Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Das Schmideloch, das Felsentor bei Unteremmendorf und die Umgebung in Richtung Beilngries,
Mittleres Altmühltal, D


29. November 2003. Ich habe eine Mittagspause frei. Eigentlich bin ich bei einem "Dichterseminar", einer wunderbaren Mischung aus meditativem Tanz, Biblio- und Poesietherie, in Steinerskirchen am Nordrand der Hallertau. Aber da ist noch ein bißchen Zeit eben, und die nutze ich, um schnell mal mit dem Auto auf der Autobahn nordwärts Richtung Altmühltal zu fahren, dann bei Kinding sie zu verlassen und ein paar Kilometer ostwärts im Talgrund bei nebligem Wetter, Engländer nennen das pea soup, bis zu dem kleinen Ort Unteremmendorf zu fahren.

Auf jeder Karte des Altmühltals ist ganz in der Nähe das "Felsentor" eingezeichnet, sicherlich eines der schönsten, die es dort gibt. Die Örtlichkeit ist nicht schwer zu finden. Man fährt einfach der Hauptstraße entlang aufwärts, die mitten im Ort zweigeteilt ist. Der Dorfbach separiert die Fahrbahnen, die sich erst bei der Nikolauskirche, einer Wehrkirche aus dem 12. Jahrhundert, wieder vereinigen. Dann geht es noch kurz bergwärts weiter, eh sich die geteerte Straße endgültig zweiteilt. Nach links führt ein gesperrter Weg den Hang hoch, nach rechts auch, aber da darf man fahren. In der Nähe dieser Stelle ist das auffällige Wegschild: "Felsentor". Von dort geht es nur noch zu Fuß den Hang hinauf. Da man hier keinen Parkplatz hat, gilt es erst für sein Gefährt irgendwo eine Abstellmöglichkeit zu finden. Wer nach der Quelle des starken Baches sucht, der landet wohl, wie ich auch, an einem Kanalrohr, aus dem das Wasser sich ergießt. Mehr ist da nicht zu sehen.

Der Weg führt erst mal in eine Geländeform, die man in Frankreich "réculée" nennt, so eine Art "Blindtal". Der Weg biegt dann nach rechts und führt bequem und sicher begehbar (da haben doch ganz Vorsichtige sogar ein Drahtseil an Bäumen befestigt!) nach oben. Irgendwann knickts wieder zurück in die alte Richtung und man sieht schon von der Weite das Felstor. Ein dünner Felskamm spannt sich von Felspartie zu Felspartie - Ist es der allerletze Rest einer früheren Höhlendecke. Alles, was mal dazu gehört hat, ist das inzwischen zusammengestürzt? Oder ist es so, wie ein Autor im Zusammenhang mit den "Burgställen bei Unteremmendorf" schreibt: "Ein aus dem gewachsenen Felsen herausgehauenes, beeindruckendes Tor überspannt den tief eingeschnittenen Halsgraben, durch den die Burg gegen das im Süden flach liegende Hinterland abgetrennt war." Natürlich oder künstlich? Ich plädiere für eine natürliche Entstehung!

Links und rechts davon gibt es für den Höhlenschnüffler noch etwas - zwei kurze Höhlen. Die rechte davon ist ohne Licht von vorne bis hinten zu machen, bei der linken erreichen nur die ganz Mutigen ohne mitgebrachte Leuchte das Ende. Das "Schmideloch", das auch "Schneiderloch" heißt, ist ein breiter, bequem aufrechtbegehbarer Gang, der heute über eine kurze Eisenleiter erreichbar ist, führt tiefer und tiefer in den Berg. Irgendwann wirds so finster, daß man halt einfach nichts mehr sieht, obwohl es immer noch weiter geht. Leider kommt da nicht mehr viel. Irgendwann ist da einfach Schluß. Alles ist zu. Ende. Wie entsteht so etwas? Ist hier nur das verstopfte Ende einer einstmals viel größeren Höhle? Ist es nur eine Laune der Natur, daß es hier nur diese kurzen Höhlen gibt, oder haben hier vielleicht die Höhlenforscher einfach noch nicht so genau "nachschaut" wie im gar nicht so weit entfernten Mühlbach?

Am spannendsten ist es eigentlich für richtigen "Höhlenforscher", wenn er darüber nachsinnt, wo es denn noch "was zum Erforschen" geben könne. Hier kam es mir so vor, als sei da so ein Ort. Wo man was gefunden hat, da ist es eigentlich schon nicht mehr so richtig "aufregend", weil die Phantasie nicht mehr richtig "Futter" dort findet. Da gibts dann schon Pläne, Zeichnungen, Fotos davon. Es ist wie bei den Zigeunern. Dann wird weitergezogen.

