Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Alexander-von-Humboldt-Höhle bei Geroldsgruen, Frankenwald


"Diese Höhle ist normalerweise für die Besucher gesperrt, da die Höhle recht verzweigt ist und sich schon mal Kinder darin verirrt haben." (aus dem Internet)

Warum trägt diese Höhle heute diesen Namen? Warum wurde der verdiente Naturforscher dadurch geehrt, daß man eine lange schon bekannte Höhle nach ihm benannt hat? Hat er jemals die Höhle besucht und sich irgendwie darum verdient gemacht? Eine Frage, die bislang noch nicht befriedigend geklärt ist!

Warum hat man sie abgesperrt? "Nur der vernünftige Mensch paßt sich der Natur an, der unvernünftige möchte die Natur an den Menschen anpassen - darum hängt jeder Fortschritt von den Unvernünftigen ab." (Joesi Prokopetz) Warum paßt dieser Spruch dieses Österreichers auch hier, wie bei so vielen anderen "Höhlenverschlüssen" so gut?

Immerhin wurde sie schon bei einem "Tag des Geotops" für die "Öffentlichkeit" wieder geöffnet. Warum nicht öfter?

Auszug aus einer Beschreibung der Höhle, erstellt am 19.10.1985: "Nach rechts führt die "schliefbare" Verbindung zum "Irrgarten", deren Benützung sich für Besuchergruppen aus verständlichen Gründen verbietet, denn wer hier nicht schmutzig werden sollte, müßte fliegen können." Das hat ein Fachmann geschrieben.

Gümbel hat die früher als "Langenauerhöhle" überall bezeichnete Höhle schon aus geologischer Perspektive beschrieben: "...entstanden durch die Zersetzung eisenreichen Schiefers und der Knollenlage in dem oberdevonischen Kalkstein. Thierische Überreste sind in derselben keine angetroffen worden" und sie in seiner Arbeit "Die natürlichen Höhlen in Bayern" eine von ganz wenigen erwähnt.Auf 414 m Gesamtganglänge ist sie inzwischen vermessen. Am tiefsten Punkt befindet sich ein Tümpel, der jahreszeitlich bzw. witterungsabhängig, einen stark schwankenden Wasserspiegel hat.

Im Oktober 2021 habe ich mich einmal auf die weite Reise gemacht und bin in diesen entlegenen Winkel Bayerns gereist, um selber einmal zu sehen, was es mit dieser Höhle heute auf sich hat. Es gibt z.B. eine "Wanderkarte Geroldsgrün" unter dem Motto "Wandern im Frankenwald". Wer weiß, wo er in etwa zu schauen hat, der findet sie sogar eingezeichnet. Der kürzeste Zugang ist wohl von "DÖ94 Auf Jägersteigen". Erst geht es leicht etwas höher und dann dauernd abwärts. Vor Ort weist überhaupt nichts auf die Höhle hin. Man muß schon eine gute elektronische Karte dabei haben, daß man den Abzweiger vom Schotterweg findet. Es fallen zuerst die Trichter auf, die es in dem abfallenden Hang gibt. In einem davon liegt auch der Eingang. 

Da war wohl schon lange niemand mehr da gewesen, weil ein großer Laubhaufen sich am Eisentor aufgehäuft hatte, so daß der untere Rand davon gar nicht mehr sichtbar war. Ein horizontaler Schlitz soll wohl den Fledermäusen weiterhin den Zugang ermöglichen. 

Ich frage mich, was eigentlich mit den anderen Tieren zum Beispiel ist, die auch Höhlen aufsuchen, die aber durch die einseitige Bevorzugung dieser Tierart vor allen anderen ausgeschlossen werden. Auch die Nutzung der Höhle durch andere Tiere wird massiv verändert, aber wen kümmert das schon? Es wird hauptsächlich auf die Bestandszahlen der Fledermäuse geschaut, wenn die nach oben gehen, dann fühlen sich manche bestätigt und machen halt so weiter. Das Höhlenklima wird anders, da der Luftaustausch durch den veränderten Querschnitt nun ein anderer ist. Was hat das für Folgen? Außerdem wurde zur Begründung angegeben, man wolle die Höhle vor weiterem Sinterraub bewahren. Nachdem sie jetzt Jahrhunderte hindurch offen stand. Im frühesten noch überlieferten Bericht über die Höhle aus dem Jahre 1797, verfaßt von dem Gymnasiumsrektor Johann Theodort Benjamin Helfrecht, hatte es auch schon geheißen: "Jetzt sollen die Stalaktiten dieser Höhle von den vielen Naturalien-Liebhabern, die sie besuchten, ziemlich ausgeräumt sein, und nicht mehr den ehemaligen prächtigen Anblick geben." 

Gleichen wir nicht alle Blinden, die sich mit ihren Stöcken durch die Welt tasten, ohne uns so recht bewußt zu sein, daß wir immer nur sehr ausschnitthaft die Welt wahrnehmen - und manchmal das schon für das Ganze halten, falls es das überhaupt gibt?

Literatur:

Gümbel, Dr. C. W. Geognostische Beschreibung des Fichtelgebirges mit dem Frankenwalde und dem westlichen Vorlande, Gotha 1879
Gümbel, Dr. C. W. Die natürlichen Höhlen in Bayern, München 1879
Helfrecht, J.T.B. Versuch einer orographisch-mineralogischen Beschreibung der Landeshauptmannschaft Hof oder des kombinierten Bergamtes Lichtenberg-Lauenstein, Hof 1797
v. Horstig 1966
Leheis, H. Alexander-von-Humboldt-Höhle. In Kulturwarte - Nordostoberfränkische Monatsschrift für Kunst und Kultur, Heft 5/1969. Hof 1969, S. 108–110 (mit Karte)
Pryzbilla, Olaf Der rastlose Denker, Süddeutsche Zeitung Nr. 299, 29./30. Dezember 2018, R 13
Roost, J.B. Atlas des Königreichs Bayern in IX Blättern, nach Director Cammerers Königreich Bayern gezeichnet und bearbeitet von J.B. Roost, 1834

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