Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Grotte de Malaval, Lozère, F


Warum heißt ein Gebiet eigentlich "Malaval", also "Schlechtes Tal", und eine Örtlichkeit ganz in der Nähe "Malbosc", was "Schlechter Wald" bedeutet? Soviel Schlechtigkeit auf engstem Raum, das gibt es nicht oft. Fährt man selber hin und schaut sich um, dann findet man zuerst einmal die typischen Landschaftsformen zwischen dem Südrand der Cevennen und dem Nordende der Causses. Verschiedene Gesteinsarten treffen aufeinander - Kalk und Granit/Gneis/Schiefer. Wo das Wasser auf den Kalk trifft, versickert es sofort im Untergrund und kommt Kilometer später aus kleinen Quellen wieder zu Tage. Bei Bondons gibt es aber eine Besonderheit. Zwei Kalkhügel ragen heraus aus der ansonsten ziemlich flachen Landschaft, kegelförmig, mit einiger Phantasie kann man sie als als "busenartig" beschreiben. Diese Beobachtung ist nicht unwichtig. Das Gebiet um les Bondons ist schließlich der Ort in Frankreich, wo wir nach Carnac in der Bretagne die meisten Menhire überhaupt finden. Mehr als 150 sind es. Eine richtige Prozessionsstraße gibt es da. Ein großer Menhir am anderen. Mal paarweise, mal einzeln. Mächtige Steinblöcke aus Granit auf einmal mitten im Kalk. Da hat sich viel Arbeit gemacht. Wozu? Steine reden nicht mit einem. Sie sind einfach so stumm. Aber man kann sich umschauen und, wenn man gutes Wetter hat, dann sieht man von den Menhiren immer hinüber auf mindestens einen der Puechs, die "Brüste", oder auch auf einen Hügel in der Nähe. Kriegt man mal alles in den Blick, dann sieht das wie eine "schwangere Mutter Erde" aus. Brüste und Bauch - leicht mit diesen Erdformen assoziierbar. Eine uralte Kultregion?

Was hat das mit der Malavalhöhle zu tun? Nun, diese heute auf etwa 6 km Länge erforschte Höhle führt unterirdisch genau zwischen der Region der Puechs (der "Brüste") hindurch. Wer das Gebiet nur von außen kennt, dem wird da überhaupt nichts auffallen, aber wer auch ein bißchen "in den Bauch" geschaut hat, wie ich, dem werden sich solche Assoziationen einfach aufdrängen. Warum ausgerechnet da?

Es gibt noch so ein paar Seltsamkeiten. Das ganze Gebiet rundum ist heute ein Nationalpark, der "PARC NATIONAL DES CEVENNES". Er hat nur ein bucklige Einkerbung, das Gebiet um les Bondons. Da gibt es nämlich eine Uranmine, die nach dem 2. Weltkrieg dort geschaffen worden ist. Die "Force de Frappe" brauchte Uran und das fand man hier. Die staatlichen Abbaugenehmigungen waren erteilt und umfaßten auch das Gebiet einer schon seit langem bekannten Karsthöhle, der "Malaval". Noch immer gibt es ein paar Spuren davon in der Höhle, ansonsten scheint man das Gebiet im Augenblick in Ruhe zu lassen.

Die Höhle ist schon seit Urzeiten bekannt. Ein Wasserstreit aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts ist schon in den Gerichtsakten festgehalten. Der Besitzer von Malaval, einem Gehöft in der Nähe des Eingangs, hatte von einer kleinen Quelle aus einen 150 m langen Tunnel in den Berg treiben lassen und zapfte das Wasser des unterirdischen Flusses an, was dazu führte, daß ein Müller, der bislang von dem unterirdischen Gewässer profitiert hatte, plötzlich vor dem Ruin stand. Das Gericht fällte eine salomonische Entscheidung: das Wasser sollte halb/halb geteilt werden. Allerdings hat da natürlich die Natur auch ein Wort mitzureden und die lacht wohl nur über viele unserer menschlichen Entscheidungen. 1895 untersuchten Arnal und Barbot die Örtlichkeit und befanden: "à Malaval, qui ne présentent aucun intérét", womit dieses Kapitel wieder für lange Zeit geschlossen war. Erst nach dem 2. Weltkrieg begann so richtig die Forschung. Am 29. September 1948 wurden die ersten 100 Meter von Dr. Morel begangen. Nun begann eine große Forschungsperiode, die schon ein Jahr später 3500 m der Höhle erforscht hatte. 1954 begann sich auch das B.R.G.G. für die Höhle zu interessieren, militärische Gründe, aber diese Periode dauerte nicht lange, man fand dort nicht, was man sich erhofft hatte. Schnell verfiel wieder, was man zur Erleichterung der Forschungen in die Höhle geschafft hatte, Eisenleitern, hölzerne Stege. Alles das ist heute nur noch Müll, Relikt, Fremdkörper.
Die zeitweilige Erschließung der "sehr sportlichen Höhle" brachte leider ein paar sehr unschöne Begleiterscheinungen mit sich, Tropfsteine wurden zerstört, nach draußen geschafft, im besten Fall nur verschmutzt. Ein paar Leute landeten vor Gericht, verloren ihre Arbeitsstelle.

Es gibt ja schon ein paar ausführliche Veröffentlichungen über die Höhle, die noch mehr von der Erforschungsgeschichte und dem Erscheinungsbild der Höhle berichten. Eine zusammenfassende Veröffentlichung ist geplant. Und vielleicht ergibt das alles ja auch einmal genug, um einen guten Film darüber zu machen.

Literatur:

Fossard, Jean LE SECRET DES MENHIRS - LOZERE Royaume de la Vieille, Marvejols 1996

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