Das Schmideloch sei auch eine "Opferstätte" gewesen, der Name des Felsen sei vom germanischen Gott "Thor" abgeleitet, heißt es in einem Buch. Plank schreibt 1859 darüber, daß es einer Sage nach einem Bergwerk zugehörte. Das macht die Natur schon gut alleine, da brauchts keinen Menschen dazu.

Schreiben läßt sich auf Papier praktisch alles. Ob es halt stimmt, das ist noch ganz was anderes. Aber wie viele Menschen halten sich nicht an "Blättern" fest. Müssen sie ja auch, schließlich überleben wir ja in unserer Sogwelt-nach-unten wenigstens einige Zeit damit.

Seit einigen Jahren ist der Zugang zum "Schneiderloch" im Winter über die Leiter nicht mehr möglich. Aus "Fledermausschutzgründen" ist das Betreten ab dem 1. Oktober untersagt bis zum Frühjahr. Um derm Verbot mehr Nachdruck zu verleihen ist die Leiter von zwei Platten, eine davon mit Beschriftung mit Begründung (warum man den Zugang sperrt) abgedreüßteckt, so daß man schon ein geschickter Kletterer sein müßte, um sich seitlich daran hinaufzuwinden. Aber wer unbedingt in eine Höhle will, daneben ist ja noch ein Eingang, kastenförmig, breit und einige Meter in den Berg führend. Dann nähert sich der lehmige Boden der Decke und da ist erst einmal Schluß. Gräbt da vielleicht einmal jemand?


  Die Nikolauskirche im Dorf

dahinter der Altmühlhang mit den Höhlen

   
Blicke rundum - nach oben und unten, links und rechts,
vor und zürück, von draußen und drinnen
   
  Die Naturbrücke
Eingang Schmideloch
   
 
   
     
Etwas für Kenner und Liebhaber abstrakter
Höhlenkunstfotographie

März 2013

 

Der Eingangsteil des Schmidelochs ist ein ideales Übungsgelände für Höhlenphotographen. Die Einfachheit der Begehung ist hier kombiniert mit einer geknickten Gangführung, die viele Experimente mit der Ausleuchtung ermöglicht. Immer neue Möglichkeiten tun sich auf...

 
     
 
     
 

 

Entlang des südlichen Altmühltalhangs

So wie an vielen anderen Stellen im Altmühltal, lohnt es sich für "Höhlenforscher", den Rändern des Altmühltals zu folgen. Am Fuß des Hänge konnte es ja sein, daß da einen Karstquelle entspringt, die magnetisch die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Liegt dahinter vielleicht eine große Höhle? Seit den erfolgreichen Grabungen in Mühlbach weiß jeder, daß das erfolgreich sein könnte. Aber wie in Mühlbach ist ein schneller Erfolg meist nicht möglich. Es heißt zu graben, lange, lange und noch einmal lange. Und wenn man aufgegeben hat, dann macht vielleicht jemand weiter an dieser Stelle und findet eine Woche später die große Fortsetzung. Das hat es alles schon gegeben.
Unterhalb von Infersdorf liegt im Hang so eine Stelle. Man kommt, vom Tal ansteigend, an eine Stelle in einem trockenen Tal, wo das Gelände eine Art Sprung macht. Die Wände sich aus plattigem Kalk. Unterhalb scheint da ab und zu Wasser, viel Wasser, hervorzukommen. Nicht oft. Aber doch immer wieder. Gibt es einmal jemand mit Potential, viele sagen wohl dazu, "Verrücktheitspotential", der da anfangen würde, loszugraben. Ein wenig seine "Maulwurfsnatur" spürend? Ich bin nicht optimistisch. Ansonsten gibt es in diesem Abschnitt zwischen Unteremmendorf und Beilngries, der noch nicht gründlich untersucht ist, wie so viele andere Stellen nicht nur im Altmühltal, bislang, nur kleine Sachen. Eine Naturbrücke, eine kurze Schlufhöhle, vielleicht noch mehr. Begeisterung ist dazu nötig, da immer wieder hinzugehen und nachzuschauen. Peter Timer von den Ingolstädter Höhlenfreunden hat sie und nimmt immer wieder andere mit, damit auch sie einmal sehen, was sich das alles vor allem im obersten felsigen Abschnitt des Tales versteckt.

< Großer Lochstein in Irfersdorf vor der Kirche

> An der Kante zwischen Tal und Hochfläche 

2017

< Blick über das Altmühltal
Wurzeln mit Höhlenspinne
Schmutziger Arm nach Höhlenvorstoß

 

 

 

 

 


Literatur:

Zaenker, Stefan Höhlenexkursion im Naturpark Altmühltal (Teil 2), Der Grottenolm, Heft 4/1994, S. 4-8

Links:

http://www.urlaub-im-altmuehltal.de/markt-kinding/index.htm

Landschaft und Höhlen im Altmühltal und Umgebung

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