Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Keuperhöhlen bei Schwäbisch Gmünd


"Höhlen" sind ein weites Feld. Meistens werden darunter die allseits bekannten Kalksteinhöhlen mit ihren Tropfsteinen verstanden, aber es gibt viel viel mehr Erscheinungen, die mit diesem "Höhlenbegriff" bezeichnet werden können.

In den sog. "Stubensandsteinschichten" aus der Keuperzeit, die aus einer Zeit vor 210-195 Millionen Jahren stammen und in weiten, flachen Becken gebildet wurden, die vom Meer überflutet waren, gibt es immer wieder kleinere Höhlen, die entweder durch die Kraft des Wassers an den Prallhängen von Bächen entstanden sind oder hinter Wasserfällen sich gebildet haben. Sie entstehen wohl vergleichsweise schnell, werden aber halt auch entsprechend schnell wieder vergangen sein.

Zwei klassische Beispiele für diesen Höhlentyp gibt es im Mühlbachtal bei Lorch in Form der Schillerhöhlen. Der berühmte deutsche Dichter hat überhaupt nichts mit diesen kleinen Höhlen zu tun, außer daß die Fremdenverkehrsverantwortlichen von Lorch vor etwa 100 Jahren einen zugkräftigen Namen suchten, um ihren Ort als Luftkurort besonders hervorzuheben.

Die Höhlen sind leicht zu finden. An der Straße von Lorch Richtung Alfdorf gibt es linkerhand einen Wanderparkplatz. Dort läßt man sein Fahrzeug zurück, überquert die Straße und findet bereits einen Wanderwegweiser, der einem den Weg des "Hasenpfades" anzeigt. Dies ist ein 8 km langer Wanderweg. Man wandert erst der Hochfläche entland über Wiesen und immer am Waldrand entlang. Schließlich biegt der Weg nach rechts hinein in den Wald und hinter am Hang. Dort ist ein Naturdenkmalsschild zu sehen. Richtige Stufen im Weg erleichtern den Abstieg. Nach rechts zweigt ein Weglein ab, das direkt zur Mündung der Schillergrotte 1 (7124/02) führt. Ein Bächlein rinnt herunter und sammelt sich am Grund in einem Wasserbecken. Efeuranken hängen herunter, ein romatisches Plätzchen. Allerdings ist das ein Höhle ohne jedes Geheimnis. Nirgends gibt es auch nur die Idee eines Ansatzes einer Fortsetzung. Diesen Charakter teil sie mit der Schillergrotte 2, der nach hinten zu aber noch einen Meter Tiefe hat. An der Seite sind etliche Namensinitialen in den leicht bearbeitbaren Sandstein geritzt. Im Dezember 2005 war ein Baumstamm an der Stelle, wo der Wasserfall herunterstürzt, und stand wie ein natürlicher Pfeiler, der das Höhlendach stützt.

 

Die relativ leichte Bearbeitbarkeit des Sandsteins führte dazu, daß es in dieser Gegend einige Keller und sogar eine Art "Höhlenkirche" gibt. Sie steht am Nepperberg gleich hinter den dem Bahnhof von Schwäbisch Gmünd. Wann damit begonnen wurde, in den Berg hinein Räume zu schaffen, die "kultischen Zwecken" dienten, das verliert sich im Dunkel der Geschichte. Spekuliert ist schon worden, daß hier bereits ein Mithrasheiligtum gewesen sei und daß es sich um einen urchristlichen Versammlungsort handeln würde. Das derzeitige Aussehen geht auf Arbeiten zurück, die im Jahre 1621 endeten. Zu den oberen Räumen, die früher nur von außen über eine Leiter zugänglich waren, wurde ein bequemer horizontaler Zugang geschaffen. Westlich des Turms befinden sich noch Reste einer Felsenwohnung, die bis etwa 1826 von einer Klausnerin bewohnt waren.

Literatur:

Kreuz, Reinhold Natürliche und künstliche Hohlräume im Keuper im Bereich von Schwäbisch Gmünd, Beiträge zur Höhlen- und Karstkunde in Südwestdeutschland, Nr. 16, 7-29, Stuttgart 1978
Jantschke, Herbert Höhlen und Stollen im Sandstein des Welzheimer Waldes, Beiträge zur Höhlen- und Karstkunde in Südwestdeutschland, Nr. 28, 55ff, Stuttgart
Gebauer, Daniel Sandsteinhöhlen im Kartenblatt 7124 (Schwäbisch Gmünd-Nord), Der Abseiler 7-1987, S. 25ff.
Vogt, Caspar Friedrich Gmünd, in: Die Schwäbische Alb - Beschreibung und Wegweiser, 1854

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