Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Ein Betriebsausflug ins Altmühltal


Eine Bildungs- und Unterhaltungsindustrie bietet heute Firmen an, etwas für ihr "Betriebsklima" zu tun und ihren "hervorragenden" Mitarbeiter für ihre Leistungen durch Besonderes zu belohnen, ihnen also "Incentives" zu bieten. Die "Betroffenen" dürfen dann mit dem Gummiboot auf wilden Flüssen runterraften, vielleicht auch mal "Bungeespringen", die Firma zahlts, oder hoch oben in den Bäumen auf wackeligen Seilbrücken "Abgründe" überwinden. Vielleicht darf man auch den Kollegen sichern, wenn der, sich das Seil fachgerecht umgebunden, in die Höhe auf einem künstlichen Kletterparcour klettert.

Bei unserem "Staat" gibt es so etwas nicht. Das ist alles in diese, so oft "hochgelobten" Hände der Privatwirtschaft gelegt, die scheinbar alles nur besser macht, vor allem aber, so wird uns erzählt, angeblich, "billiger".

Nun gibt es Leute, die sind zwar beim "Staat" beschäftigt, aber recht frustriert wurden. So wie der organisiert ist, bürokratisch-hierarchisch, kommen ganz bestimmte "Typen" hoch und andere nicht. Es ist so. Man muß nur alle Länder anschauen, die sich dieses Prinzip gewählt haben - vollkommen unabhängig vom politischen System. Das gilt gleichermaßen für die Sowjetunion wie für die USA! Und Deutschland auch. Keine Ausnahme. Was ist wichtiger? "Demokratie" oder "Bürokratie"? Für manchen mag das eine ungewohnte Fragestellung sein, weil er sich auf so etwas wie "Freiheit" und "Kommunismus" eingeschossen hat. Aber im Grunde ist das nur ein alter Hut. Ein kleines Eintauchen in die "Politikwissenschaft"...... A.G. Meyer

Neben all diesen verkopften Ideen gibt es noch vieles, das viel eher "down-to-earth" ist. Blutsbande zum Beispiel. Samstagmorgen, Schweitenkirchen. 20 Menschen stehen da, groß, klein. Wir fahren los vom Depot, an dem in rot-weißer Schrift GEL steht. Wir fahren Richtung Kehlheim auf der Autobahn, dann auf der Landstraße. In Kelheim besuchen wir zuerst ein Cafe in der Altstadt, finden beim Rückweg einen Strafzettel auf der Windschutzscheibe!

Weiter, nach Pillhausen an der Altmühl. Ein wunderbarer Tag. Klarer Himmel, aber Kälte am Boden. Zentimeterlange Eiskristalle stehen millionenfach von unzähligen Zweigen. Wir folgen dem markierten Weg. Er führt in die Höhe, zickzack, die Muskeln fordernd, den Atem schöpfend. Ich bin mir nicht mehr sicher, wo eigentlich die Höhle ist, die ich Paul und seinen Mitarbeitern zeigen wollte. Paul, das ist mein Cousin. Ein Unternehmertyp. Voll Herz und Ideen. Ich eile voraus. Suche dies Loch ab, dann jenes. Wo ist nur das, durch die ich eigentlich alle, die mitgehen wollen, ich sie an die "andere Seite" führen wollte. Endlich finde ich es.

So mancher hatte sich die ganze Geschichte wohl viel einfacher vorgestellt. Erst weit hinauf, dann wieder runter, dann wieder rauf, PSstärke war nicht gefragt, eher persönliches Durchhaltevermögen.

Am Ende waren die meisten da. Wie heißt es doch so schön: "Mit Schwund mußt du leben". Wo war "da"? Ein kleines Loch im Fels, wirklich "klein". Es bot nicht viel Platz zum Ausweichen, nach keiner Richtung. Auf die Knie mußte man als Erwachsener gehen. Als Kind mit der kleinen Körpergröße und dem geringeren "Sündenumfang", da war das leichter. Gleich darauf kam was Entscheidendes: eine Bifurkation. Ein wunderbares Wort. Jeder mußte sich entscheiden, wo es für ihn zuerst mal langgehen sollte. Wer nach rechts kroch, der hatte es etwas einfacher. Dort ging es nämlich ohne Umweg erst mal noch enger, und dann langsam wenigstens höherwerdend, weiter. Jeder mußte sich mit seiner Querseite in dem schlitzförmigen Gang vorwärtsschieben, der allmählich anstieg. Die Dimensionen wurden allmählich immer angenehmer. Zuletzt, bei einem Sattel, ging es auf einmal wieder steil bergab. Ein langer Holzbalken stand schon in dem kleinen Schachtstück und einer war etwa einen Meter über dem Boden quer eingeklemmt. Mit diesen einfachen Hilfsmitteln war es nicht schwierig, weiterzukommen. Noch um ein Eck herum und auf einmal war, für viele wohl unerwartet, das Tageslicht wieder zu sehen. Man mußte die ganze Tortur nicht noch einmal hinter sich bringen und auf der anderen Bergseite wiederherausklettern.

Eine halbe Stunde später waren wir auf dem Wanderweg wieder zurück bei den Fahrzeugen, die uns Richtung Neuessing brachten. Kurz zuvor gibt es orographisch links eine schöne Karstquelle hinter einem Wirtshaus zu besichtigen. Ein kleines Naturjuwel ist das - man kann es halt einfach nur anschauen und bewundern.

Mit in Neuessing gab es im Brauereigasthof Schneider ein üppiges Mittagessen, nach dessen Genuß es etwas schwer fiel, sich wieder aufzumachen und noch eine Höhle zu besuchen. Aber dazu waren wir ja hergekommen. Der innere Schweinehund wurde besiegt und wir fuhren nur wenige hundert Meter westwärts bis zum Parkplatz bei der Holzbrücke über die Altmühl. Dieses gelungene Stück Architektur war nur etwas schwierig zu begehen, weil der Boden angeschneit und festgefroren war, weshalb es eine kleine Schlitterpartie war, drüberzukommen. Von dort sind es ja nur noch etwa 200 m zu Fuß, erst über Wiesen und dann am Waldrand entlang auf einem schmalen Weg. Selbst die kleinsten Kinder kamen mit und vergnügten sich in den vielbegangenen Höhlenräumen der dreietagigen Klausenhöhle. Für die Kinder hatten sich die Väter noch etwas Spezielles einfallen lassen. Alles mögliche alte Geld war vergoldet und versilbert worden und lag auf einmal verborgen und versteckt irgendwo im Raum. Die Kinder gingen überall auf Schatzsuche und hatten ihren Riesenspaß. Mit dem zu einem kleinen Abenteuer bereiten Erwachsenen machte ich wieder die Ohne-Licht-Begehung des Klausengangs bis zum inneren Raum. Das ist jedesmal wieder eine Herausforderung und hat denen, die sich darauf wirklich eingelassen haben, wohl so manchen unvergeßlichen Eindruck beschert. Weiter brauchten mit der bunt gemischten Truppe wirklich nicht mehr in den Berg eindringen. Alle waren zufrieden, alles verlief unfallfrei.

Auf meine Frage, was er denn einmal werden wolle, antwortete der sechsjährige Sohn Lukas meines Cousins Paul: "Höhlenforscher". Da hab ich wohl auch was für die Rekrutierung des Höhlenforschernachwuches getan!

 
 

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