Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Landschaft und Höhlen in der

Eifel



Die Eifel. "Es gibt kaum eine vergleichbare Landschaft in Europa, welche eine derart reichhaltige Fülle von geologischen Besonderheiten zu bieten hat wie die Eifel." (Laumanns). Dieser geologischen Vielfalt folgt auch die Unterschiedlichkeit der Höhlen, die man dort besuchen kann.

An einem Tag im März 2001, genauer dem Samstag, den 3. März, haben wir uns einmal dort umgeschaut. Wir, das waren Willi Adelung, Walter Kick und ich. Wir haben Höhlen gesehen, viele. Alle diese Höhlen waren auf normalen Straßenkarten eingezeichnet. Sie dann tatsächlich zu finden, war auch nicht schwer, weil überall große Wegweiser heute aufgestellt sind, die auf die Höhlen weisen. Vor den meisten dieser Höhlen stehen Informationstafeln, die einem das wichtigste aus Geologie und Geschichte nahe bringen, so daß sowohl Körper als auch Geist angesprochen werden.

In der Umgebung von Trier stößt man auf einmal auf Buntsandstein. Richtig hohe rötliche Felswände ragen aus der waldigen Hügellandschaft heraus. Kurz vor der Autobahnausfahrt hielten wir an einem großen Parkplatz und begannen von dort unsere lange Wanderung. Regelmäßig konnten wir uns durch hölzerne "Genovevahöhle"-Hinweisschilder versichern, daß wir noch auf dem rechten Weg waren. Auf einmal war auf der anderen Talseite ein weites Maul in den Sandsteinfelsen zu sehen - der Höhleneingang. Wir gingen aber zuerst noch 2 km weiter - bis zur Klausenhöhle. Durch die Beschilderung ist auch sie leicht zu finden. Sie gehört dem Klufthöhlentypus an und wurde kräftig von Menschen umgebaut. Eine künstlich geschaffene Zelle ist nur über eine Holzleiter erreichbar. An den Wänden sich etliche Balkenlöcher vorhanden, viele viele Namensinschriften und eine bedeutende Anzahl von maskenartigen Gesichtern. Sind das alles nur verunglückte künstlerische Versuche? Ausgeburten der Langeweile? Auf der Hinweistafel vor der Höhle wird die Idee ventiliert, es handele sich vielleicht um eine Totengottheit. Die Besiedlung der Höhle durch Eremiten über viele Generationen hinweg scheint beweisen zu sein. Angestoßen durch das Vorbild des heiligen Antonius, dem ja auch ein Leben in Höhlen zugeschrieben wird, versuchten auch andere, weit weg von der Zivilisation und nahe an der Natur, einen Weg zu Gott. Ein Ende fand das Eremitenwesen erst mit der Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Ein moderner Beitrag zur Gestaltung der Höhle ist ein Haufen Blechbüchsen im rückwärtigen Teil der Höhlenspalte.

   

 

 

