Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Huelgoat, F


"Das landschaftlich abwechslungsreichste Eck Westfrankreichs", so wird im Velbinger-Führer über die Bretagne dieser Landstrich charakterisiert. Mitten drin, im Regionalpark d'Armonique, liegt Huelgoat (bedeutet "Hoher Wald"), ein kleiner Ort mit 2.500 Einwohnern. Mittendrin ist ein kleiner See, dessen Ausfluß hinein in die Hauptattraktion der Gegend führt, ein großes Granitfelsgebiet mit der Teufelsgrotte.

Sie ist leicht zu finden, da ein ausgebauter und markierter Weg dorthin führt. Ein cleverer Gastronom hat sein Etablissement gleich "Grotte" genannt und macht mit einer Riesenschautafel auf sich aufmerksam. Reiseschriftsteller haben es manchmal schon schwer, das, was sie da aufnehmen, in passende Worte zu fassen. Bei Franjo Terhardt heißt es: "..das in seiner Urwüchsigkeit an Brocéliade erinnernde Gebiet, das mit flüsternden Bächen, stillen Teichen und schattigen Felsenmeeren zu den wohl eindrucksvollsten Landschaften der inneren Bretagne zählt Wer sich in dieses Gewirr von Steinen, in das vom Wasser geschliffene bizarre Zauberreich übereinandergetürmter Granitblöcke begibt, tut gleichsam einen Schritt in eine andere, phantastische Welt."

Wer mit den Augen eines Höhlenforschers das Gebiet sieht, erkennt gleich, daß er sich wo aufhält, wo eine ganz andere Formensprache gilt. Anders als im Karst gibt es viel Gerundetes, Aufgetürmtes, Ungewohntes. Ein Steiglein führt hinunter zwischen die Felsblöcke. Überall sind Geländer, damit sich die vielen Besucher einhalten können. Es wird richtig dunkel in der Tiefe der Höhle. Es ist nicht still hier unten, sondern ein Bächlein rauscht da durch, der Rivière d'argent, der Silberbach.

Erstaunlich sind die Geschichten, die sich um die Höhle ranken. Mädchen sollen da einmal geopfert worden sein, in dem man sie von den Felsen in die Tiefe stieß - oder ausgediente Liebhaber. Dahud, die "gottlose Prinzessin von Ys", soll dies der Legende zumindest nach, getan haben. Besonders reizvoll ist die Geschicht von den 99 hübschen Frauen, die in den Höhlen auf vorbeikommende Männer mit einem Wein warten sollen, der besser und besser schmeckt, je mehr von ihm zu sich nimmt. Das geht dann solang, bis der geschwächte Mann gar nicht mehr zürück kann - vielleicht auch gar nicht mehr will - und in der Hölle bleibt.

Man kommt noch an einer weiteren Grotte vorbei, die wohl des Tourismus wegen, einen attraktiven Namen bekam, die Artusgrotte. Gleich schreiben die "Reiseführerverfasser", daß dies "eine Felsenhöhle sei, die sicherlich einmal im Zauber ihres Dämmerlichts Teil eines druidischen Heiligtums gewesen sei". Daß es einfach ein schöner Platz zum Anschauen ist, das genügt nicht mehr.

Literatur:

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