eintauchend in schwarzgrauen Dreck. Ein bißchen. Es ging einfach weiter. Überall genug "air space", um einfach durchzukommen. Keine Beklemmungsgefühle. Ein schöner alter Wassergang, immer ein wenig tiefer führend, schließlich horizontal auslaufend. Es wurde noch ein wenig niedriger. Der Dreck wurde noch ein wenig nässer. Ich würde mich noch ein wenig mehr "einsauen" müssen, um da weiter zu kommen. Das einzige Lämpchen in meiner Hand war so ein kleines schwarzes ovales Teil. Ich kehrte lieber wieder um. Dreckig war ich schon mehr als genug. Oben und unten. Willi hatte oben gewartet, fotographierte mich von oben und ich ihn von unten. Ein paar Schübe nach oben und ich war wieder draußen. Die Kinder haben das nicht so gemacht.

Hatte Judith meinen Weg genommen? Wir waren uns in diesem Augenblick nicht sicher gewesen. Gab es einen weiteren Ausgang? Der Pfad schien sich weiter fortzusetzen. Ich folgte ihm und da war gleich darauf die Antwort auf meine Frage - ein weiterer Eingang. Größer, bequemer, schräg nach unten führend in einen querverlaufenden phreatischen Gang. Nach drei Seiten ging es weiter. Nach rechts führte die natürliche Fortsetzung nach unten, niedrig, schlammig und mit einer Gruppe von Pilzen auf einem eingebrachten Holzstück. Geradeaus führte der Gang in einen Felskolk, der nach oben eine Fortsetzung zu haben schien, und nach links zweigte ein in Hundestellung bequem machbarer Gang auf schwarzschlammigem Grund ab, der weiter führte, relativ bequem für den, der sich nicht gleich wieder aufrichten wollte. Der Boden war ohne Spuren, was dafür sprach, daß vor mir noch keiner hier gekrochen war seit der letzten Überflutung dieses Ganges. Ich drehte erst an einer Stelle um, die mit meinem Straßengewand wohl nicht mehr zu "machen" gewesen war, ohne massive Verluste an deren Qualität hinnehmen zu wollen, sprich sie hinterher wegschmeißen zu müssen. Außerdem kam es mir so vor, als sei ich von der anderen Seite schon dort gewesen. Ein dreckiger Tümpel mit niedriger Decke, da weigerte ich mich innerlich, noch weiter zu machen.
Hier war also unsere Judith und all die anderen Kinder "durchgeschleust" worden! Wenn man weiß, wie die geologische Situation ist, kaum ein "wirkliches" Problem, weil man ja das Ganze nicht mehr zurückgehen muß, aber, wenn man es nicht weiß, dann können einen schon unangenehme Gefühle beschleichen.

Am Gipfel

Die Höhle ist, geologisch gesehen, sehr interessant. "Darf" es in diesem Gebiet denn eigentlich eine so strukturierte Höhle geben? Die etablierten Geologen haben heute gleich eine Antwort bereit, natürlich, aber "erstaunen", finde ich, sollte uns so etwas doch noch tun dürfen! Rundherum nichts und auf einmal im Etwas wieder Nichts oder vice versa.

Zugang: Von Eisenberg, westlich von Füssen, auf einem geteerten Sträßlein hinauf zur bewirtschafteten "Alm" zu Füßen der beiden Burgen. Bei der Alm rechts abzweigen auf einem ungeteerten Weg, über eine Wiese bis zum Waldrand. Dort biegt nach rechts einen Forstweg ab hinauf zum Drachenköpfle. Oben ist ein Gedenkkreuz für die Gefallenen der Weltkriege (der "Großen Kriege" steht da! Wer hat sich denn diesen Ausdruck ausgedacht? Warum nicht "Der zwei grausamen sinnlosen Kriege"?)  und zwei Sitzbänke. Die Höhle liegt in diesem Felskopf etwas unterhalb des höchsten Punktes im Wald.

