Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

 

Im Ostteil des Veldensteiner Forsts 

 


Wie in Südchina, Vietnam oder Laos soll es einst in dem heutigen Gebiet des Veldensteiner Forstes ausgesehen haben, wie in einem richtigen Kegelkarstgebiet, in der Kreidezeit.

Huang Mua, Vietnam Phasoung, Laos

Später kamen sandige Ablagerungen in der gewaltigen Wanne drüber und bedeckten danach fast alles in der Oberkreidezeit unter einer Deckschicht. Bis zu 200 m tief ist diese Senke nun mit Grundwasser gefüllt und bildet damit ein sehr großes Wasserreservoir. Schon früh wurde die Bedeutung des Wasservorkommens er kannt, und die Karstquellen bei Fischstein und Ranna im Jahre 1906 für die Wasserversorgung von Nürnberg geschützt.
Das hatte allerdings auch Nachteile. Einige Ortschaften wurden abgesiedelt und dem Erdboden gleichgemacht. Nur noch Gedenktafeln daran sind dort heute zu finden, z.B. am Rauhenstein, wo ein kleiner Höhlenraum im hinteren Teil des einstigen Hauses noch erhalten ist. Man hatte versucht, ihn mit der Art Betonverschalung abzuschließen, aber der berühmte Zahn der Zeit nagt auch hier schon massiv. Nur noch eine kleine metallene Gedenktafel erinnert an diesen geschichtsträchtigen Ort.

Höhlen gibt es in diesem Gebiet eine ganze Reihe, insbesondere auf den westlichen Hochflächen oberhalb der ungezähmt gelassenen Pegnitz.

Ein ganz besonderes Objekt ist die Seeweiherquellgrotte. Im Sommer 2023 lief im Bayerischen Fernsehen ein Film über "Wasser in Bayern" und da war eine Höhle zu sehen, die auf wenige Meter trocken zu begehen war. Das war uns im Juli 2023 nicht mehr möglich. Es war schon ein kleineres Problem überhaupt hinzukommen, denn das ist nur an einer Stelle möglich und die heißt es erst einmal zu finden. Ansonsten wird der Zugang zu einem Ringen mit hohen Schilf, Schlamm und trübem Wasser. 
Der Blick auf den Eingang ist vollkommen unüblich für die Fränkische Alb. Eine Felswand erhebt sich hinter einem See und in der klafft ein dreieckiges Loch. Hat man es endlich erreicht, dann blockiert irgendwie eine Holzplattform den Zugang. Sie ist ein wertvolles Relikt früher Höhlenforschung, den mit ihrer Hilfe hat der sehr verdiente Höhlenforscher und Geologe Richard Spöcker an dieser Stelle eine Bohrung niedergebracht, die bis zum Grund der Karstwanne hinabführen sollte und zu den spektakulären Ergebnissen führten. 
Die Höhle hat eine seltene Eigenschaft: sie ist mal Ponor, mal Quelle, Die Fachleute nennen das Estavelle. Je nach Wasserstand fließt mal das Wasser hinein, mal heraus. Das regt natürlich die Phantasie der Höhlenforscher enorm an, sie fangen an zu träumen von "caverns measureless to men". Als wir im Juli 2023 dort waren, rührte sich zuerst einmal gar nichts. Die grünen Pflanzenreste auf der Oberfläche rührten sich gar nicht, aber nach einiger Zeit trieben sie dann nach draußen, ganz deutlich war das zu sehen. Die Höhle gewann Quellcharakter. Da ich Trekkingsandalen anhatte, machte es mir nichts aus, einfach ins Wasser zu steigen und soweit es halt ging, nach innen vorzudringen. Weit kam ich nicht, dann gab es keinen haarbreiten Luftspalt mehr zwischen Höhle und Wasserspiegel. Es muß aber manchmal Situationen geben, wo man noch tiefer hineinkommt. Auf der Webseite der CAVESEEKERS wird von Tauchunternehmen berichtet, die weiter vordringen konnten, sogar über Wasser. Aber dann war halt schnell schon wieder Schluß. Immerhin. Ein sehr reizvoller und wirklich geheimnisvoller Ort. Ob das Wort "Geheimnis" wirklich paßt? Eigentlich nicht. Denn, um ein "Geheimnis" zu sein, muß jemand absichtlich etwas nicht an andere weitergeben wollen. Wer sollte das denn in diesem Falle sein? "Götter", "Gott", die "Natur"? Nichts paßt da wirklich. Wäre "Rätsel" besser? Dann müßte sich jemand das vorher ausgedacht haben. Aber wer käme dafür in Frage?

