Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Dobschauer Eishöhle / Dobsinska L'Adova Jaskyna, Slowakei


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Wer nur wenig Zeit zur Verfügung hätte, um die Höhlen der Slowakei kennenzulernen, dem würde ich zwei empfehlen: die Dobsinska Eishöhle und die Ochtinska Aragonithöhle. Beide sind von einer außergewöhnlichen Qualität, für die auch weltweit nur wenige andere Höhlen als Bezugsgröße genannt werden können. Ein wenig spiegelt sich das auch in der Aufnahme der Höhlen in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes.

Der Eingang in die Dobsinka L'Adova Jaskyna, früher auf deutsch Dobschauer Eishöhle genannt, liegt im Nordhang des Berges Duca mit 1141 m Höhe. Der Höhleneingang liegt auch ca. 950 m Höhe, was bedeutet, daß alle Besucher erst einmal 90 m in die Höhe vom Parkplatz aus steigen müssen.

Der Eingang in die Höhle war schon immer bekannt. Ein großes Loch im Berghang, aus dem dauernd kalte Luft streicht, das blieb nicht unbekannt. Aber erst 1870, man kennt sogar genau den Tag, am 15. Juli, stiegen drei Männer in die Tiefe, Eugen Ruffinyi, Andreas Méga und Gusztav Lang. Nach Ruffinyi ist ein heute noch immer existierendes kleines Übernachtungshaus am Ort benannt! Bereits ein Jahr später nahm man den Schauhöhlenbetrieb auf. Was hieß das? 300 bis 400 Besucher kamen im ganzen Jahr! Die nahe Stadt Dobschau unternahm alle Anstrengungen, um diese früher Touristenattraktion zu unterstützen. In einem Führer aus Kaschau, der 1886 schienen ist, heißt es: "...zur bequemen Besichtigung sind alle Vorkehrungen getroffen, daß auch Damen ohne Gefahr und ohne Furcht, die Kleider zu beschmutzen, die Höhle besuchen können." Es gab schon eine Eintrittsgebühr von 40 Kreuzern und der Führer kostete 10 Kreuzer. Um was zu sehen, brauchte man Licht. Verboten waren Fackeln und "Bengalisches Feuer". Man mußte Petroleumlampen verwenden. Wollte man nur 20 Lampen, dann kostete das 1 Gulden 25 Kreuzer, es war aber auch möglich 120 Lampen angezündet zu bekommen, dann hatte man 7 Gulden und 50 Kronen zu bezahlen. Was für eine Zeit! Relativ schnell wurde die elektrische Beleuchtung eingeführt. Noch heute (2008) ist im Internet zu lesen, daß ihre Einführung im Jahre 1887 eine echte Pionierleistung gewesen sei, denn sie sei "die erste Höhle Europas mit elektrischem Licht" gewesen. Längst ist das widerlegt, aber wer nimmt es zur Kenntnis? 1881 war das gewesen, in der Slouper Höhle im Mährischen Karst. 1982 machte man das gleiche in der Kraushöhle bei Gams in Österreich.

Um die Besucherzahl zu erhöhen, machte Miklós Markó etwas, was auch alle Schauhöhlenbetreiber nach ihm im Grunde getan haben. Sie produzieren Events, Ereignisse, die ohne sie nie passiert wären. In diesem Fall war es das Sommereislaufen. 1893, am 18. Juni, fand dort das erste Eisfest statt. 32 Eiskunstlaufpaare des Budapester Eiskunstlauf-Vereins waren aufgeboten. Zwischen 2 und 4 hat es stattgefunden. Walzer wurde getanzt und am Schluß gar eine "Quadrille". Ein ganzes Orchester aus Miskolc machte die Musik dazu und 300 Besucher der Veranstaltung sollen begeistert gewesen sein. Das war der Anfang und setzte sich viele Jahre hindurch fort! Bis in die 50er Jahre wurde die Höhle für Trainingszwecke der Olympiakader verwendet, eh Kunsteisbahnen die uns heute ja nur noch sehr archaisch in einer solchen Umgebung vorkommende Sportweise überflüssig machten.

Ganz stolz ist man scheinbar auf seinen "prominenten" Besucher. "Prominent"? Was ist das? Ein "Prinz von Sachsen-Gotha" sei mal da gewesen, ist das wirklich wichtig? Kennt den einer? Schon eher könnte einer Ferdinand-Marie de Lesseps kennen, den späteren Erbauer? des Suezkanals, und Friedrich Nansen, einen später sehr bekannt gewordenen Polarforscher. Was hat die alle dorthin getrieben? Wieder: Die Höhle ist auch ein Psychotop. Was haben die sich davon versprochen, daß sie auch dort einmal gewesen sind?