Die Höhle ist schon lange bekannt gewesen, worauf eine kurze Anmerkung in dem 1861 erschienenen Standardwerk von Gümbel "Geognostische Beschreibung des bayerischen Alpengebirges" hinweist: "Noch sei hier das Drachenloch, eine kleine Aushöhlung in einer Felswand des Schrattenkalkes unfern Eisenberg genannt, welches nur durch die Sage einige Bedeutung gewinnt." (Gümbel 547). Offenbar kannte der Autor die Höhle nicht, sonst hätte er anders geurteilt.


War die Höhle bereits im Höhlenkataster? Ich konsultierte erst einmal die Münchner Höhlengeschichte, und da tauchte sie nicht auf. Dann fragte ich erst einmal herum und bekam nicht viel zu hören. Klaus Vater war der einzige, der sie schon kannte, und da wußte jemand gleich richtig viel darüber. Das war auch kein Wunder, denn er war ja lange Jahre hindurch schon  unser Katasterführer mit einem Faible für das Allgäu. Der Name Lafterton fiel, es würde einen alten Zeitungsartikel darüber geben, aber noch keinen Plan. Warum machten wir nicht einen? Klaus war gleich dabei, Willi auch, und so ging es am 30. September 2001 wieder hinauf zur Schloßbergalm. Um halb 10 Uhr wollten wir uns dort treffen. Es wurde ein bißchen später, nicht zuletzt verursacht durch die Autoschlange, die sich bei Seeg noch immer bildet, weil das Autobahnteilstück bis Füssen fehlt. Willi wartete natürlich schon am kleinen Parkplatz, auf dem erst ein weiteres Auto stand.

Das war richtiges Komfortcaving. Vor uns lag lediglich ein Weg von ca. 10 Minuten, ein bißchen runter, ein bißchen rauf, wenig Gepäck, am Drachenköpfle eine Holzbank in der Herbstsonne, drei Damen saßen auch einem weiteren Bankerl 20 Meter von uns entfernt und "genossen das Panorama". Klaus hatte von Dolfi Triller die neueste Version des von ihm konstruierten Hängezeugs geholt und dabei - was ja nicht selbstständlich ist, das gab es auch schon, der Vermessungstrupp vor Ort und das Vermessungszeug daheim - jetzt sogar mit beleuchtetem Kompaß! Der obere Eingang zur Höhle ist nur 1 Minute vom Bankerl entfernt, weshalb wir bei dem regen Publikumsverkehr lieber unsere Sachen mithinunter nahmen. Meßpunkt 1 befindet sich direkt über dem Eingangsschlitz. Einen roten Kreidepunkt malte ich dorthin und verschwand umgehend darin. Nicht mal zwei Meter betrug die erste Meßlänge, dann galt es das Maßband erst nachzuziehen, dann etwas fest anzuziehen, um den Neigungsmesser zu entarretieren und dann wieder loszulassen, und dann einfach ruhigzuhalten, daß Willi am Meßgerät auch noch die Richtung ablesen konnte.

Diese Prozedur wiederholte sich nun Meßpunkt um Meßpunkt, weshalb ich mir natürlich alle wiederholten Schilderungen sparen kann. Langsam, sehr langsam, kamen wir nur vorwärts, was ich aber auch überhaupt keinen Verlust finde. Denn endlich einmal nimmt man sich Zeit, etwas länger und ausführlicher auf die vielen kleinen Erscheinungen am Wege etwas mehr zu achten, als man das gewöhnlich tun würde. Das liebe ich langsam richtig. Da windet sich ein Regenwurm in einer Pfütze, das seilt sich eine Spinne vom Knie ab, da tanzen zwei Schmetterlinge plötzlich im Licht der Helmlampe. An vielen Stellen kommen Wurzeln herein in den Höhlenraum, alle unterschiedlich, mal knödelartig, mal spaghettimäßig, mal vereinzelt dick, mal buschig fadig. Klaus nimmt höchst gewissenhaft alle Meßdaten auf, zeichnet, radiert wieder das aus, was ihm nicht richtig erscheint, was nicht einfach ist, denn der baazige braune Höhlenlehm kriecht langsam überall hin, auch auf seinen kleinen Radiergummi.

