Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Walhallahöhle im Lägeren, Kanton Aargau, CH


Die Walhallahöhle liegt in den Lägeren, einem schmalen lang gezogenen Höhenrücken, der einen nordöstlichen Ausläufer der Jurakette darstellt  Er liegt zwischen Baden und Dielsdorf in den Kantonen Aargau und Zürich. (Schöner hat das Franz Hohler beschrieben: "Die Lägern ist ein einsamer Juraberg, der wie ein Echsenrücken zwischen Baden und Dielsdorf aus dem Boden ragt.", S. 194)

Sein Inneres besteht aus Malmkalk, der auf dem Grat und an einigen Stellen an den Hangflanken an die Oberfläche tritt.

Der Eingang liegt ziemlich verborgen in einer dieser Felswände im oberen Teil in 741 m Seehöhe. Damit ist sie nur noch rund 120 m unter den höchsten Erhebungen der Lägern, dem Burghorn (859 m), der Erhebung bei der Ruine Alt-Lägern (866 m) und der Hochwacht (856 m). Erreichbar ist sie sowohl von oben her über einen Steig mit massiven Eisenleitern als auch von unten. Allerdings gibt es keinerlei Markierungen, so daß man sich schon gut auskennen muß, um die Weglein zu finden, ansonsten kann man stundenlang im Geländer herumsuchen und nichts finden.

Ein wenig ging es mir so, obwohl ich einen kleinen Bericht über die Höhle von Oliver Knab mit dabei hatte. An einem Parkplatz oberhalb von Wettingen konnte ich auf einem Parkplatz mein Gefährt zurücklassen und folgte ab da einem allmählich ansteigenden Forstweg. In 600 m Seehöhe zweigt von diesem nach links ein alter, heute unbenutzter Forstweg ab, der schon wieder überwuchert ist und nur noch eine kleine Pfadspur aufweist. Kurz darauf biegt man nach rechts auch davon ab und kommt in den Wald. Kreuz und quer liegen heute die umgefallenen Bäume über dem schmalen Waldsteig, so daß es immer aufwendiger wird, dort vorzudringen. Der Steig zog sich und zog sich, aber von einer Höhle war nirgends etwas zu sehen. Irgendwann gab ich auf, denn es schien einfach sinnlos zu werden, noch weiter zu machen. Gut 50 m oberhalb war wenigstens eine weiße Felswand zu sehen, von einer Höhle allerdings gar nichts. Weglos auf einem Schotterfeld in die Höhe, einen Schritt vor und zwei zurück, so ging es steil nach oben. Ich war fast schon am Aufgeben, da sah ich ein Stück Seil, befestigt an einem Baum. Das mußte einen Sinn haben. Tatsächlich, ein Felssteig kam in den Blick, stahlseilgesichert ging es in die Wandflanke, dann hielt man sich auch an eisernen Wasserrohren fest, zuletzt eine kurze eiserne Leiter. Dann war der Eingang tatsächlich zu sehen.

Vor dem Eingang ist eine kleine Plattform, auf der eine Holzbank und ein Tisch Platz haben. Zwei kleine Kirschbäume hat man auch gepflanzt und eine Grillstelle gebaut. An der Wand über dem Eingang hängt die größte Besonderheit der Höhle, einer Inschrift mit rundem Spiegel in der Mitte. 2006 wurde sie aus der Höhle entfernt und in einem Stahlrahmen außen festgemacht.
Auf ihr heißt es: "ERBAUT 1920 MARS.MINERVA ACOLUS.VENUS 1931 COLUMBUS". Das sind Künstlernamen, die sich 4 Wettinger junge Männer gegeben hatten, die eines vor allem vereinte: ihr Interesse an der Höhle. Die Höhle war schon länger Jägern und Waldarbeitern bekannt. 1919 war Foni Egloff, der spätere Förster, schon als Erstklässler mit seinem Vater oben und berichtete davon, die Kaverne bereits erweitert worden sei. Um die gleiche Zeit stieß Robert Sigrist (Mars), ein junger Geometergehilfe, auf die Höhle bei Vermessungsarbeiten am Lägernhang. Mit seinen Freunden Noldi Haller (Venus), Ernst Wiederkehr (Minerva) und Fritz Aepli (Acolus) besuchte er oft an freien Wochenende die Höhle, begannen die Höhle zu erweitern, den Vorplatz anzulegen und den Zustieg durch eine Treppe abzusichern. In einer feierlichen Zeremonie am 10. April 1921 gaben sie, die "Amitcitaner", ihrem Horst mit der phantastischen Aussicht an schönen Tagen auf die großen Gipfel der Berner Alpen, dem Finsteraarhorn, der Jungfrau, dem Mönchen, dem Schreckhorn und dem GrossFischerhorn den Namen "Walhalla".

In einer zweiten Phase um 1930 werkelten Arbeiter der Firmen BBC und Merker in ihrer freien Zeit in der Höhle. Cajetan Steiner, Osi Wyser und seine Mineure räumten den hinteren Teil des Höhlchens schon so weit aus, daß allmählich ein richtiger Hohlraum daraus wurde. Ein Eisentisch wurde installiert, eine Eisenbank, eine Pritsche zum Ruhen und ein Geländer. Auch ein Hüttenbuch deponierte man.

Nach dem Krieg verfiel die Höhle immer mehr. Erst ab 1990 wurde sie wieder mehr gepflegt. 2002 ersetzte der Zivilschutz der morschen Leitern von Lägerngrat her mit massiven Eisenleitern, so daß heute ein sicherer Zugang möglich ist.

Die speläologischen Grunddaten sind bescheiden: Der Eingang ist gut 3 m breit und fast 2 m hoch. Dahinter tut sich ein Räumlein auf, das 6 m breit, 2,50 tief und 4 m hoch ist. Das war es und mehr ist auch nicht mehr zu holen. Der Boden besteht aus Lehm und Sand. Links und rechts sind Gestelle und Ablagefläche, in den alles mögliche aufgehoben wird, Eimer, Plastikkanister, Schaufeln, Grillbesteck, Harasse (!) usw. Auch eine Kerze mit Lourdesmotiv war im September 2011 dort.

Besonders sehenswert ist das Hüttenbuch. Schon der Blick auf das Schloss kann verblüffen. Klingt da das Sheela-na-gig-Motiv an? Offenbar kommen da ja ganze Schulklassen vorbei und wie es den Kindern dabei ergeht, das spiegelt sich herrlich in deren Worten: "I bin tot bis ich es da ane gschaft han", "Oh I ben mied".....

 

Die Lägern
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Der Waldweg oberhalb der Höhle
   
   
   

Literatur:

Hintermeister, Ueli, Fantacci, Silvia Schweizer Jura, Rother Wanderführer, München 2006
Hohler, Franz 52 Wanderungen, Luchterhand, München 2005
Knab, Oliver Walhallahöhle, Höhlenpost Nr. 130, Dezember 2007, S. 40ff.
Rolf Meier und Bruno Meier (Hg.) Die Lägern - eine Gratwanderung: Landschaft und Kultur eines Grenzberges, Verlag hier + jetzt 2003

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