Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Höhle Triple Volcán auf der Insel Isabela, Galapagosinseln, Ecuador


Fährt man von Puerto Villamil Richtung Sierra Negra, so steht heute links vom Weg bereits eine große Reklametafel, die auf eine außergewöhnliche Höhle aufmerksam macht. Der Grundbesitzer entwickelt sie langsam zu einer richtigen Schauhöhle, mit der er sicherlich einmal einen Teil seines Lebensunterhalts verdienen wird.

Es kommt sehr selten vor auf diesem Planeten, daß man tatsächlich in einen Vulkan hineinsteigen kann. Was bei Jules Verne in seinem Buch von der "Reise zum Mittelpunkt der Erde" kein Problem zu sein schien, das ist in der Wirklichkeit nicht der Fall. Nur einen einzigen, aber wirklich spektakulären Fall gibt es: Thrihnukagigur auf Island. Und jetzt den Triple Volcán. Mit einer vermessenen Tiefe von - 101 m war er einige zeitlang sogar die tiefste Höhle der Galapagosinseln. Der "vent", so nennen die Vulkanologen mit einem Fachausdruck dieses Phänomen, ermöglicht den Zugang zu einer früheren Magmakammer. Aus ihr hat sich der heiße Gesteinsbrei entweder zurückgezogen oder wurde über tiefer gelegene andere Ausstoßöffnungen entleert.

Bis auf 100 m kann man auf einem fahrbaren Weg bis zur Höhle heute gelangen. Dann wir man auf einem Grasweg hinaufgeführt auf den höchsten Punkt im Umkreis, dem Rest eines alten Vulkankraters. Man kann schon hinabschauen in die Schachtreihe unter einem, in dem die Höhleneingänge liegen. Wo es zu steil wird, da hilft der Griff um dicken Seil, das den Besuchern einen ungefährdeten Weg sichert. Man geht auf einer breiten Felsbrücke auf die andere Seite des durch die Vegetation grünen Kraters und kann hier schon in die Tiefe schauen. Zahlreiche Seile führen in die Tiefe. Viele betonierte Stufen leiten in den Trichter, in den es abzusteigen gilt. Der Krater ist mit dem nächsten durch eine Felsdurchbruch verbunden. Es geht noch steiler nach unten, die Stufen hören auf, eine Strickleiter mit Holzsprossen führt weiter nach unten. Ein Schlund tut sich vor einem auf, der zum schwarzen Loch wird.

Wer wagemutig genug ist, der klettert weiter runter. Als wir im März 2014 anläßlich des 16. vulkanspeläologischen Symposiums dort waren, unternahmen diese Tour auch zwei junge Touristen, die, mit Fahrradhelmen auf dem Kopf und ungesichert, vom Grundeigentümer da hineingelassen wurden. Sie kamen auch wieder gesund wieder zurück. Wie es ihnen unterwegs gegangen ist, keine Ahnung.
Wir Leute vom Fach holten lieber die SRT-Ausrüstung heraus, sicherten uns mit Petzl und Yümar, und waren froh drum. Steinschlag droht immer, Ausrutschen ist jederzeit möglich in dem Schlammhang oberhalb des 15-m-Abbruchs.

Aber der Einsatz lohnte sich. Der Schacht mündet in einen gewaltigen Raum, dessen Ausmaße man zuerst einmal kaum wahrnehmen kann. Am Boden liegen lauter lose Blöcke, die die Fortbewegung wahrlich nicht zum Spaziergang werden lassen. Verblüffend ist die Farbvielfalt des Gesteins. Grau, rot, gelb und weitere Nuancen. Es geht immer weiter nach unten bis man am nächsten Schacht steht. Leider hing da kein Seil, so daß es umzukehren galt. 10 m tief ist er wohl und ohne Fortsetzung.

Ein Erlebnis ist es, hinauf zu schauen, das Licht hereinkommen zu sehen durch die runde Öffnung weit oben in der Decke.

Wenn das Unternehmen, die Höhle zur Schauhöhle zu entwickeln, Erfolg haben soll, dann muß wohl bald etwas geschehen. Der "Räuberzustieg" wie er momentan noch existiert, muß durch eine sichere Variante entschärft werden. Etwas ist ja schon passiert. Die schwankende Seilleiter im 15-m-Abstieg wurde durch eine massive Holzleiter ersetzt, was schon viel sicherer ist. Wenn es hier einmal ein Stiegenhaus mit Wendeltreppe gibt, dann wäre wohl ein Höchstmaß an Sicherheit erreicht - das abenteuerliche Flair wäre allerdings futsch, das wir noch erleben durften.

 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     

Literatur:

Addison, Aaron, und andere Recent Investigations in the Galapagos Islands, Ecuador, 2013 ICS Proceedings, 2013, p 15ff.

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