Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Schaumburghöhlen oberhalb von Ohlstadt


Schon in dem bayerischen Sagenklassiker von Alexander Schöppner aus dem Jahre 1852 findet sich die Sage vom Burggeist auf der Skorzenburg. Sie läge in geringer Entfernung von Ohlstadt auf einem "waldigen Felsen". Den gibt es noch heute. Das weist ein Schild vom Aufstiegsweg zum Heimgarten nach links zur "Veste". Ein Kalkfelsklotz ragt auf einmal in die Höhe mit allseits abweisenden Wänden. Ein Steiglein führt hinauf, oft eingehauen in den Fels, letzte sichtbare Reste der einstigen Burganlagen.

Speläologisch bedeutsam sind die drei Schaumburghöhlen. Sie werden im Höhlenkataster mit 10 m, 8 m und ca. 20 m Länge geführt. Der Höhenunterschied schwankt zwischen 5 und 7 m, was etwas konservativ ist. Die Eingänge sind heute (Herbst 2012) alle mit Absperrungen markiert, daß wirklich keiner hineinfällt, ohne vorher darauf aufmerksam gemacht worden zu sein, daß es da eine Erdform gibt, von der gewisse "Gefahren" ausgehen könnten, daß man z.B. abstürzen könnte, wenn man zu nah rangeht. So sieht also der Ergebnis aller Aufklärungs- und Sicherheitsbemühungen der Menschheit aus! Man rast mit 150 km/h über die Autobahn, aber wenn man in die Natur hinausgeht, dann lauern da überall Gefahren! Fliegenpilze, Adler, Erdbeben. Es fehlt nur noch das Schild: Absturzgefahr! Und vielleicht die Nummer der Bergwacht daneben.

Ein Schacht ist singulär. Man braucht wohl als Normalsterblicher ein Seil, um auf den Grund zu kommen. Ein 8+Kletterer wird da nur runter- und rauffliegen und hinterher fragen, ob da irgend etwas gewesen war. Unten setzt ein schmaler Gang an, der hinaus in die Felswand führt. Da zweigt dann eine weitere Spalte ab, die wieder hinein in den Fels führt. Etwas für dünne Zeitgenossen.

Die zweite Höhlenöffnung zeigt, daß es unten gleich glockenförmig auseinander geht. Da könnte man wirklich unterwegs, als Auswirkung der Gravitation, kurzzeitig fliegen und unsanft aufkrachen. Man kann es sich einfach machen. Geht man noch ein paar Meter weiter, dann kommt noch ein Loch. Wer einigermaßen geschickt ist, dem wird es wohl auch gelingen, hinunterzukraxeln. Eine Seilbefestigung befindet sich auch irgenwo an der Wand. Wahrscheinlich wird sie immer wieder verwendet, um heutzutage Kinder zu sichern, die hinuntersteigen. Die Felsgrube hat einen Ausgang nach unten. Durch eine Pforte geht es hindurch, dann steht man schon am Grund der anderen Felsöffnung von vorher. Ausrutschen braucht man nicht, sonst landet man auf dem Grund der nächsten Felsstufe in einem kurzen Schachtansatz. Große Fortsetzungen zeigen sich nirgends. Man kann wieder umdrehen.

Wer gerne mehr darüber lesen will, wie man früher solche Höhlenvorkommen in Form von Geschichten verarbeitet hat, der sollte sich mal die Sage vom "Burggeist auf der Skorzenburg" durchlesen, aufgezeichnet von Alexander Schöppner. "Die Eiserne Tür" in der zweiten Kammer und das "Gleich, gleich", das dahinter hervorkam. Und der Wilderer, der Gamsanderl, den "auch alle Jäger kannten" und der vor ihnen flüchten mußte, Freiheit contra momentan als "Recht" geltendes "Recht", die Besitzstände zu sichern versuchend, uralte Metaphern...

 

Literatur:

Wolf, Andreas Kurzbericht Herzogstand 1272, in: Verein für Höhlenkunde in München e.V., Münchner Höhlengeschichte II, München 2004
Schöppner, Alexander Sagenbuch der bayerischen lande, 1852
Richter, Andreas Ureinwohner Bayerns - Prähistorische Funde im Loisachtal / Knochen fast 4000 Jahre alt, TZ vom 20.12.1968
Schott, Heinrich Höhlenforscher auf Keltenspuren, Münchner Merkur, Do, 26.12. 1968
Kellerer, Georg "Sagenhafte Hohlräume" bei Ohlstatt (Kochelseegebiet), DER SCHLAZ 25-1978, S. 2

Links:

 


[ Index ] [ Englisch version ] [ Höhlen und Höhlengebiete ] [ Kunst ]
[ HöRePsy ] [ Höhlenschutz ] [ VHM ] [ Veranstaltungen ] [ Links ]