Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

20 Jahre Chiemgauer Höhlenbären

- eine Jubiläumsfeier vom 14.-16. Juni 2006 im Max' Wirtshaus bei Bad Endorf


Seit 20 Jahren gibt es sie jetzt schon, die "Chiemgauer Höhlenbären", deren Hauptanliegen der "Höhlenschutz und die Höhlenrettung" ist. !986 erreichte uns langsam die Nachricht, daß sich im Raum östlich von Rosenheim bis rüber nach Traunstein Höhlenforscher zusammengeschlossen hätten, die sich engagiert vor allem um die Höhlen in ihrer näheren Umgebung kümmern würden. Bald stellten wir fest, daß das sehr umgängige und zuverlässige Kameraden waren, mit denen wir immer gut ausgekommen sind.

Eines konnten und können sie besonders gut: Feiern. Ich erinnere mich noch sehr gut an eine Weihnachtsfeier vor langer Zeit. Da gab es sogar eine Lotterie, und da hab ich dann sogar einen richtigen massiven Eisenhammer gewonnen. Der ist unverwüstlich und für mich noch heute ein Symbol für die Handfestigkeit unserer "Chiemgauer".

Viele Touren haben wir schon zusammen unternommen, nach Triest, vor allem nach Frankreich. 4 Höhlenfotographentreffen konnten wir bei den Spötzls auf ihrem Hof abhalten, was absolute Highlights waren. Alle, denen es vergönnt war, da dabei gewesen zu sein, was wollen wir mehr? Höhlenhimmelsereignisse.

Und als die "Neue Bärenhöhle" im Laubenstein gefunden war, da gab es durchaus mal die Möglichkeit, dieses Objekt auch selber mal zu erleben.

Nun ist der Verein 20 Jahre alt geworden, was zum Anlaß genommen wurde, eine schöne Feier auszurichten. Als Veranstaltungsort wurde eine Wirtschaft an der Straße zwischen Bad Endorf und Grafing auserkoren, das Max' Wirtshaus.

Alfred und ich kamen schon nachmittags gegen 17 Uhr dort an. Nach war kaum jemand da, die Parkplätze noch leer. Wir suchten den Empfang und fanden ihn natürlich gleich. Mändy führte hier Regie. Die Farbe Orange dominierte die Szene, da das offizielle Shirt in dieser Farbe gehalten war und jeder richtige Höhlenbär sich ein solches freiwillig überstülpte. An der Kasse gab es dann noch allerlei Schnickschnack wie eine Tasse mit einer Fledermaus drauf. Als Zeitgenosse mit Diogenesambitionen und Voranmeldung hatte ich dann nur 10 € Anmeldegebühr zu zahlen und bekam dafür auch noch die "Festzeitschrift" in die Hand gedrückt.

Hilfe! Da komm ich ja auch drin vor! Als "oberster Kriegsherr" der "Münchner Kohorten". Andreas Schlechta hat da eine köstliche Glosse mal für die Chiemgauer Höhlenpost geschrieben, die dort z.B. nachgedruckt ist. Außerdem war das umfangreiche Tourenprogramm abgedruckt und einige einleitende Worte vom Oberbären.

Das Prachtwetter brachte es mit sich, daß wir uns erst nächtens im Gebäude aufhielten. Viel angenehmer war es draußen im Garten und auf der Terrasse. Da waren schon einige alte Bekannte und Freunde da, mancher eine Art lebendes "Fossil", mich eingeschlossen. Irgendwann wurde der Freiluftgrill angeworfen, gab es was zum Essen. Hatte man sich mal mit dem Abrechnungssystem vertraut gemacht, dann bekam man auch was zum Essen und zum Trinken, wenn auch oft erst nach einigem Warten, was wir ja heute kaum mehr gewohnt sind (mit Ausnahme aller Flugreisenden - die daran mehr als gewohnt sind - besonders, wenn es weit weg geht!), aber halt nicht anders geht, wenn es "frisch" sein soll.

Je später es wurde, umso mehr füllten sich die Bänke. Viele Münchner waren da und Franken, hauptsächlich aus der Bamberger Ecke. Da zeigten sich Spuren der Vereinsgeschichte. Der im Hof direkt vor dem Gebäude geparkte Höhlenrettungsbus sprach auch Bände, weil ja ein wesentlicher Teil der Chiemgauer Höhlenbärenvereinsgeschichte ja durch die Höhlenrettungsaktivitäten geprägt worden ist.

