Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Der "Kuhschlucker" am Unternberg, Chiemgau


Der Unternberg liegt westlich von Ruhpolding in den Bayerischen Alpen. Er ist für den Tourismus gut erschlossen über eine Doppelsesselbahn, die Wanderer in ein paar Minuten bis hinauf auf 1420 m Höhe bringt. Oben wird der Blick gleich frei in Richtung Süden und Südwesten, wo sich mächtig vor einem das Sonntagshorn, das Dürrnbachhorn und weitere Berge auftürmen. Auf einem geschotterten Weg kann man leicht abfallend dem Bergkamm folgen bis zu einer Weggabelung bei der Unternbergalm. Von da geht es entweder wieder talwärts über die Schwendtboden-Diensthütte oder, in etwa die Höhe haltend, Richtung Hörndlwand, Gurnwandkopf, Weitsee usw..

Nicht weit von dieser Abzweigung fiel vor ein paar Jahren dem Bauern eine Kuh in ein Felsloch im Eisenberg. Die Weidewirtschaft wird im Sommer intensiv dort betrieben, was man an den zerstampften Wiesenflächen gut sehen kann. Manche Stellen sind besonders beliebt, da wächst dann gar kein Gras mehr und man hat richtige ausgetretene Kuhpfade oder kleine Schlammplätze. Einer dieser Pfade führt zu einer schattigen Stelle unter den großen Nadelbäumen, offenbar suchen die Tiere von alleine schattige und kühle Plätze gerne auf. Meistens ist das nicht gefährlich, aber an einer Stelle, da klafft ein tiefes Loch vor der Felswand und da geht es senkrecht in die Tiefe. Der Bauer hat auf die Gefahr auf seine Weise reagiert und einen Stacheldrahtzaum drumherum gebaut, der die Tiere abhalten soll, dort hinein zu fallen.

Einmal ist es vor Jahren doch passiert und die Bergwacht rückte aus, um das Tier zu bergen. Ich habe keinerlei Informationen über Details dieses Vorfalls, und der Bauer, dem das Malheur passiert ist, der ist inzwischen verstorben. Vielleicht findet sich ja noch jemand, der etwas über den Vorgang weiß. Was überliefert ist, das ist die Information, daß die Bergwachtler auf - 60 m vorgestoßen seien, was ja ganz beachtlich wäre. Bislang taucht die Höhle noch nicht im Kataster der Höhlen in den Bayerischen Alpen auf, weshalb es angebracht ist, dort noch etwas weiterzuforschen.

Im Juli 2009 waren wir mal für einen kurzen Vorstoß unterwegs. Mit Hilfe der mitgebrachten Seile hätte man noch viel tiefer abseilen können, aber nach ca. 15 m war erst einmal Schluß. Es geht schön geräumig in die Tiefe, die voller altem Müll auch ist. Offenbar war die Höhle eine bequeme Entsorgungsstelle für die Hütten in der Nähe. Große dicke Holzstämme liegen am Grund und verschließen momentan die eventuelle Fortsetzung in die Tiefe. Mehrere Aufgaben bleiben offen: Vermessung des Schachts, Freiräumen der Fortsetzung und Entmüllen des Hohlraums.

Einen richtigen Namen hat die Höhle auch noch nicht. Wie wäre es mit "Kuhschlucker", nachdem auch schon Namen wie "Sockenschleuder" oder "Tabellenführer" auch schon akzeptierte Namen von Höhlen in den umgebenden Gebirgsstöcken geworden sind.

Eine seltsame Beobachtung machten wir auch noch. Aus der Gipfelregion des Eisenberges stiegen aus einer Lücke im Wald dauernd starke Nebelwolken auf. Es gibt solche Phänomene an einigen Stellen in Karstgebieten - gelegentlich sind sie richtige Hinweise auf große Höhlensysteme dahinter, siehe Platteneck-Eishöhle im Tennengebirge. Untersucht gehört diese Erscheinung einmal!

 
 
 

 

Literatur:

   

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