Die ekelhafteste Stelle ist eine Senke, in der noch Wasser steht. Sie wird unterschiedlich "gemeistert", je nach Ausstattung und Lust sich "einzusauen". Ich habe keine Handschuhe dabei und versuche es durch die Bauch-Ellbogen-Methode, was auch mit Kompromissen gelingt. Zwischendrin versuche ich auch immer wieder ein Foto mit der Pixelkamera zu schießen, was auch gelingt, aber der Kamera einiges abverlangt. Nachdem sie wieder einmal im Lehm gelandet ist, habe ich eine Idee und stecke sie direkt zwischen Hemd und Haut. Da fällt sie nicht wieder heraus und überlebt auch dieses kleine "Abenteuer". An einer Stelle kann man wirklich und tatsächlich stehen, was wir auch gerne tun. Dann wirds aber gleich wieder niedriger, aber man kann schon das Licht des zweiten Eingangs sehen. Wir wühlen uns dort hinaus und am Ende haben wir gut 25 Höhlenstrecke erfolgreich vermessen.

Unser Unternehmen ist noch nicht zu Ende. Jetzt kommt die Oberfläche dran. Nordostwärts vom zweiten Eingang versteckt sich jenseits eines Zauns noch ein winziges Loch mit starker Bewetterung. Zu sehen ist das aus vielen Blickrichtungen gar nichts. Erst wenn direkt davor steht, dann sieht und spürt man es. Kräftiger Luftzug kommt da heraus, befahrbar ich das aber nur für Zwerge und ähnlich kleinwüchsige Wesen wie Kinder. Uninteressant ist dieses Löchlein nicht. Direkt über dem Portälchen wächst übrigens eine richtige Kolonie von Wesen aus der Botanik. Erst hieß es, es seien Pilze, dann sollten es Flechten sein, jedenfalls ist hier ein besonderes Minibiotop, bedingt durch die Wechselverhältnisse zwischen Underground und Surface.

Beim Schlitzeingang vermaßen wir am Ende noch eine kleine verfüllte Doline ein, die wohl mit der inzwischen wohl längst eingestürzten Fortsetzung nach oben zusammenhängt.

Unsere Mission war erfüllt. Wir zogen uns zurück, ein bißchen gestört durch so einen jungen "Typen" auf seinem Motorradl, die Luft mit den Emissionen aus dem Auspuff verpestend, die Stille mit dem Brrrrrrrh ständig vertreibend, mit welchem Sinn auch immer den Berg rauf und wieder runter und querfeldein durch den Wald "strebend". Tief (?) durchatmen. In der ziemlich vollen Schloßbergalm ließen wir diesen schönen Tag ausklingen. Käsespätzle und Kaiserschmarrn, Apfelschorle und Radlermaß verwöhnten unsere Hohlräume im Gebein, da hat sich in den vergangenen Jahren nicht viel geändert. Wie lange wird es dauern, bis Klaus Vater den Plan gezeichnet hat. Seine Normalzeit ist 5 Jahre. Mal sehen. Vielleicht schafft er es noch bis zum Winter mit den langen Abenden, die uns zum Zuhausebleiben angeblich zwingen.

Vor der Schloßbergalm
Blick Richtung Füssen
Beim Umziehen im "Gipfelbereich"
des Drachenköpfls
Klaus mit dem
Vermessungsgerät
Detailaufnahme des
Vermessungsgeräts
von Dolfi Triller
Der obere Eingang
Klaus im oberen Eingang
Der Erste ist drinnen
 
Der erste Vermessungspunkt

Willi am Gerät

Blick von drinnen nach draußen
Die ersten Meter in der Höhle -
es geht abwärts
Es wird eng
 
Nicht viel Neues
Die dreckigste Stelle -
eine Schlammpfütze ist zu durchqueren
Höhleninhalt -
kein Gold, sondern Wurzeln
Willi am Meßpunkt

Klaus beim Zeichnen des Höhlenplans
Der "größte" Raum in der Höhle -
man kann dort einigermaßen stehen
Wurzeln im Höhlenboden
Die Erde hat uns wieder
Wüßte man nicht, wo die Höhle liegt,
von hier aus würde es man nicht erahnen
Auch hier steht Klaus direkt vor einem
Höhleneingang -
von hier aus ist er nicht zu sehen
Der versteckte Eingang -
ein kühler Luftzug streicht ständig heraus
Ein Zwerg oder etwas ähnliches müßte
man da sein -
geht es dort drin weiter?
Kalter Luftzug kommt heraus und
kündet von unbekannten Fortsetzungen

Wir haben Lust bekommen, im Allgäu nach weiteren Höhlen zu schauen. Die dürfen ruhig auch etwas kleiner sein. Denn die lassen sich bequem an einem Tag besuchen, photographieren, vermessen und abschließen.


