Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Melissanihöhle bei Sami,
Kefalonia, GR


In der Nähe von Sami an der Ostküste von Kefalonia gibt es zwei unterirdische Touristenmagnete, die Drogaratihöhle und den Höhlensee von Melissani.

Ein Blick über den Schachthöhleneingang Richtung Sami
Ein Gemälde der Höhle am Schauhöhlenhäuschen

Am Eingang zum künstlichen Schrägtunnel, der in die
Höhle führt

Im Tunnel - ein erster Blick auf den See

Die Touristenboote legen ab
Das Ruder unseres Bootsführers im schon kitschig blauen
Höhlenwasser, ein bißchen salzig schon
Die Mittagssonne erleuchtet den Höhlenkessel
Ist da der Grund für die "kultische" Bedeutung der Höhle
zu sehen? Der phallusförmige Riesenstalagmit?
Licht in der Erde
"Erleuchtung/Beleuchtung" von "oben"
Eine Remineszenz an die "Höhle"
- ein Stalaktitchenpaneel im Restaurant am Höhleneingang

Als Dr. Joseph Partsch seine höchst lesenswerte geographische Monographie über "Kephallenia und Ithaka" 1890 veröffentlichte, da schrieb er noch: "Der größte solcher Einstürze ist die Melisáni, 50 m lang, 30 m breit, von NNW nach SSO gestreckt. In ihrer Tiefe, welche ein fallender Stein erst in zwei Sekunden erreicht, liegt ein angeblich leicht brackiger See. "

Wer war wohl der erste Mensch, der in diese Höhle hinunter gestiegen ist? Das ist schon lange her, wohl schon Tausende von Jahren. Auch hier zeigt sich, daß schon lange Menschen in der Lage waren, Schächte, die 30 und mehr Meter tief waren, zu begehen. Eindeutiges Zeugnis dafür sind verschiedene Funde, die man auf der "Insel" auf dem Grunde des Schachtes gemacht hat. Ein Tonlämpchen wurde 1951 von Joannis Petrocheilos dort gefunden (heute im Archäologischen Museum in Argostolion ausgestellt), 1962 wurde der Hügel richtig archäologisch ausgegraben und weitere Täfelchen und Statuetten gefunden, die den Gott Pan und einige Nymphen zeigen. Melissani ist ja auch der Name einer Nymphe. Eine Geschichte geht so: Sie wollte den Gott, er wollte sie nicht. Deshalb stürzte sie sich in die Tiefe und war tot. Aus.

Im Jahre 1959 besann man sich wieder auf die Schachthöhle anläßlich von Färbeversuchen, um den Weg des Wassers von den Kathavothren von Argostoli herauszufinden. 1963 begann man den Schrägtunnel zum Höhlensee zu graben, der zur Erschließung des Höhlensees als Schauhöhle führte. Seither ist dieser Ort ein Highlight jedes Besuchs dieser Insel, besonders um die Mittagszeit. Da kommen Dutzende von Bussen und laden ihre "Fracht" direkt am Eingang ab. Die Warteschlangen im Zugangstunnel werden immer länger, bis alles "voll" ist. Die sechs Boote, die dann permanent hin und her auf dem See fahren, kommen fast nicht mehr mit mit der Menschenschar. So mancher dreht dann draußen schon um und "genehmigt" sich lieber ein Bier und schaut sich eine Postkarte von diesem "Naturwunder" an.

Das natürliche "Naturwunder" könnte man heute als Besucher durchaus übersehen - den Schachteingang. Man kommt nämlich gar nicht mehr richtig hin. Der ursprüngliche Schachteingang ist heute umgeben von einem hohen Gitterzaum, rundum. Was wohl vor wenigen Jahren noch möglich war, nämlich ein Blick in die Tiefe des Schachts ohne selber hinunter steigen zu müssen, wenn etwas mehr davon mitbekommen wollte, das ist heute nicht mehr möglich. Alles zu. Tony Oldham hat in seinem sehr aktuellen Kommentar dazu geschrieben: "Knowing a bit about the intensive Greek urge for security measures, we suppose financial interests behind this fence." Womit er wohl den "nail right on the head" gehittet hat, denn ein vollkommen baugleicher Zaun steht nicht weit entfernt auch um eine andere Höhle, vielleicht gab es "Mengenrabatt". Schade. Denn der Blick in die Tiefe, das schafft halt ein gewisses Kitzelgefühl im Bauch, genauso wie der "Blick nach oben". Der wird für viele € heute zugelassen, laut Oldham ist er gar der wohl teuerste aller griechischen Schauhöhlen im Moment (2002), insbesondere wenn man berücksichtigt, daß man eigentlich den "gondolier" ja auch noch eigens "entlohnen" sollte. Manche "Gondoliere" machen diese Eigenschaft beim Besuch gleich mehrfach deutlich. Sie steuern nämlich nicht nur ihr Boot, sondern machen die Höhle gleich zum Konzertsaal. Die besondere Akustik unterstützt das. Sie schmettern los, was die Stimmbänder halten, und gleich ist alle Stille vertrieben von diesem "unheimlichen Orte".

Am besten besucht jeder selber mal diese Höhle. Felsgewordener Traum. Fließende Wirklichkeit. Ultramarinblaublaublau - Megaschwarzschwarzschwarz.

Eine Reproduktion der in der Höhle gemachten antiken Funde

Literatur:

Casati, L., Dell'Oro, Beatrice Le Risorgenti di Sami et i mulini di Argostoli, Speleologia 25, 1991, S. 32ff.
Crossley, Robert Ian Kephallinia 1980, NPC Journal 1982, S. 71ff.
Samuel, C. The caves of Cephallonia, in: ISCA, 5, 1985, S. 28-30., illustr., surveys
Partsch, Dr. Joseph Kephallenia und Ithaka - eine geographische Monographie, Gotha: Justus Perthes, 1890
Maurin, Viktor, Zötl, Josef Karsthydrologische Aufnahmen auf Kephallenia (Ionische Inseln), Steirische Beiträge zur Hydrogeologie, Jahrgang 1960, Heft 1, Graz 1960
Petrocheilou, Anna Die Höhlen Griechenlands, Athen 1984
Dontas, Georgios S. EYPHYMATA ATTO TO PAPA THN SAMIN THE KEHALLINIAS SPILAION MELISSANI, Archaioloigke Ephemeris 1964, S. 28-35, Athen 1967
Bauer, Ernst W. Höhlen - Welt ohne Sonne, Österreichischer Bundesverlag 1971

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