Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Landschaft und Höhlen in der Flatzer Wand, Niederösterreich


Vor allem bei den Kletterern scheint die "Flatzer Wand" heute ein Begriff zu sein. Ein Blick ins Internet genügt. Da gibt es jede Menge Links zu spannenden Kletterrouten. Daß es da auch Höhlen gibt, das ist auch schon längst schon bekannt. Schließlich mußten die Menschen, die in der Gegend leben, von ihr leben bzw. manchmal wohl auch überleben.

Der Wald, der in diesem Kalkgebiet am Rande der Alpen und im Vorhof des Wiener Beckens wächst, besteht hauptsächlich noch aus Kiefern. Sie haben den Grundstock für die "Pecherei" geliefert, die man als Lebensgrundlage u.a. betrieb. Die Rinde der Stämme wurden aufgeschlitzt und deer Kern des Stammes schräg angeschlitzt. Das war die Technik, mit der aus den Bäumen das Harz dann lief, das man erst in einem örtlichen Betrieb und später in einer kleinen Fabrik weiterverarbeitete. Noch heute kann man auf einem Spaziergang durch die Gegend Bäume sehen, die für ihre Lebenszeit so verändert worden sind.

Hier soll der Fokus auf die Höhlen gelegt werden. Sie waren den Menschen schon immer bekannt, weil sie oft leicht erreichbar im mittleren Teil der Wand aufgereiht wie an einer Perlenreihe meist leicht erreichbar lagen. Schon 1904 wurde eine von ihnen, das Lange Loch, als Schauhöhle erschlossen. Im ersten größeren Raum war damals eine kleine Ausstellung von Fundstücken (urgeschichtlich, historisch und paläontologisch) zu sehen. Auf immerhin 90 m Gesamtganglänge bringt es die Höhle. Heutzutage ist sie in der Winterzeit aus Fledermausschutzgründen verschlossen. Ansonsten ist sie gut markiert zu finden. Den letzten kleinen Anstieg bis zum Eingang findet der Besucher durch eine Alutreppenleiter entschärft. Wenige Meter daneben ist noch ein Eingang, die Dachslucke, die auch heute durch ein Sperrgitter verschlossen ist. Noch ein wenig Richtung Westen, dann ist da schon die "Felsnische", die ihren 3,5 m Länge und 1 m Höhe auch in den Österreichischen Höhlenkataster aufgenommen worden ist.

Geht man Richtung Osten ein wenig weiter, dann führt der breite, zuletzt ein wenig ansteigende Weg direkt zum Eingang in die "Neue Höhle". Ein Felsenmaul tut sich da vor einem auf, in das man unschwierig hinabsteigen kann. Fortsetzungen wird man bis auf mit einem Gitter verschlossenes Gangstück vergeblich suchen. Auf 26 m Gesamtganglänge ist sie vermessen.

Bevor man das Lange Loch erreicht, da passiert man unübersehbar den Eingang der "Schwarzen Lucke", die auch die Bezeichnungen "Jungfrauenhöhle" und "Marienhöhle" getragen hat. Unübersehbar ist die Örtlichkeit heute deshalb, weil eine große Stahlplatte im Wald an einer Felswand davor steht, die die Aufschrift "Russische Zielscheibe 1945" trägt. Eine maximal 6 m tiefe Felsnische ist das, die aber voller Devotionalien an die "Maria Muttergottes" steckt. Offenbar hat sich da jemand religiös hingabemäßig grenzenlos ausgetobt.

Es gibt noch eine ganze Menge mehr an kleineren Höhlen in der Flatzer Wand, aber denen muß man schon gezielt nachsteigen, weil halt nicht überall Felsöffnungen sind. Sich etwas mehr Zeit zu lassen und mehr von ihr kennenzulernen, das lohnt sich. Wer es hantiger will, der kann auf einem der mehr oder weniger anspruchsvollen Klettersteige die Hochfläche darüber erklimmen, aber es gibt auch einen Hände-in-der-Hosentasche-steckenlassen-können-Weg. Dann geht es einfach an der Bergkante auf und ab und immer mit einer schönen Aussicht hinaus ins Wiener Becken.

Auch eine Naturfreundehütte gibt es, die allerdings nicht das ganze Jahr offen hat, nicht verwunderlich, denn manchmal ist man da oben ganz alleine. So ging es mir, als ich Anfang Februar 2008 mal morgens eine Rundtour um die Flatzer Wand unternahm. Herrlich einsam war es. Ein kleiner Traum.

 
 
 
 
   
 
 
 
 
 
   

Literatur:

Fink, Max H., Hartmann, Helga und Wilhelm Die Höhlen Niederösterreichs Band 1, Wien 1979

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