Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Grotta de su Mannau, Sardinien


In den Golfo di Leone im Südwesten Sardinien mündet der Rio Mannau, ein kleines Flüßchen. Seinen Ursprung hat er einige Kilometer oberhalb in der heute auf 8 km Länge bekannten Höhle Grotta de su Mannau, was soviel wie Höhle des Ungeheuers oder Riesen bedeutet.

Von Fluminimaggiore sind es nur ein paar Kilometer Richtung Iglesias. Dann zweigt heute ein kleines geteertes Sträßlein ab und führt einspurig in ein stark begrüntes Tälchen. Früher mußte man noch in einer richtigen Furt das Flüßchen queren. Heute wurde dort auch schon eine Brücke errichtet, so daß das Erreichen das geteerten Parkplatzes jederzeit möglich ist. Ein hölzernes Führerhäuschen hat man dort auch errichtet, eine Informationstafel klärt über die räumliche Situation und die Wandermöglichkeiten in die Umgebung auf.

Leider war im Februar 2007 die Höhle wegen "Bauarbeiten" geschlossen, so daß ich nur die Eingangsregion erkunden konnte. Nach telefonischer Voranmeldung könnte man auch außerhalb der touristischen Hauptzeiten einen Besuch arrangieren. Ein besonderes Schmankerl sind wohl die Führungen in die nicht touristisch ausgebauten Teile der Höhle, die auch möglich sind.

Treppenstufen und geteerte Wege erschließen das Terrain bis zum Haupteingang, der mit einem Sperrgitter abgesichert ist. Unterwegs kommt man noch an einem winzigen Seiteneingang vorbei, den zu befahren wohl keinem Menschen möglich ist. Immerhin hat man aber eine steinerne Markierungstafel angebracht.

Bekannt ist der Eingangsbereich der Höhle schon immer gewesen. Dort wurden auch Spuren des Menschen aus nuraghischer, phönizischer und römischer Zeit gefunden, nichtzuletzt tönerne Öllämpchen. Archäologen nehmen an, daß es hier einmal einen "Wasserkult" schon vor Tausenden von Jahren gegeben hat. Die speläologische Erforschung der Höhle setzte 1930 ein, als der Bergwerksingenieur namens Rodrigez erstmals in den linken Ast der Höhle eindrang und in den nach ihm benannten "Pozzo Rodriguez" abstieg. 1954 begannen erstmals Höhlenforschergruppen sich für die Höhlen zu interessieren. Zuerst war es die Gruppe G.S. Pio XI, später andere. So wurde das unterirdische Reich unter dem Berg mit diesem Namen immer besser bekannt. Es gibt zwei Äste, den "RAMO DI DESTRA", der vom "Fiume Rapido" durchflossen wird, und den "RAMO DI SINISTRA", in dem der "Fiume Placido" fließt. Ersterer ist über eine Strecke von mehr als 5 km begehbar, wobei riesige Hallen durchquert werden. So weist der "Salone Ribaldone" eine Höhe von 150 m bei einer Länge von 100 m auf. Die natürliche Innenauskleidung des Räume soll zum Sehenswertesten gehören, was man auf Sardinen zu Gesicht bekommen kann. Diesen Teil könnte man heute nur mit einer ganz besonderen speläologischen Führung wenigstens zum Teil sehen, während der Teil um den "Pozzo Rodriguez" heute als Schauhöhle ausgebaut ist und heute oft dem Standardtouristen gezeigt wird.

Wir waren im April 1983 zum ersten Mal dort, wir, das waren Wilfried Lorenz, Reinhard Lemmer und ich. Wir hatten eine Zeit, die Engländer wunderbar idiomatisch mit "in sb's heyday" bezeichnen. "The time when someone is most popular, successful, or powerful". Wir waren jung, unternehmungslustig und voller Lust, neue Leute kennenzulernen. Nach Cala Ganone fuhren wir nach Cagliari, lernten dort die Höhlenforscher kennen, die uns in ihrem städtischen Vereinsheim vertrauensvoll schlafen ließen, und die uns dann nach Flumminimagiore weiterreichten. Auch dort lernten wir die Höfos kennen, die uns wieder sehr gastfreundlich aufnahmen. Die Krönung war dann eine Besuch der Höhle, die damals noch nicht touristisch erschlossen gewesen war. Viel haben wir da damals nicht von dem traumhaften Sinterschmuck gesehen, erst einen kleinen Vorgeschmack bekommen. Aber schön wars doch und unvergeßlich.

 


Wandmalereien in Flumminimagiore


Furtdurchquerung des Rio Mannau
Am Schauhöhlenparkplatz

Februar 2007

Blick durch die Gitterstäbe hindurch
ins Höhleninnere
 

Von der Höhle nehmen verschiedene Wanderwege ihren Ausgang. Einer davon führt hinüber zu der großen Hauptattraktion des Gebietes, dem Tempel von Antas, wo der Gott "Sardus Pater Bab" verehrt worden ist. Er liegt wunderbar idyllisch in einer Senke zwischen einigen Bergen. Nur eines stört den Traum: eine Hochspannungsleitung zieht sich ästhetisch vernichtend auch durchs Gelände. Eine grobe Sünde gegen jegliches Empfinden für die Schönheit der Natur.

 

Literatur:

Pappacoda, Mario La Grotta di su Mannau, Speleologia 7, 1982, S. 7ff.
Furreddu A. e Maxia C. Su Mannau, in Grotte della Sardegna, Cagliari, Ed. Sarda F.lli Fossataro, 1964

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