15. Juni 2002
Um die Vermessung der Höhle abschließen zu können, wollte Klaus Vater noch eine Außervermessung zwischen den verschiedenen Eingängen der Höhle haben und außerdem noch eine Einmessung in Bezug auf das Gipfelkreuz des Drachenköpfls. Dieser Aufgabe unterzogen sich Klaus Vater, Willi Adelung, Peter Forster und ich an diesem wunderbaren Frühsommertag. Außerdem wurde ein bißchen nachgeforscht, woher der starke Luftzug beim unbefahrbar engen untersten Eingang im Norden kommt, dem "Blasloch". Peter Forster rauchte diesmal "dienstlich" ein paar Zigaretten und half damit ein wenig, die Zusammenhänge zu klären.

Fotos Willi Adelung

Ich beim Fotographieren mit der Digitalkamera

Peter Forster im unteren Eingang
Peter Forster beim "Rauchversuch"
Klaus Vater im Unterholz bei der Untersuchung
des stark bewetterten, aber unbefahrbaren
Eingangs

 

Beim obersten Eingang war dadurch richtig sichtbar, wie die Luft in die Höhle besogen wird. Beim unteren Eingang reichte der Zigarettenrauch nicht aus, da arbeitete Peter mit Karbid, dessen Geruch von Klaus tatsächlich am Blasloch leicht wahrgenommen wurde. Ist damit wirklich geklärt, daß es in der Höhle nicht mehr weitergeht? Vielleicht müßte man am unteren Ende eine große Grabaktion starten und den ganzen eingeschwemmten "Dreck" tatsächlich herausschaffen. Aber wer macht sich schon diese Arbeit? Unterhalb des Blaslochs fanden wir noch eine kleine Höhlenöffnung, unbefahrbar klein, aber einen kleinen Blick ins Berginnere freigebend, unbewettert. Wer weiß, was sich da noch alles verbirgt!


Die Umgebung


Herbst 2013. Ich habe ein paar Stunden Zeit, bevor mein Literaturseminar im Kloster Irsee beginnt. Die nutze ich, um nach vielen Jahren noch einmal in die Höhle zu gehen. Natürlich werden Erinnerungen auf meinem einsamen Weg wachgerufen. Damals waren wir so viele, diesmal bin ich alleine. Klaus ist inzwischen gestorben. Seine "sterblichen Überreste" ruhen in einer Mauer auf dem Münchner Ostfriedhof. Der Plan ist fertig, veröffentlicht. Warum überhaupt noch einmal in diese Höhle gehen? Alles? erforscht, vermessen, beschrieben, abgehakt?