Als Geotop gesehen ist die Höhle nur ein kleiner Teil des großen Stratenasystems, das den ganzen Berg durchzieht und heute auf mehr als 23 km Länge bekannt ist. Die Einzelhöhle ist auf 1232 m Länge vermessen und hat einen Gesamthöhenunterschied von 110 m. Unter dem Eisteil liegt noch ein Tropfsteinteil, den der Besucher nicht zu sehen bekommt. 515 m Meter sind für die Allgemeinheit erschlossen und die sind sehenswert! Das gesamte Eispaket in der Höhle ist 26,5 m dick und nimmt einen Raum von 110.000 m³ ein. In welcher anderen Eishöhle gibt es eine ähnlich große Eismasse auf einmal? Die Wege erschließen den Eisklotz. Erst bekommt man einen kleinen oberflächlichen Blick auf den Eisraum, steigt über Treppen hinab am Rand, durchquert die Eismasse in einem künstlichen Tunnel und kommt in einem weiten freien Raum zwischen Fels und Eis heraus. Eine Plattform aus Edelstahl ermöglicht einen guten Blick. Es geht weiter entlang der Eismassen. Schließlich steigt man wieder über Stiegen hinauf auf die großen Haupteisfläche. Wie sind die da damals mit Schlittschuhen gelaufen? Alles schief! Zwei relativ große Eissäulen bestimmen das Bild, aber sind halt mit dem, was in anderen großen Eishöhlen der Welt überhaupt nicht vergleichbar. Da gibt es woanders noch ganz anderes. Aber das ist nur eine Anmerkung für "Kenner".

Schon die im Internet veröffentlichte Karte der Höhle und ihrer Umgebung zeigt, daß es noch viel mehr Höhlen in der Umgebung gibt: Duda, Stratenska jaskyna, Vicia jaskyna, Pod Hanesdyou usw....

 

Blick auf den Ort Dobschau

Blick aus der Pension "Ruffiny"
in die Umgebung
Der Berg "Stratena" birgt in sich
die Höhle
Auf dem Weg zur Höhle

Das darf man alles dort nicht!

Das Schauhöhlengebäude
Am Eingang
Das gab es dort einmal:

Höhleneislauf!

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
   

Stratena

 
 
     
Eintrittskarte  

Aus Morokutti 1968: "Eine hohe Eissäule hat man, für Laien kaum merkbar, durch angefrorene Eiswürfel gestützt. Interessant ist, daß man eine große Windmaschine eingebaut hat, die dem Besucher im Sommer jedoch nicht sichtbar ist. Sie hat die Aufgabe, die hier im Winter sehr strenge Kälte in die Höhle zu blasen. Dadurch kühlt diese um einige Grade niedriger aus und die Eisfiguren halten sich länger."


 

Plan von Czoernig aus dem Jahre 1931 (Man lese den Text am unteren Rand: Grund- u. Aufriss nach einem deutschen Plan, Brünn 1925. Schnitt nach v. Czoernig 20.7.1931)

 

725-023 Dobšinská Ice Cave
Spišska Nová Ves, Poprad, Rožnava, Slovakia
N48 52 05 E20 18 22 Core zone:  Ha
Buffer zone:  Ha
2000

un United Nations - Copyright © 1992-2008 UNESCO World Heritage Centre, All Rights Reserved | Terms / Policies | v3.0, Updated 22 May 2008

Ein Auszug aus der Internethomepage der UNESCO, die Höhle betreffend, schließlich ist sie heute WELTKULTURERBE...

Literatur:

Balch, Edwin Swift Glacières or Freezing Caverns, Johnson Reprint Corporation, New York and London 1970, Erstausgabe 1900
Holzmann, Heinz Sommer-Eislaufen in der Dobschauer Eishöhle und in weiteren Höhlen sowie Berichte über Eisstockschiessen in Höhlen, Slovensky Kras XXXVI, 99-108, Liptovsky Mikulas 1999
Morocutti, Albert Höhlenfahrten in der Slovakei (23.-26.5.69), Vereinsmitteilungen 68 Augustheft, landesverein für höhlenkunde salzburg
Tucis, Ján Grotte de Stratena, Spelunca 93-1984, p 10

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