Auf dem Rückweg besuchten wir dann die Genovevahöhle, ein Riesenfelsabri, entstanden durch eine "Kombination von Winderosion, Frostsprengung und künstlicher Erweiterung" (Laumanns). Wegen des Fundes eines bearbeiteten Steins nimmt man an, daß die Höhle bereits den Steinzeitmenschen bekannt gewesen ist. Auch römische und mittelalterliche Funde wurden gemacht. Einige Zeit lang war sie richtig bewohnt. Auf einem Plateau auf mittlerer Höhe des Höhlenraums sollen damals die Menschen gelebt haben. Sicherlich war das kein schlechter Platz. Schließlich scheint oft die Sonne direkt in die rötliche Höhlung und verbreitet wohlige Wärme. 1910 wurde von der Ortsgruppe Kordel des Eifelvereins der Zugang nach oben sehr erleichtert, in dem eine Treppe in den Sandstein dengelte. Auch hier sind die Wände voller Inschriften von Besuchern. Zeichnungen oder Ritzungen von Belang sind fast keine vorhanden. Die Höhle spielt eine Rolle in der Genovevasage und hat ihren Namen davon, jedenfalls seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts. Vorher hatte sich einfach "Kuttbachhöhle" geheißen, weil sie eben im Kuttbachtal liegt. Dann kam "ein Beamter aus Mayen", der an das Bürgermeisteramt Pfalzel versetzt worden war. Auf einer Wanderung kam er an der Höhle vorbei, so heißt es, er wurde an die Sage von Genoveva erinnert und der alte Höhlenname wurde dem schwärmerischen romantischen "Zeitgeist" angepaßt. In der Version eines Mönchs aus Andernach um 1500 (andere schreiben es der "Kapuzinerpater Martin von Cochem um 1640 gewesen) war sie die "schöne Gattin des Pfalzgrafen Siegfrieds", der in den Krieg gegen die Mauren ziehen mußte. Sie wurde in Obhut des Ritter Golo gegeben, der sie in eine böse Intrige verwickelte. Ihr Mann verurteilte sie selbst zum Tode, weil sie ihm angeblich untreu geworden war. In der Not mußte sie fliehen und mußte, so die Sage, 6 Jahre mit ihrem Söhnchen in einer Höhle zubringen, genährt nur von der Milch einer Hirschkuh. Am Ende entdeckt der Graf bei einem Jagdausflug seine Frau wieder und alles wendet sich wieder zum Guten. Diese Geschichte gehörte zu den beliebtesten populären Lesestoffen und wurde vielfach illustriert. Vergleicht man die Darstellungen der "Höhle" mit der Höhle gleichen Namens, dann könnte der Unterschied kaum größer sein.

   
   
   
 

 

Unser nächstes Ziel lag 60 km nordöstlich, die Käsegrotte bei Bad Bertrich. 

Nun fuhren wir nach Nordwesten Richtung Gerolstein. Dabei sahen wir auch einmal richtige Maare, ehemalige Vulkanschlote, die heute mit Wasser gefüllt sind. Die Munterley, das wichtigste Höhlengebiet bei Gerolstein, war leicht auszumachen. Die weißen Kalksteinfelsen thronen richtig über dem Ort. Ein Parkplatz am Weg zum Krankenhaus war unser Ausgangspunkt. Schilder wiesen uns wieder den Weg hinauf zum Gipfel. Unterwegs kommt man an einigen Höhlenöffnungen vorbei, die leicht zu erreichen und zu durchstöbern sind. Sogar kleine Tropfsteine gibt es dort noch, in einer anderen Grotte erleichterte uns eine allmählich verfallende Leiter den Aufstieg in einen kleinen höher liegenden Raum. Vielleicht war das der Raum, der von einigen Gerolsteinern während des Krieges zum Schutz vor Bombenangriffen aufgesucht worden ist. Weiter oben beginnen die Schilder, die Richtung "Buchenloch" zeigen. Wieder sind ein paar hundert Meter erst einmal zurückzulegen, ehe ein kurzer Abstieg entlang von Felswänden zum erschlossenen Höhleneingang führt. Eine Stiege führt hinauf in das schöne Höhlenportal. Ein geräumiger Horizontalgang führt tiefer. Nach links führt eine Spalte zu einem vergitterten weiteren Eingang. Geradeaus zieht die Fortsetzung steil nach oben bis in einen kletterbaren Schlot. Auch nach rechts führt ein kurzer Gang. Bekannt ist die Höhle vor allem durch die Ausgrabungsfunde geworden.

   

 

