Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Höhlen im Süntel
Zwischen Hannover und Hameln liegt der Süntel, "einer der typischen kompakten Bergstöcke des Weserberglandes" (WIKIPEDIA). 12 km Länge weist er auf, gut 40km² Fläche hat er, bedeckt hauptsächlich mit Buchenwald, der höchste Punkt ist der Doppelgipfel der Hohen Egge mit über 400 m Höhe. Dort steht ein 25 m hoher Aussichtsturm, von dem aus man bis zum Steinhuder Meer und in den Harz blicken kann.
Er ist aus "stark verkarsteten jurassischen Gesteinen" (Meyer, Dorsten 88) aufgebaut. Die sind auch ein gesuchter Rohstoff, weshalb sie seit Anfang des 20. Jahrhunderts massiv im Tagebau abgebaut werden. Dabei stieß man immer wieder auf größere und kleinere Höhlen, die meist erst durch den Steinbruchbetrieb überhaupt erst zugänglich wurden, mit Ausnahme der bis 30 m tiefen Hangabrißklüfte.
1969 entdeckten Bodo Schillat und H. Rüppel am Westhang des Riesenbergs den Eingang zur längsten Höhle des Süntels, der Riesenberghöhle, die inzwischen eine Gesamtganglänge von 1.127 m aufweist. Die besondere Lage und die massiven, formenreichen Sinterbildungen begründen die besondere Bedeutung der Höhle und führten zu einer strengen Unterschutzstellung. So ist die Anzahl der Befahrungen pro Jahr auf 2 bis 5 Tage beschränkt. Weitere Höhlen wurden entdeckt, so daß das Höhlenpotential im Süntel auf über 6 km geschätzt wird. . .
1992 entdeckte der Sprengmeister Hartmut Brepohl bei einer
Steinbruchinspektion in Langenfeld eine bis dahin unbekannt gebliebene
Höhle, die später nach dem verdienten Höhlenforscher Schillat-Höhle
benannt wurde. Ursprünglich war sie 400 m lang, aber viel ging von ihr
durch Gesteinsabbau inzwischen verloren. Das noch 180 m lange Reststück
wurde gerettet und ist seit 2004 als Schauhöhle für die Öffentlichkeit
geöffnet. Es handelt sich um eine ehemalige Flusshhöhle mit
Wassererosionsspuren und einigen Tropfsteinen. Der Zugang erfolgt über
einen verglasten Aufzug, der die Besucher zum 36 m unterhalb der
Steinbruchkante bringt.
Im Schauhöhlengebäude befindet sich inzwischen auh ein kleines Museum, in
dem verschiedene Fundstücke gezeigt werden. Betreut wird das Unternehmen
von der Höhlengruppe Nord e.V. Als besondere Kontaktformen mit der Höhle
bietet man auch Taschenlampenführungen und Meditationsmöglichkeiten an.
Eine Höhlenpraline bietet man inzwischen dort auch an: In echt ist die größte Tropfsteinhöhle Niedersachsens, die Riesenberghöhle, heutzutage ja praktisch nicht mehr zugänglich. Virtuell allerdings schon. Mit modernster Virtural-Reality-Technologie hat man eine digitale Kopie davon erstellt und kann das Produkt "in detaillierten 360-Grad-Panoramen in 3D und ultra-hochauflösender 4K-Bildqualität" anschauen, wenn man eine passende "Brille" dazu aufsetzt - EXPEDITION riesenberghöhleVR.
Die Höhle wird nicht in großem Stil geführt. Als ich im April 2025 einmal an einem Mittwochabend mein Auto auf dem großen Parkplatz abstellte, war ich allein. Es ist nicht weit bis zum "Huthaus" zu gehen, das architektonisch gut gestaltet ist. Die durchgängige graue Außenfarbe passt auffallend unauffällig gut in die Landschaft. Niemand war da. Auf einem Schild am Eingang erfuhr ich von den Öffnungszeiten: Mittwoch, Samstag und Sonntag. Mindestens der Tag hätte gepaßt. Aber ein Schild am Eingang zeigte dann, daß ich sowieso heute nicht hineingekommen wäre: "Technischer Defekt". Den enttäuschten potentiellen Besuchern machte man freundlicherweise einen Alternativvorschlag: "Kleine Wanderung zum Wasserfall Langenfeld".
Oft lernt man für sich selber viel mehr, wenn man nicht erreicht, was man sich eigentlich vorgenommen hatte. Wenn man nicht kriegt, was man wollte. Wie gehe ich mit frustrierenden Situationen im Leben um? Sprenge ich alles in die Luft, reiße die Pfähle einfach aus, die mich aufhalten wollen? Lerne ich, besser in Zukunft die "Fahrpläne/Ordnungsvorschriften" zu achten? Ziehe ich mich zurück ins eigene Schneckenhaus und komme nie mehr daraus wieder heraus? Geht ja sowieso alles schief, was ich anpacke. Hadere ich vielleicht gar mit dem "Lieben Gott", weil er die Welt gar so schwach nur konzipiert hat?
Literatur:
Meyer, Stefan, Dorsten, Ingo (2009): Die Riesenberghöhle - Norddeutschlands größtes Höhlensystem in Jurakalken, Die Höhle 60. Jg., 1-4 1990, S. 88ff.
Links:
https://www.hoefingen.net/suentel/
https://www.schillathoehle.de/naturnahzentrum
https://www.deutsche-maerchenstrasse.com/poi/natournahzentrum-schillat-hoehle
https://www.bergtierarzt.de/Service/Wann_und_wo_/Schillathohle/schillathohle.html
https://www.hoefingen.net/suentel/homesue5.htm
https://www.oberschule-ho.de/schillathoehle-exkursionen
https://www.naturparkmagazin.de/vdn/das-natour-nah-zentrum-schillat-hoehle/
https://hoehlen-guide.de/schillat-hoehle/
https://www.pixelwo.de/suentel-wanderwege/
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