Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Santa Cova in Manresa, Katalonien, Spanien


65 km südwestlich von Barcelona ist die kleine Stadt Manresa, die vom Fluß Cardener durchquert wird. Am seinem flußabwärts gesehen linken Ufer liegt eine der kultisch bedeutsamsten "Höhlen", obwohl es sich eher um ein Felsdach handelt, zumindest aus katholischer Sicht.

Überall im Stadtgebiet stehen Hinweiser zur "Cova", so daß man sie in dem Gewirr von Einbahnstraßen auch einmal erreichen wird. Sie liegt im Innern des zwischen 1894 und 1896 errichteten großen Exerzitienhauses der Jesuiten. Wer genau hinschaut, der sieht, daß im Untergeschoß des Gebäude das Mauerwerk nicht bis zum Grund reicht, sondern daß an einigen Stellen nur eine Pfleilerkonstruktion erreichtet worden ist. Dadurch bleibt der Blick frei auf die sich dahinter befindlichen Felsüberhänge, die die Verlängerung der Santa Cova darstellen.

Betritt man das große Gebäude, so sieht man gleich an der metallenen Eingangstür: "Iglesia de la Santa Cueva". Die Kirche hatte man schon zwischen 1750 und 1763 erbaut. Links davon geht es dann zur "Höhle". Nur wenige Höhlen auf der Erde haben ein solch prächtig gestalteten Zugang. Die Avantcova, der Raum vor der eigentlichen Höhle, wird vom einer Bronzeskulptur von Josep Llimona eingerahmt. Mosaiken, Stukkaturen, Messingarbeiten und bunte Glasfenster wurden eingesetzt zum Schmuck des Vorraums.
Dann betritt man das "Allerheiligste" durch eine Pforte, die einen felsigen Eindruck machen sollen. Mit der "Coveta" ist dann der Raum erreicht, von dem die Tradition berichtet, daß dort Ignatius von Loyola sein Hauptwerk, die Spirituellen Übungen verfaßt hätte. Man kennt genau den Tag seines Einzugs, den 25. März 1522, wo er vom Montserrat kommend, hier eintraf. Mitte Februar des nächsten Jahres verließ er dann die Halbhöhle und brach zu einer Pilgerreise ins Heilige Land auf.

Die interessante Frage ist, ob die Umgebung der Höhle einen bedeutsamen Einfluß auf seine Gedanken hatte. Vielleicht weiß da jemand schon mehr darüber.

Der auffallendste Inhalt der Coveta heute ist der Altar von Joan Grau aus dem 17. Jahrhundert, einem der bedeutendsten Barockarchitekten Manresas. Der Wand entlang sind noch die Medaillons erhalten, die von Josep Sunyer geschaffen worden waren. An einer Stelle sind noch zwei Kreuze in den Fels geritzt, die heute von einer Glasplatte geschützt werden. Das es sich hier ja nur um ein Felsdach handelt, mußte die Außenseite durch eine Mauer abgeschlossen werden, um einen geschlossenen Eindruck entstehen zu lassen. Ein paar Sitzbänke und Kirchenstühle sind noch drinnen für die Gläubigen.

Als wir im Mai 2010 einmal dort waren, da hielt sich eine Nonne im schwarzen Habit alleine in der Grotte bewegungs- und geräuschlos auf. Das Klicken der Digitalkameras fiel bei dieser Stille schon auf und störte sie für Sekunden.

 

   

 

 

Literatur:

Chabert, Jacques Saint Ignatius Loyola, SpeleoStampCollector 19-1985
Puig, Ignacio La Cueva de San Ignacio en Manresa, in: Ibérica (Barcelona) 1953
Maas, A. S.J. St. Ignatius in the Santa Cueva, in: Messenger of the Sacred Heart, New York 1897
Nonell, Jaime La cueva de San Ignacio en Manresa, Manresa 1918
Matt, Leonhard von, Rahner, Hugo Die hl. Höhle des betenden Büßers Inigo - Ign. v. Loyola, Echter Verlag Würzburg

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