Irgendwann verschaffte sich Karl (Blimetsrieder), der Oberbär und Berufskollege von mir (auch er wirkt ja im beruflichen Bildungswesen Bayerns auf die Generation ein, die mal unsere Renten und Pensionen erst noch verdienen muß), Gehör und lud uns zur Eröffnung der Veranstaltung in den ehemaligen Heuboden des Anwesens ein. Dort ist heute so was wie eine Partyzone entstanden mit Podium, Theke, Spiegelwand und Juche. Die Höhlenforscher hatten die Schlufbox hinzugefügt, wo sich hauptsächlich Kinder, aber halt auch gewachsene Erwachsene, die Grenzerfahrungen suchen, abmühen konnten.

Als dann ein ansehnlicher Schwung Leute sich auf den Bierbänken, couchartigen Garnituren und Barhockern, niedergelassen hatten, sprach endlich Karl seine Eröffnungsworte und stellte hauptsächlich das Superbesuchsprogramm des nächsten Tages mit Beamerunterstützung vor. Da haben die Höhlenbären wirklich was geleistet. Für den Samstag waren 13 Touren angeboten und vorbereitet, am Sonntag konnten es 8 sein. Als dann die Leute da waren, wurde erst klar, welche Tour tatsächlich stattfinden würde und welche nicht, aber das wurde alles bestens arrangiert. Zu erwähnen ist natürlich auch das tolle Kinderprogramm, das vor allem aus einer Schnitzeljagd mit vielen Stationen bestand, Weiherüberqueren, Hochseilquerungen usw., das prima von Lothar und anderen organisiert worden war.

Einziger weiterer Programmpunkt waren noch Dias von Günter Forstmeier über die Vereinsgeschichte. Günter ist ja ein Eichhörnchen in Bezug auf Höhlenbilder und konnte so in reich gefüllte Schatzkammern greifen. Er zeigte vor allem die menschliche Seite, und die ist ja letztlich das, was auch nach vielen Jahren überhaupt nicht veraltet, sondern uns noch heute bewegt, z.B. zum Lachen bringt. Es fing schon bestens mit dem Leberkäsbackofen in der offenen Triester Karstlandschaft an und ging so weiter, eine Hochzeitsnacht im Lamprechtsofen....,

Von der Hochzeitsnacht bekamen wir am nächsten Abend noch das Video des Salzburger Fernsehens zu sehen, das auch damals zur Stelle gewesen war. Es war der krönende Abschluß vom "Festvortrag" vonn Karl, den er zum Jubiläum hielt. Anschließlich gratulierte unser derzeitiger VHM-Vereinsvorsitzender, Harald Reiner, unseren Chiemgauer Kollegen zum Jubiläum mit einem kleinen Geschenk - die vorletzte Flasche Münchner Höhlenweins und ein Bärenpupperl, ganz aktuell nach der Bär-Bruno-Affaire in unseren Bergen.

