Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Waitomo und seine Glowworm Cave, North Island, NZ


 

Ruakuri Cave

Mangawhitikau System - Die Spellbound Tour

King's Country Karst

ASG-Hut

 


Im Jahre 2007 ist Waitomo ein 41-Seelen-Dorf im King's Country auf der Nordinsel Neuseelands. Diese zahlenmäßige Kleinheit sagt nichts. Der Name ist überall in Neuseeland bekannt. Pro Jahr streben etwa eine halbe Million Touristen dorthin, Einheimische und "Fremde", um ?

Die Antwort auf diese Frage dreht sich wirklich um die "Höhle". Sie war und ist auch in der jetzigen Gegenwart der wirkkräftige "Motor", um eine im Grunde wenig auffällige Karstlandschaft in einen megaattraktiven Tourismusmagneten zu verwandeln. Was "suchen" die Menschen dort?

Geworben wird heute vor allem mit "Abenteuer". Fast alle großen bekannten Höhlen werden heute touristisch genutzt, teils als Schauhöhle, teils um mehr oder weniger "abenteuerliche" Führungen dort abzuhalten. Um sich von den Normaltouristen klar abzugrenzen, beschreibt die von der Firma "absolute adventure" beispielsweise ihr Angebot so: "If you're up for a challenge, relatively fit and not afraid of a bit of mud, breaking a nail, or getting your feet wet, then... is definitely for you" (Wenn Sie sich einer Herausforderung stellen wollen, verhältnismäßig fit sind, sich nicht von Schmutz fürchten, daß sie ihren Fingernagel abbrechen oder auch mal bereit sind, nasse Füße zu bekommen, dann sind sie bei uns richtig!).

Angefangen hat eigentich alles 1887. Da zeigt Tane Tinorau, ein Maorihäuptling einem Fred Mace, der ein englischer Landvermesser war, die Höhle. Mace vermaß die Höhle, machte Fotos vor ihr und schrieb einen Bericht darüber, der er an die Regierung sandte. Es dauerte nicht lange, und der Maorihäuptling begann mit Führungen durch die Höhle. Seitdem ist der Strom der Besuch nicht mehr abgerissen. Oberhalb der Höhle wurde sogar ein Hotel errichtet, das betuchten Leuten eine standesgemäße Unterbringung bot und bietet.

Heute wird die Höhle von einer Gesellschaft geführt, die je zur Hälfte dem Staat und der lokalen Maorigruppe gehört. Da das Geschäft boomt, kommen da wohl ansehnliche Einnahmen zu stande, die auf die Teilhaber verteilt werden können.

Die Lage der Höhle ist nicht sehr günstig, um einen großen Touristenbetrieb führen zu können. Im Kern strömt ja ein kleiner Fluß durch einen sperrenden Felsriegel hindurch. Auf der einen Seite fließt er hinein und auf der anderen Seite kommt er gleich wieder heraus. So hat man einen kleinen Wasserteil, der mit einem Boot meist befahren werden kann und wo den Besuchern die berühmten Glühwürmchen gezeigt werden. Das geht aber nicht, wenn es Hochwasser hat - und das passiert gar nicht so selten. Dann sieht der Besucher eine Tafel, daß heute keine Bootsfahrt möglich ist, und er muß selber entscheiden, ob er trotzdem seinen hohen Obolus von 30 NZ-$ (15 €) berappen will und mit einer relativ kleinen Höhle mit Tropfsteinschmuck vorlieb nimmt.

Die Eingangssituation in die Glühwürmchenhöhle 2007

- ein Provisorium, weil die alten Anlagen vor einigen
Jahren abgebrannt sind

Schauhöhlenmania am Eingang
Der Wiederaustritt des Höhlenflusses bei Hochwasser

Auf dem Weg zur Höhle kommt man am Höhlenmuseum vorbei, um das sich allmählich so etwas wie ein Ortszentrum ausbildet. Das Museum war eines der ersten seiner Art und durchaus sehenswert. Mit viel Liebe und Sachverstand wurden die Exponate zusammengetragen und aufgestellt, wobei man das Prinzip eines "aktiven Museums" verfolgte. Höhepunkt ist der Schluf, der sehr lebensecht und nur für Kinder wirklich angenehm zu durchmessen ist. Ansonsten kanns es schon richtig werden. In diesen Räumen ist auch die höhlenkundliche Bibliothek des neuseeländischen Höhlenverbandes, die allerdings nur für Mitglieder geöffnet wird.

     
 

 

 

Literatur:

Bauer, Wolfgang Flüsse ohne Wiederkehr, Süddeutsche Zeitung 1. Oktober 1991, S. 53
Martin, D.J. New Zealand Mini-Expedition - Christmas, 1983 Part 1 - Waitomo, Journal of the Sydney Speleological Society, 1984, 28 (7) : 103
Rohse, Martin, Hujer, Ferdinand Neuseeland 1990, ANDON 3-1990, S. 37ff.

Links:

 

 

 


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