Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Das Souterrain von Hohatzenheim, Elsass, F


Hohatzenheim befindet sich etwas westlich zwischen Strasbourg und Haguenau im Elsaß. Das Souterrain liegt unter und bei der Kirche aus dem X. bis XI. Jahrhundert, die auf einem Lößhügel in der Nähe des Dorfes errichtet worden ist. Es hat die Form eines Rundganges, wobei damit hier nur gemeint ist, daß man wieder bei seinem Ausgangspunkt ankommen wird, wenn man dem Gang folgt, nicht, daß man von überall her den gleichen Abstand zu einem Mittelpunkt hätte.

Schon Pater Lambert Karner hat es 1895 in Begleitung des damaligen Conservators der historischen und Kunstdenkmale des Elsass, C. Winkler, besucht. In der Kirche habe man zu Anfang des XVIII. Jahrhunderts in einer Ecke ein Loch gezeigt, das die Leute "Heidenloch" nannten und in dem man mehrere alte Monumente und Inschriften gefunden habe, die man aber nicht lesen hätte können. Der damalige Zugang lag im Keller des Hauses am südlichen Abhang des Hügels. Karner fand nur noch einen Gang und zwei Kammern "so ziemlich intact". Der Gang führte in "gewöhnlichen Dimensionen aufwärts", war dann aber verschüttet und es ließ sich nicht mehr ausmachen, ob er bis zur Kirche führte. Im Hauptgang fand er keine Lichtnische, aber das hatte keinen Einfluß auf sein Urteil, "die ganze Anlage als eine echte künstliche Höhle erklären zu können". Daß das ein "Erdstall" sei, das hat Karner nie geschrieben!

Boos, Teslutchenko und Will untersuchten die Anlage erneut und geben eine Gesamtlänge von 76 m für sie an. Vom Typ her handle es sich um ein "Labyrinth", das 4 Eingänge besitze. Über die Funktion kann man nur spekulieren. Handelte es sich vielleicht um einen Fluchtgang? Früher nahm man ein hohes Alter an, aber es gibt keinen Beweise dafür. Einige Scherbenfunde wurden gemacht, die in die Gotik gehören.

Im Juli 2011 versuchten wir mal diesen Souterrainklassiker zu besuchen, scheiterten allerdings. Er ist heute nicht mehr zugänglich, heißt es. Bei den Renovierungsarbeiten an der Kirche sei die Fachfirma aus Paris mit einem schweren Bagger auf den Vorplatz gefahren. Der Boden senkte sich über dem Souterrain und nun sei alles verschüttet. Rien ne va plus.

 
 
 
 
 

Literatur:

Boos, A., Teslutschenko, B., Will, R. Cahiers Alsaciens d'Archéologie d'Art et d'Histoire, tome XVIII, 1974, Strasbourg - Société pour la conservation des monuments historiques d'Alsace
Karner, L. Künstliche Höhlen aus alter Zeit, Wien 1903

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