Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle


Das Bergwerk / Steinbruch Lochezen 
bei Walenstadt, Schweiz 


Seit 2001 ist der Betrieb des Kalkbergwerks Lochezen bei Walenstadt auf der Nordseite des Walensees eingestellt. Damit ging ein bedeutendes Stück Industriegeschichte zu Ende. Schon früher hatte man in der Gegend Kalköfen betrieben. 1861 begann man in großem Stil mit der "Cementfabrikation und der Lieferung von Marmor". Der Betrieb vergrößerte sich immer mehr und man begann, die gewonnenen Steine auf Booten auf die andere Seeseite nach Unterterzen zu bringen, wo sie weiterverarbeitet wurden und am Ende mit der Eisenbahn weiterbefördert wurden. 

Für die entstandenen Hohlräume meinte man ab 1941 eine neue Verwendung gefunden zu haben: als Militärlazarett. 25 Holzbaracken wollte man im Berg für 280 Patienten errichten. Die Entwicklung des 2. Weltkriegs verlief dann anders und es blieb weitgehend bei Plänen.

Nach dem Krieg wurde der Betrieb weiter ausgebaut und man verwendete sogar Lokomotiven für die Grubenbahn. Die Gleise, einige Waggons und die bauliche Infrastruktur ist teilweise noch heute erhalten. Seit der Auflassung des Bergwerks nutzt die Firma Geobrugg AG einen Teil des Geländes als Versuchsgelände für Steinschlagnetze. Dafür wurde ein gewaltiger Kran gebaut, der Brocken von bis zu 25 Tonnen heben kann, die dann fallen gelassen werden, um die Haltbarkeit der Konstruktionen zu testen.

Das Betreten des Geländes ist generell verboten und darf nur im Rahmen von Führungen betreten werden. Man muß sich dazu bei der Gemeinde Walenstadt vorher anmelden (ortsbuerger.walenstadt@bluewin.ch). Ausgerüstet sollen die Besucher mit robustem Schuhwerk, warmer Kleidung und einer Taschenlampe sein. Vorsicht ist vor allem wegen Steinschlaggefahr angebracht.

Man beginnt mit dem unteren Stollensystem, in dem das Militärhospital seinen Platz hatte, und steigt dann durch Tunnels, die meist eine Höhe von 10 Metern und oft noch einer viel größteren Breite allmählich nach oben in die ganz großen Kavernen. Dort blickt man durch riesige Fenster im Fels auf die Bergwelt südlich des Walensees. Man kommt auch an der kolossalen Krankonstruktion und den ehemaligen Werkstätten vorbei. Hat man Glück, dann sieht man vielleicht auch eine der Gemsen, die sich hier aufhalten, oder einen der Füchse, die hier leben. Der Besuch dauert zwischen 2 1/2 und 3 Stunden. 

2022 war der Preis pro Führung: "Gruppen bis 20 Personen Fr. 300.00. Grössere Gruppen nach Absprache. Sollten zwei Führer beansprucht werden Fr. 450.00."


2022
 
Gemse im Stolleneingang

Literatur:

Cement- und Kalkfabrik Unterterzen (Zementfabrik). Dokumentensammlung. Quarten 1966

Links 

https://sarganserland-walensee.ch/lokalgeschichte/hoehle/hoehle1.htm

https://www.ortsgemeinde-walenstadt.ch/oeffentlichkeit/steinbruch-lochezen/

https://unesco-sardona.ch/erlebnis/steinbruch-lochezen

https://eisenbahn-amateur.ch/2019/04/29/die-stollenbahn-im-bergwerk-seemuehle-und-steinbruch-lochezen/

Künstliche Höhlen


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