Es wurde schon abend, aber wir hatten noch etwas vor. Die "Eishöhle" und die "Mühlsteinhöhle" bei Roth wollten wir noch finden. Am Weg dorthin war wieder ein richtiges Schild mit einem Hinweis darauf zu sehen. Wir folgten ihm und landeten am Ende in einem Wäldchen. Von nun an ging es nur noch zu Fuß weiter, erst etwas steiler, dann über 2 km flach dahin. Wir waren fast schon am Verzweifeln, auch weil jetzt sichtbar war, daß wir viel viel näher an diesen Ort hätten hinfahren können. Kalt war es, der Wind pfiff, dunkel wurde es. Und noch immer keine Höhle. Links von uns tat sich ein Riesentrichter auf. Ein Steinbruch wie ein Vulkanschlot. An seinem Ende führte ein bezeichneter Weg hinauf in den Wald und da war endlich unser Ziel. Ein Schild wies auf die Eishöhle und nicht weit davon entfernt auf die Mühlsteinhöhle. Die machte ich zuerst und war schon ein bißchen begeistert. Richtig bequem geht es drinnen voran. Kaum daß man sich bücken muß. Zwei unvollendete Mühlräder sind an der Decke noch heraus gearbeitet, heute allerdings richtig verschmiert mit irgendwelchen Farben. Die Eishöhle zwingt gleich zum Entengang, will man vorwärts kommen. Der Boden bestand aus Blankeis, an den Decken hingen ein paar Eiszapfen, das war alles, was da an Eisschmuck war. Niedrige Räume ziehen etwas tiefer, aber sind ziemlich unattraktiv. Auch da findet man noch heute zwei Reste von Mühlsteinen. Besonders kulturhistorisch ist die Höhle interessant. Vor der Erfindung des Kühlschranks durch Linde waren Höhlen, die Eis enthielten, kleine Schatzkammern. Und wenn nun eine "erlauchte Person" wie der "Bischof von Köln" sich einmal im 17. Jahrhundert Eis daraus hat holen lassen, dann ist das auch heute noch eine Erwähnung wert auf den Informationstafeln am Eingang. Willi mag die engen Löcher nicht so gerne und blieb deshalb draußen, aber auch er erlebte ein Highlight: ein Uhu saß irgendwo im Geäst und gab akustische Zeichen von sich, ein sehr seltenes Erlebnis.

   
 

Auf dem Rückweg fanden wir wieder die These dieses "wandervollen" Wochenendes bestätigt, daß er nämlich immer einem viel kürzer erscheint als der Weg zum Ziel. Aber lang genug war er.

Fazit: Man sollte nicht jedem Höhlenhinweis blindlings vertrauen. Einige Schilder führen zu kilometerlangen Umwegen, andere sind völlig falsch. In einem Autoatlas hatten wir den "Buchenloch" eingezeichnet gefunden. Eigentlich war die Region, wo sie liegen mußte, deutlich eingegrenzt. So fuhren wir rundherum, fanden aber nichts, Willi fragte an einer Tankstelle und bekam von der jungen Dame an der Kasse die Antwort, daß sie einmal mit der Schule schon dort gewesen sei, aber leider keinerlei Erinnerung daran mehr habe. Am Ende, als wir sie tatsächlich ganz woanders tatsächlich gefunden hatten, wußten wir, daß einfach die Eintragung in der Karte völlig falsch gewesen war. So lernt man fürs Leben.

Literatur:

Andree, Karl, hrsg von, Globus: 7. Band, 1865,
Illustrirte Zeitschrift für Länder- und Völkerkunde. Chronik der Reisen und Geographische Zeitung, . Hildburghausen, Verlag vom Bibliographischen Institut. Grünes, VII, 384 S. Von Oban nach Staffa und Jona. Von Dr. Richard Andree (S.77-81). Die Eishöhle bei Roth in der Eifel. Von Dr.Ernst Boll (S.146-147).
Badin, Adolphe Grottes & cavernes, 1876
Frechen, Hopmann, Knetsch Die vulkanische Eifel, Wilhelm Stollfuß Verlag Bonn, Geologische Reihe Band 2
Laumanns, Michael Die Höhlen der Eifel, Karst und Höhle 1986/87, S. 29-90; München 1987
Laumanns, Michael, hrgs. von Höhlenforschung in der Eifel, EDITION ARCHEA, Gelsenkirchen/Schwelm 1997
Pleticha, Heinrich, Müller, Wolfgang Höhlen, Wunder, Heiligtümer - Mythische und magische Plätze in Deutschland, Herder-Verlag, Freiburg
Steiner, P. Die Geovefahöhle bei Trier als alte Wohnstätte, in: Trierer Zeitschrift, X, 1935, H. 3, S. 116-122

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