Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Lurgrotte im Murtal, Steiermark, A


In einer Kurzcharakterisierung der geschützten Höhlen Österreichs heißt es über die Lurgrotte: "Schöckelkalk, aktive Wasserhöhle mit großräumigen Erosionshallen, mächtige Tropfsteingebilde und Tropfsteingruppen, Druck- und Gravitationskolke, Höhlenphosphatlager, Fundstelle prähistorischer Gefäßfragmente".

Bilder von einer Lurgrottendurchquerung
am 29.5.1968
 
Der Semriacher Eingang Eingangsumgebung bei Semriach
 
   
   
Draußen im Murtal

In dem noch heute wunderbar zu lesenden Buch "Die Welt ohne Licht" ist die Geschichte der dramatischen Rettungsaktion im Jahre 1894 von Eingeschlossenen in der Lurgrotte so eindrucksvoll beschrieben, daß es wohl schon manchen angeregt hat, sich mal den Originalschauplatz selber mal anzuschauen. Es lohnt sich. Und man lernt eine Höhle kennen, die sich den Zugriff des Menschen immer wieder durch wilde Hochwässer entgegenstemmt. Ein Paradigma für unsere heutige Welt. Jetzt endlich, im August 2002, fängt auch der Präsident der Weltbank an, öffentlich zu äußern, daß wir nicht mehr weiter "so wirtschaften können wie bisher". Das meist sehr "stille" Wasser ist am Ende doch der "Sieger". Es räumt einfach alles weg, was ihm letztlich im "Weg" steht, wenn nur genug davon zusammenkommt.

Lernen hätten es die sog. "Ökonomen" schon lange können, auch am Beispiel des Lurloches. Aber sie brauchen halt ein bißchen länger, angeblich, kurzfristig hatten sie ja meist alle schon ihre "persönlichen" Vorteile.

An  Pfingsten 1975 und 1978 war eine kleine Gruppe Höhlenforscher und ihren Begleiterinnen in der Lurgrotte und deren Umgebung mal unterwegs und damals entstanden u.a. die folgenden Aufnahmen. Die Bilder sind hier im Internet bewußt nicht "ideal" wiedergegeben. Sie wurden mit einer Digitalkamera abfotographiert von einer Projektionsleinwand. So weit es ging wurde auf Schärfe geachtet, aber nicht auf perfekte Ausleuchtung oder einen makellosen Bildausschnitt. Es soll sichtbar sein, daß man hier nicht die "Wirklichkeit" oder irgendeine "Realität" sieht, die gibt es so gar nicht, sondern hat Reproduktionen von Reproduktionen. Es geht schließlich nichts über den persönlichen Eindruck. 

   

Aus der Höhlengeschichte:

1747 Zeichnung von Sebastian Rosenstingl einer "Innenansicht der Lurgrotte Pegau", Handschrift Joseph A. Nagel
1811 Stich "Daß berühmte Lugloch bei Semriach nahe bei Gräz" von R. Kuss (?)
1894 Beginn der Forschungen im "Luegloch" durch die Gesellschaft fürHöhlenforschungen in der Steiermark"
Einschließung von 7 Grazer Höhlenforschern vom 28. April bis 7. Mai
1933 Einrichtung eines Schauhöhlenbetriebs sowohl im Peggauer als auch im Semriacher Teil
1935 Erste Durchquerung der Höhle, Dauer 18 Stunden, 16 Teilnehmer
seit 1958 durchgehende Erschließung der Höhle auf eine Länge von 4 km
1975 Zerstörung eines Großteils der Steiganlagen durch ein Unwetter am 15. Juli
"..Beleuchtungskörper wurden zertrümmert, Leitungskabel abgerissen, der Führungsweg großteils total zerstört. Blöcke bis 80 kg wurden über eine 10 m aufwärts führende Stiege transportiert. Auf einer Betonbrücke fand man einige 100 kg schwere Felsblöcke, die vom Wasser hinaufgeschoben worden waren. Die Höhe des Schuttstromes betrug stellenweise bis zu 5 m. Die Hochwasserwelle benötigte für die mehr als 4 km lange Strecke eine gute halbe Stunde." Vereinsmitteilungen Salzburg 2-1976, S37
1985 Stop eines großen Musikprojekts für den steirischen Herbst
Die Jazzoper "The Holy Grail of Jazz and Joy" von George Gruntz, das sich um die Gralssage mit König Arthus und die Ritter der Tafelrunde drehen sollte, und das man in der Höhle aufführen wollte, wurde abgesagt. Die Begründung: Schutz des Publikums und des Winterschlafs von Fledermäusen. Am Ende fand nur eine Aufführung ohne Publikum statt, die vom Fernsehen aufgezeichnet wurde.
2003 HÖREPSY in Peggau

Vom 1. bis 4 Mai 2003 fand in Peggau die Jahrestagung von HÖREPSY statt. Anläßlich dieser Veranstaltung hatte wir Gelegenheit, von beiden Ende aus die Höhle auf gebahnten Wegen zu besuchen. Der Mittelteil wird seit dem Unwetter und den angerichteten Verwüstungen nicht mehr normalerweise geführt. Dafür gibt es heute die SPELEO-Safaris, für die man 50 € zu bezahlen hat.

