Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Alpe - Alpette, Chartreuse, F


Im Sommer 2017 gilt das riesige Höhlensystem des Reseau de l'Alpe als das größte alpine, und drittgrößte Frankreichs in Bezug auf die Länge (72,3 km). Es liegt in der östlichen Kette aus Kalkstein, die den Rand der Grand Chartreuse bildet. 10 km² beträgt die Grundfläche, unter der die gesamte Höhle liegt.

Nur an wenigen Stellen sind die Felswände am Rand unterbrochen und dort sind die Möglichkeiten auf die weiten Alm- und Waldflächen des Plateaus zu gelangen. Wohl der beliebteste Anstieg führt vom Weiler Plagne oberhalb von Entremont-le-Vieux herauf auf gutem, sehr steinigem Weg, der auch beliebt ist bei Wanderern, die auf den Granier wollen. Ein anderer beginnt bei den Bauernhöfen von Bellecombe, der an der Mündung des Wassers aus dem ganzen Gebiet vorbeiführt, dem Cernon, und führt anstrengend hinauf bis zur Porte de l'Alpette. 

Die Struktur im Untergrund ist klar vorgegeben. Geologen nennen sie eine Synklinale, was heißt, daß es sich um eine Art Regenrinne handelt, wo sich das Wasser aus den Seitengebieten in den Mitte in einem Collecteur sammelt und in einer Richtung zur Karstquelle abfließt. Westlich ist der höchste Punkt der mont Pinet mit 1.867 m und auf der anderen östlich die crêtes à la Porte de l'Alpe, wo ein Gipfelkreuz in 1.821 m Höhe steht. Eine mehrere hundert Meter dicke Schicht aus Urgonienkalken liegt auf einer Mergelschicht auf und sobald das Wasser auf diese wasserundurchlässige Zone trifft, fließt es nordwärts in Richtung zur Resurgence du Cernon auf 1.160 m Höhe. 

Die Erforschung des Höhlensytems begann, so die allgemeine Darstellung, 1947 mit der ersten Begehung der grotte du Biolet durch Jean-Claude Rey. 1948 erreichte eine größere französische Höhlenforschergruppe in einer 39stündigen Marathontour das damalige Höhlenende in - 338 m Tiefe. Weitere Höhlen wurden in der Umgebung und auf dem Plateau entdeckt und in den Folgejahren in oft langen und schwierigen Touren erforscht und schließlich an das Gesamtsystem angehängt: Golet du Tambourin, Grotte aux Ours, Golet du Pompier, Gouffre Brutus, gouffre du Villaret... 

Laut dem WIKIPEDIA-Eintrag über die Höhle sind heute insgesamt 37 Eingänge bekannt, wobei der höchste davon der Gouffre du Broyage in 1.782 m Höhe ist. 

Wandert man durch die Gegend, was sehr lohnend ist, bekommt man nur wenig von den dramatischen Verhältnissen im Untergrund mit. Man kann kilometerweit durch tiefgrüne Bergwälder und über üppige Almwiesen streifen, weite Ausblicke auf den Gipfeln genießen - und trotzdem seine Ruhe haben. Alleine wird man nicht sein, dazu sind die Strecken bei den Einheimischen zu bekannt und beliebt. Verköstigt wird man nirgends, man muß seinen Proviant und seine Getränke schon selber mitherauf schleppen. Die drei Almhütten, auf die man trifft, sind unbewirtschaftet bzw. Privatbesitz. Eine Hütte dient als unbewirtschaftete Gelegenheitsunterkunft für die Wanderer, die dem beliebten Weitwanderweg durch die Chartreuse folgen. 

Wer mit dem Blick eines Höhlenforschers die Gegend durchstreift, wird ab und zu fündig. Immer wieder öffnen sich da Schächte im Gelände, die aber allenfalls mit Stacheldraht umzäunt sind, um zu verhindern, daß Kühe hiineinfallen. Nirgends haben wir da im Juli 2017, als wir, Bernd Kliebhan und ich, sich da einmal umgesehen haben, irgendwo z.B. eines der bei uns so beliebten Metallblättchen an den Höhlen- bzw. Schachtwänden gesehen, die ein speläologisch erfaßtes Objekt markieren soll. 

  Der "Pinet" bei Plagne beim Aufstieg zum Col de l'Alpette   
     
< Trou de Ragne
Kleine Höhle am Weg

Literatur:

Bourgeois, Denys Savoie Quelques nouvelles des fronts..., Spelunca 111 2008, p25-30
Collaris, René Le Gouffre Du Grand Glacier, Speleo Nederland/Pierk, sept 1989, S. 12
Fantoli, Jean-Louis Informations concernant le reseau de l'Alpe, Grotte & Gouffres 111-1989, S. 22
Fantoli, Jean-Louis Le golet de Source vielle, Spelunca 20-1985, S. 16-24
Grandcolas, J.P. Le gouffre de la Vache enragee, Speleo-Dossies Nr. 24-1993, S. 38-41
Hobléa, Fabien, Nant, Jacques, Durand, Robert, Cabrol, Bruno, Bourgeois, Denys, Chabod, Pierre-Olivier Karsts du Massif de la Chartreuse, KARSTOLOGIA Mémoires, n° 19  2010, Responsable d'édition Philippe Audra
Lismonde, Baudouin, Drouin, Philippe Chartreuse Souterraine, édité par le CDS de l'Isère 1985
M.J.C. Grottes de Savois Inventaire no. 13 Massif de l'Alpette - Alpe, Chartreuse, Chambery 1984
Pontille, H. Reseau de la grotte Biolet, Spelunca S. 41ff

Links:

http://souterweb.free.fr/topographie/toposdunet/alpe.htm

http://www.gresivaudan-tourisme.com/cascade-et-source-du-cernon.html#.WU-no-QUl9A

Landschaft und Höhlen in der Chartreuse, Dep. Isère, F


[ Index ] [ Englisch version ] [ Höhlen und Höhlengebiete ] [ Kunst ]
[ HöRePsy ] [ Höhlenschutz ] [ VHM ] [ Veranstaltungen ] [ Links ]