Ein echter Höhepunkt war der anschließende Vortrag über "Chiemgau Impact" von Werner Mayer. Ein riesiger Meteoriteneinschlag vor 2500 Jahren im Chiemgau, der unendlich viel verändet hat in dieser Region und der bislang vollkommen unbemerkt geblieben sein soll von allen "Wissenschaftlern", die sich ja so gerne in Öffentlichkeit als wahre Hüter des Wissens über unsere Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ausgeben? Die "Wissenschaft" gibt es ja sowieso nicht, aber da gibt es halt Menschen, die sich damit ihr Brot verdienen in Ämtern, Universitäten usw., die mal Prüfungen abgelegt haben in bestimmten Sachgebieten und die sich im "Betrieb" durchgeschlagen, auch "hochgedient" haben, die "Wissenschaftler", und dann gibt es da die "Amateure", "Hobbyforscher", das sind dann die ohne "Prüfung", ohne hierarchisch-gesellschaftlich abgesicherten Status. Die meisten "Höhlenforscher" gehören ja in diese Gruppe. Deshalb lag da für mich so ein gewisses "Geschmackl" über dem Vortrag. Da gibt es Leute, die richtig für "Geld" Forschung betreiben und andere, die das wirklich aus "Idealismus" machen, ohne Bezahlung. Macht es sich am Ende "bezahlt", daß "gezahlt" wird? Da leiten auch Gedankenstränge hin zu einer bedeutenden Höhle im Chiemgau. Letztlich ist wahre Begeisterung nicht käuflich, ja besonders empfindlich gegenüber jedem Versuch, sie für irgendwelche "Zwecke" dienstbar zu machen, die nicht unseren innersten Idealen entsprechen. "Geld kann man nicht (? - Nährwert hat es wohl keines) essen (mit Gewalt hineinschoppen vielleicht, um an irgendwelche Informationen zu kommen)."
Etliche Leute standen vorzeitig auf und verließen den Saal, aber die haben was versäumt. Es wurde immer spannender - und blieb es auch. In 2 Monaten wollen die an diesem Ereignis forschenden Forscher ihre neuesten Ergebnisse bekanntgeben - und das ist wohl gut vorgeplant. Eine "Sensation"? Spannend auf jeden Fall. Und auch die Höhlenforscher wurden angesprochen. Sucht doch mal in den Höhlen nach Spuren eines Ereignisses, das unheimlich ist. Wenn nämlich ein Meteorit auf der Erde einschlägt und damit binnen Sekunden alles auslöscht, was seit Hunderttausenden von Jahren passiert ist. Und Neues entsteht, vollkommen Neues. Stalagmiten zum Beispiel, die da Tausende von Jahren friedlich vor sich hin gewachsen sind und urplötzlich gekappt wurden. Im Grunde eine Randerscheinung im Angesicht so eines Supersupergaus.

Steht da so eine Art "Paradigmenwechsel" (Kuhn) in unserer Weltsicht bevor?

Von unten kamen auf einmal laute Trommelklänge. Der Schlagzeuger übte schon mal. Unser Referent beeilte sich, kam zum Schluß, zeigte ein paar Proben mit Haaren, mit Schilf. Nur die geheimnisvollen Partikel, die zum Schweben anfangen können, die hatte er nicht dabei. Vielleicht bei der 25-Jahr-Feier.

Kaum war es oben ruhig, da begann die Musik von unten. Die Band begann zu spielen. "Wir sind a bayrische Band..." Neues Publikum kam herein, da hatte nichts mehr mit dem Jubiläumstreffen der Höhlenbären zu tun. Gespräch war da nicht mehr möglich, eine andere Kraft hatte den Ort im Griff...... Ich fuhr mit Alfred Richtung Seeon.

Am Samstag hatten viele Exkursionen stattgefunden. Alle verliefen erfolgreich und unfallfrei. Fast. Fast wäre uns Toni Müller abgestürzt! Und E. Zahner..... Die hatte er nämlich vor dem Absturz in den tiefsten Teilen der Großen Spielberghöhle retten wollen. Er sah sie fallen, machte einen Schritt auf sie zu, versuchte sich irgenwo festzuhalten, was nicht gelang. So fielen beide in die Tiefe, lädiert am Ende, aber doch so, daß kein Höhlenrettungsfall daraus geworden ist. Ein Glück für uns alle. Und doch ein Hinweis darauf, zum x-ten Male, daß die Katastrophe, der "Abgrund", nur einen Schritt von uns entfernt sein kann.

Vielen Dank, liebe Höhlenbären, pflegt Eure Stärken, lebt mit den "Schwächen", damit wir möglichst alle zum 25. Jubelfeste wieder dabei sein können!

Die Rezeption
Abendschmaz

Warteschlange am Freiluftgrill
 
Otto Rieder in der "Schlufbox"

Die Eröffnungszeremonie
 
Der Oberbär

Zwei von Günthers fotographischen
Klassikern: oben der Leberkäsbackofen

Frühstück 1993 im Triester Karst
Die Samstagsexkursion zur Höhlenburg Stein
Der feuchte Höhepunkt der Steinexkursion.

die Bierprobe

Nach der Exkursion der Laubensteinler

Schlaz beim Trocknen


Samstagabend im Max` Biergarten

Bei der Festrede
Harald Reiner bei seiner Grußrede

Ein Video von einem Vereinshöhepunkt:

Hochzeit im Lamprechtsofen

Werner Mayer umringt von den Zuhörern
 


Literatur:

Chiemgauer Höhlenbären e.V. Festzeitschrift, 2006
Görlitz, Yamun 20 Jahre Chiemgauer Höhlenbären, DER SCHLAZ 10-2006, S. 10ff.

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