Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Schertelshöhle bei Westerheim, Schwäbische Alb


Von Westerheim aus führt ein schmales, immer wieder abwinkelndes Fahrsträßlein über die wellige Hochfläche der Schwäbischen Alb zu einem kleinen Parkplatz am Waldrand. Von dort sind es etwa 10 Minuten Fußweg auf der geteerten Straße bis zum Eingang der Schertelshöhle. Der ursprüngliche Eingang ist nicht weit davon gelegen. Man kann ihn heute beim besten Willen nicht übersehen. Ein Gitterzaum ist ringförmig um die Schachtöffnung gezogen worden und, damit auch ja keiner hineinfällt, sind richtige Leitplanken in Straßenhöhe zusätzlich angebracht worden. Ein gelbes Schild erzählt einem, was man vor sich hat, einen "Höhlentrichter 24 m tief". Und, ausdrücklich: "Eltern haften für ihre Kinder".

Die Schacht ist schon altbekannt. 1470 wurde er erstmals in einer Wiesensteiger Chronik als "Schretzenloch" erwähnt. Dann hieß es mal "Kuhloch", weil man dort kranke Kühe "entsorgt" hat. Auf das Jahr 1820 wird die erste Befahrung des Schachts datiert, andere schreiben 1821. Ein Jahr später wird von Bergleuten erzählt, die auf der Suche nach Steinkohlevorkommen in den Schacht einfahren und die Höhle erforschen. 1829 treiben der Amtsnotar Scheuffele aus Wiesensteig und einige Naturfreunde einen kurzen Stollen in den Berg und machen so die Höhle auch anderen Leuten zugänglich. Ums Jahr 1860 benutzt ein anderen Pächter die Höhle als Bierkeller. 1900 wird der Ortsverein Westerheim des Schwäbischen Albvereins gegründet, der dann die Betreuung der Höhle übernimmt.

Im Juni 2012 waren wir wieder einmal dort. Es wird gerade gebaut. Am Eingang werden neue Schautafeln angebracht, in Edelstahl, daß es richtig glänzt. 2,50 Euros kostete der Besuch pro Person. Niemand außer uns dreien war noch als Besucher da. Die Tür stand einfach offen, wir bekamen eine Besucherinformation, eingeschweißt in Folie mit. Da konnten wir alles selber lesen. Das Photographieren war möglich, und angesichts der günstigen Situation, daß niemand anderer da war, der dauernd störenderweise durchs Bild gelaufen wäre, konnten wir gemeinsam auch brauchbare Bilder machen.

Man steigt über viele Betonstufen etwa 20 m nach unten. Dann verzweigt sich der überraschend geräumige Gang. Nach links geht es zur Halle mit dem reizvollen Kuhlocheingang. Grün dämmert es von oben herab. Unten liegen Blätter und Äste, die hereingefallen sind. Es geht weiter treppenförmig nach unten bis zu einer abschließenden Felswand, wo nichts darauf hindeutet, daß es da irgendwo vielleicht noch weiterginge. Massiger Tropfsteinschmuck ist noch vorhanden, halt alles, was sich nicht hat früher hinaustragen lassen.
Zurück bei der Eingangstreppe kann man auch nach rechts bequem höhlenwandern. Eine massive schiefe Sinterfigur zwingt zur Wahl, ob man links oder rechts herum will. Dann wird klein und kleiner und dann ists aus. Ein Gitter sperrt den Weg. Da wurde wohl schon versucht, sich vorzuarbeiten, die geologische Struktur spricht ja dafür, aber gefunden hat man noch nichts.

Juni 2017

 

Literatur:

Binder, Hans Höhlenführer Schwäbische Alb, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart und Aalen 1977
o.V. Schertelshöhle bei Westerheim seit 175 Jahren Schauhöhle, Laichinger Höhlenfreund 2007, S. 142

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