Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Dinant

und die Grotte "La Merveilleuse", B


Das Gebiet oberhalb der Höhle Pont d'Arcole bei Dinant


"Von der Maas bis an die Memel.." So hieß die erste Strophe der heutigen deutschen Nationalhymne, die heute nicht mehr gesungen wird. Wer kennt von uns heute noch die "Maas"? Ich glaube, kaum mehr jemand. Und vorstellen, daß da jemals die "Deutschen Westgrenze" liegen würde, wer käme aus unserer Generation jemals daher und würde dies behaupten? Den kennt ja gar keiner mehr.

Wir haben uns mal diesen Fluß mal angeschaut. Am neuen deutschen Nationalfeiertag, dem 3. Oktober 2003, gab es die Gelegenheit dazu. Wir waren zu viert, Doris (ladies first) und Willi Adelung, Otto Schedel und ich. Richtung "Höhle". Tja, bei uns war Freitag und Feiertag. In Belgien war ein ganz normaler Werktag und damit die Schauhöhle "Pont d'Arcole" geschlossen (nur an Wochenenden offen) und bei der Grotte von Dinant, auch "la Merveilleuse" genannt, kamen wir um 10 Minuten vor 5 Uhr an. Der junge Manager der Höhle, so kam er mir wenigstens vor, erklärte mir auf englisch, daß der Höhlenführer "schwerwiegende familiäre Probleme" gehabt habe und deswegen schon nach Hause gefahren sei. Morgen ab 10 Uhr gäbe es wieder Führungen. Ok.

Wir fuhren hinunter zur Maas und waren richtig verblüfft vom Panorama. Eine hohe Kalkfelsmauer tat sich auf der anderen Seite vor uns auf, "gekrönt" von einer Festung. Drunter eine Ansammlung von Häusern, die sich zwischen Maasufer und Felsabbruch zwängte. Gleich bei der Hauptkirche war ein Parkplatz frei, den wir auch gleich benützten. Wir unternahmen einen Spaziergang durch den Ort, kamen an einer weiteren Schauhöhle vorbei, die auch schon zu hatte. Ein paar Meter weiter - ein Sperrschild für Fußgänger! Ich ging trotzdem weiter und sah einige Fernsehleute, die ihr Equipment gerade auspackten und in einen großen Eingang verschoben und einige Jazzmusiker, die gerade in die Konzerthalle des Ortes verschwanden. Es stellte sich heraus, daß ausgerechnet vom 3.-5. Oktober das diesjährige Jazzfestival in Dinant stattfand. Diese Gelegenheit haben wir uns nicht versagt, wobei aber mit dem Genuß auch die Geduld verbunden war. Eigentlich hieß es, daß das Konzert um 20 Uhr beginnen sollte, aber als die Uhr 24 Uhr schlug, dann waren 2 Stunden Musik mit 2 Stunden Warten verknüpft gewesen. "C'est belge" sagte eine junge Belgierin zu uns, als sind kurz vor Mitternacht bei uns Unmutserscheinungen wegen des scheinbar nie mehr sich zeigenden Neufangs der zweiten Musikgruppe zeigten. Wir waren schließlich im Geburtsort von Alphonse Sax, dem Geburtsort des Saxophons, und das erklärt vieleicht einiges. Jedenfalls haben wir gehört, daß alle 4 Jahre ein Saxophonwettbewerb hier stattfindet - in der Höhle "La Merveilleuse".

Die wird mit allen Mitteln der Werbekunst angepriesen. Sogar als schönste Höhle Belgiens wird sie von einigen bezeichnet, was neugierig macht, aber am Ende doch enttäuscht, weil dieses Versprechen nun wirklich nicht eingehalten wird. Bei Bahnbau hat man die Höhle Anfang des 20ten Jahrhunderts entdeckt und schnell zur Schauhöhle ausgebaut. Man wird durch einige tropfsteingeschmückte Gänge und Hallen geführt, die leider nicht besonders gut ausgeleuchtet werden. Meistens tut es eine Glühbirne.
Während des Kriegs flohen 300 Bürger der Stadt in die Höhle und hielten sich dort 10 Tage lang versteckt. Rechts der Maas hatten sich die Deutschen verschanzt, links griffen die Amerikaner an. Erst nachdem die Deutschen besiegt und vertrieben waren, kamen die verängstigten Menschen wieder aus dem Bauch der Erde heraus.
Gegen Ende der Führung zu vermittelt ein langer, rot beleuchteter künstlicher Stollen den Zugang zu einem Schacht, der auf seinem Grund eine See hat. Dieser korrespondiert mit der Maas draußen, so daß bei Hochwasser auch der Wasserspiegel in der Höhle erheblich ansteigen kann.
Im Winter dient die Höhle einigen hundert Fledermäusen als Quartier.

In der Umgebung von Dinant existieren noch zwei weitere Schauhöhlen: Pont d'Arcole und Mont-Fat.

Die Schauhöhle

Grotte du Dinant

"La Merveilleuse"

Seltsame Geländer aus
angemaltem Beton
 
 
 
 
Pont d'Arcole
Schauhöhle

Mont-Fat,Grotte de

Schauhöhle

 

Ein Spaziergang durch Dinant

Am Ufer der Maas
 
Dinant bei Nacht

Der Maas entlang


Literatur:

Aellen, V., Strinati, P. Die Höhlen Europas, BLV-Verlagsgesellschaft, München 1977

Links:

http://www.showcaves.com/english/be/showcaves/MontFat.html


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