Ansichten vom Peggauer Teil:

 

Ansichten vom Semriacher Teil 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
   

 


Keiner konnte mir mehr Auskunft darüber geben, was es mit dem Geist von der Lurgrotte auf sich hatte. Immerhin ist er nicht zu übersehen auf dem Titelbild eines alten Höhlenführers. Weiß jemand irgend etwas darüber?


 


Passend zum Ort: ein Kreisverkehr mit Mitteltropfstein!

 

 


Abends am Eingang der Peggauer Lurgrotte

2020

 

 


 

Literatur:

Aellen, V., Strinati, P. Die Höhlen Europas, München Bern Wien 1977
Hähnel, Sona Austrias kalte Paradiese, FREUDE PUR Urlaub im Winter, Anzeigensonderveröffentlichung in der Süddeutschen Zeitung am 16.11.2023,, 20
Hofmann-Montanus, Hans, Petritsch, Ernst Felix Die Welt ohne Licht, Regensburg 1952
Gesellschaftsleitung Die Entdeckung der Lueggrotten un die Katastrophe, in: Mittheilungen der Gesellschaft für Höhlenforschungen in Steiermark, Erstes Heft, Graz 1896
Killmann, Irmin Wanderungen ins Innere - Wundervolle Lurgrotte, ISBN 3-7059-0130-3
Kraus, Franz Höhlenkunde, Wien 1894
Kusch, Heinrich und Ingrid Höhlen der Steiermark, Graz 1998
Lorenz, Wilfried Ein Besuch der Lurgrotte (Steiermark), Der Fränkische Höhlenspiegel 4-1975, S. 23ff.
ohne Verfasserangabe Steiermark Führer durch die Lurgrotte - Die größten Sehenswürdigkeit der Ostmark - Graz, Eigenverlag o.J. um 1940
Pascher, Hans Die Peggauer Tropfsteingrotten, in: Mittheilungen der Gesellschaft für Höhlenforschungen in Steiermark, Erstes Heft, Graz 1896
Pirker, R. Einige Bemerkungen zur Lurlochkatastrophe, S. 8
Reiter, Annemarie Kleiner Höhlenführer durch 22 steirische Höhlen, Leykam-Verlag Graz-Wien, 1974
Trimmel, Hubert Die Schutzmaßnahmen im Gebiete der Tanneben zwischen Semriach und Peggau (Steiermark), Die Höhle
Wurmbrand, Graf Gundacker von Ueber Höhlen und Grotten im Kalkgebirge von Peggau, Graz 1871

Bilder, Stiche, Fotos:

Die Lurlochhöhle bei Semriach (Steiermark). Zeigt: 1. Eingang zur Höhle. 2. Querschnitt der Lurlochhöhle. 3. Große Gesamtansicht von Peggau. Mit sehr interssantem Text zu einem dramatischen Zwischenfall. Original Holzstich 1894. Blattgröße 38x27
Die Rettung der Höhlenforscher aus der Luglochhöhle bei Semriach. 2 Abbildungen auf 1 Blatt. Zeigt: Die Infanteriepioniere bei der Dammarbeit, Mitglieder der Grazer freiwilligen Rettungsgesellschaft geleiten die Geretteten über den Notstieg aus dem Lugloch. Holzstich nach Schlegel, 1894. 32x23
Zeichnung von Sebastian Rosenstingl einer "Innenansicht der Lurgrotte Pegau", Handschrift Joseph A. Nagel, 1747
"Daß berühmte Lugloch bei Semriach nahe bei Gräz", R. Kuss ?) 1811

Links:

Lurgrottendrama

Sehenswürdigkeiten in Stattegg, St.Veit, Graz-Andritz und Umgebung

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Lurgrotte-Steiermark aus der Serie Naturschönheiten in Österreich

Lurgrotte

Show Caves of Austria Lurgrotte Semriach

Willkommen in Semriach

http://www.kagerwirt.at/tourist/lurgrotte/lurgrotte.html

http://www.oeaw.ac.at/praehist/palaeo-symposium/karte.html

http://www.argis.at/argis_neu/lurgrotte.html

 

 


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