Unser nächstes Ziel war das Silberloch, das auf den Landkarten ja überall eingetragen ist. Nach einer kurzen Verwirrung, die auch erst überhaupt durch die modernste elektronische Version hervorgerufen worden war, die in die völlig falsche Richtung erst einmal zeigte, fanden wir die nicht zu übersehende runde Öffnung in der hoch aufragenden Felsnadel, vielleicht der letzte Rest dieses einstigen Kegelkarstes. Steil ging es hinauf, aber war man einmal drinnen, dann war es schnell wieder vorbei mit der Hoffnung auf eine größere Höhle, Ein ziemlich runde Kammer, und zwei kleine Löcher im Boden. Die Befahrung des kleineren wurde von uns unterlassen. Da gibt es Menschen, die viel besser dafür geeignet sind, die schlank und jung und rank und voller Ehrgeiz noch sind, für die sind solche Stellen wir gemacht. Die breitere, höhere, weitere, mit weichem Sand am Boden, fand ihre "Meister", mindestens ihre Nachbefahrer, denn dann sind sicherlich vorher schon viele hineingekrochen. Aber es waren diesmal ja "Stammforscher" dabei, erfahrene alte "Hasen", die noch einen Schlaz trugen und einen Helm auf dem Kopf und Handschuhe an den "Pfoten". 2 Versuche und kein Fortkommen. Auch die Idee, zuerst auf dem Rücken hineinzukriechen und damit in einer Lage zu sein, daß, wenn es durch die Felsgestalt notwendig wurde, sich entsprechend aufzubiegen, brachte leider nichts. Das sind meist alte Schwammriffe, in denen die Hohlräume als primäre Höhlen entstehen, und die sind einfach nicht größer, und werden es auch nicht, auch wenn wir noch soviel Begeisterung aufbringen und Energie entwickeln.

Wir kamen an diesem Tag noch an einigen weiteren Höhlen- und Karstobjekten vorbei: der Hochrückenfelsengrotte, der Hochrückenponordoline, einem nur als "Ponor" in der Karte eingetragenen Objekt und der Taubennestponordoline. Die ist nun wirklich sehr erstaunlich wegen ihrer ungewohnten Dimensionen. Mitten in der Hochfläche senkt sich das Gelände schüsselförmig tief hinunter. Ist man dann unten, dann kommt, praktisch nichts. Zwischen Versturz geht es einfach nirgends weiter, alles verschwemmt, zu. Frust.

Seeweiher-Quellgrotte
Silberloch
Schmetterlinge an den "Stinkesandalen"
Hochrückenponorhöhle
Ponor
Rauhenstein(keller)höhle

Literatur:

Cramer, H. (1926): Die unterirdische Pegnitz.- Oberpfalz 20, 11/12: 221-224, 3 Abb.; Kallmünz
Cramer, H.(1932): Aktive Ponorhöhlen im fränkischen Karst.- Mittl. Höhlen- u. Karstforsch. 1932, 1: 1-12, 6 Abb.; Berlin

Huber, Fritz (1967): Jahreshefte für Karst- und Höhlenkunde, 8. Jahresheft - 1967, Die Höhlen des Karstgebietes A Königstein, 2. Band, München 1967
Lang, Stefan (2002): HÖHLEN IN FRANKEN - Ein Wanderführer in die Unterwelt der Hersbrucker Schweiz und des Oberpfälzer Jura, Verlag Hans Carl , Nürnberg 2002
Leube (1954): Geologie des Veldensteiner Forstes, in: Geol. Bl. f. NO-Bayern
Spöcker, Richard (1950): Das obere Pegnitz-Gebiet, in: Mitt. d. Dt. Ges. f. Karstforschung
Spöcker, Richard (1952): Zur Landschafts-Entwicklung im Karst des oberen und mittleren Pegnitz-Gebietes, Forschungen zur  deutschen Landeskunde, Band 58, Verlag des Amtes für Landeskunde, Remagen
SPÖCKER, R.G. (1935).: Der Karst des oberen Pegnitzgebietes und die hydrographischen Voraussetzungen für die Wassererschließung bei Ranna.- Abh. Naturhist. Ges. Nbg. 25, 1: 1-83, 6 Tab., 5 Taf., Nürnberg.
Tillmann & Treibs (1967): Erläuterungen zur GK25, Bl. 6335

Links:

https://www.caveseekers.com/caves/Seeweiherquellgrotte/cave.html

https://www.naturerlebnis.bayern.de/wettbewerb_bayernentdecker/16_opf_pegnitzau.htm

https://die-fränkische-schweiz.de/verlassene-doerfer-am-rand-der-fraenkischen-schweiz/

Veldensteiner Forst

Höhlen in der Hersbrucker Schweiz


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