Nein, unser Blick reift, hoffentlich. Gibt es nicht doch irgendwo noch Fortsetzungen? Natürlich. Auch beim oberen Eingang gibt es eine "verdächtige Stelle". Aber die verheißt Arbeit, viel Arbeit. Und nur mit geringen großen Erfolgsaussichten. Kleinen vielleicht. Mein Hauptziel ist es, ein paar Bilder zu schießen in SCP-Manier. Das Zeug habe, hätte ich dabei. Alleine in einer Höhle zu photographieren. Geht. Ist nicht einfach, aber wenn die Bedingungen stimmen, da gibt es durchaus Beachtenswertes zu sehen. Hier sind die Verhältnisse nicht gut. Eng ist alles, dreckig, monoton. Ein Stativ aufzustellen, Blitze auszulegen, mit dem Selbstauslöser arbeiten alleine - hier sehr schwierig bis unmöglich. Und was würde man wirklich dann aufs Bild bannen? So strecke ich nur den Fuß mit meinem Schuh dran aus und nehme halt auch das auf. Wieder und wieder - weil es halt nichts anderes zu sehen gab. Bei den Details wurde es dann aber doch noch spannend. Tiere, Tiere, überall an den Wänden. Spinnen und mehr. Wurzeln an vielen Stellen. Genug, um mich auf Trab zu halten. Am Ende die große Überraschung. Menschliche Geräusche in der Höhle. Ich war auf einmal nicht mehr alleine in diesem, so meine Meinung vorher, weltvergessenen Loch. Nein, da unterhielt sich richtig jemand mit einem anderen Mitglied der anthropogenen Gattung. Würden die gleich bei mir vorbeikriechen wollen, wo gerade für mich noch Platz war? Die Stimmen wurden auch wieder leiser. Am Ende begegnete ich dann einen sehr jungen Mann mit einer kleinen Taschenlampe, der in den untersten, ziemlich kleindimensionierten Endteil der Höhle gekrochen war. Draußen stand der Vater, der ihm anschaffte, nicht in den anderen Höhlenteil zu gehen, wo es zum zweiten Höhlenausgang ja geht. Warum auch immer. Einen Grund nannte er nicht. Die Mama kam gerade auf dem schmalen Pfad heran, beim oberen Eingang harrte noch eine weitere schwarzhaarige junge Frau - ein richtigen Menschenauflauf erlebte ich da gerade. Ich suchte das Weite.

Offenbar hatte der Aufruf des Lehrers an die Schüler, daß sie ihre Eltern mit in die Höhle nehmen sollten, doch, für ich unerwarteterweise Früchte getragen. Nun sind sie da.

 
     
 
     
   
     
Weberknecht
     
Posthornschnecke

 

Zikade

     
 
     
 
     
Kugelspinne
     
 
     
 
     
 
     
 
     

Die einzige Besucherinschrift  - dem Jahre 1997
 
     

Der geologische Grund dafür, daß es am Drachenköpfl eine Höhle gibt, ist, daß dort Kalk aus dem Helvetikum in einem isolierten Vorkommen an die Oberfläche tritt. Nun ist das in der Umgebung nicht nur einmal der Fall. Ein Blick auf eine geologische Karte zeigt das. Da sind in der Umgebung noch ein paar weitere Vorkommen. Sollte es dort vielleicht auch Höhlen geben? Willi und ich sind jedenfalls dran, da mal nachzuschauen. Am Ostertag 2006 haben wir das mal versucht. Oberhalb des Hopfensees gibt es da einen Buckel, auf dessen Gipfel eine alte, verfallende Burg steht und nun das zu sehen ist, was die Burgrekonstrukteure da wieder hingezaubert haben. Nach Süden zu geht es senkrecht in die Tiefe. Eine Felswand unter einem. Die Kalkschichten sind hier offenbar senkrecht gestellt worden. Wir kletterten herum, konnten aber nicht mal die Spur einer Höhle dort finden. Das ganze Gelände ist aber noch nicht abgesucht, weshalb wir wiederkommen werden.

Blick vom Gipfel des Köpfls auf den Hopfensee
Die Kalkblöcke im Waldhang
Die Kalkwand unterhalb der Burg
Eine "Höhle" für Tiere - ein Fuchs lebt dort vielleicht
Blick Richtung Tegelberg, Ammergauer

 


Literatur:

Gümbel, C.W. Geognostische Beschreibung des bayerischen Alpengebirges und seines Vorlandes, hrsg. v. k. bayerischen Staatsministerium der Finanzen, Gotha 1861
Laferton, S., Eigler, H. Das Drachenloch - Eine Kleinhöhle im Ostallgäu, Das schöne Allgäu, 6/85, Juni, Kempten 1985
Lindenmayr, Franz Carl Wilhelm von Gümbel und die Höhlen in den Bay. Alpen, Teil 2: Was in der "1861-er Höhlenkarte" nicht vorkommt, aber in seinem übrigen Werk erwähnt wird", Der Schlaz 134-2022, S. 41ff.
Pröttel, Michael Auf der Spuren geheimnisvoller Alpensagen, J.Berg-Verlag, München 2007
Wolf, Andreas Schwäbisch-Bayerische Hochebene zw. Iller und Lech 1170, in: Münchner, Höhlengeschichte II, 50 Jahre Verein für Höhlenkunde in München e.V., München 2004, S. 54

 

Links:

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