Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Höhlen bei der "Bucher Brücke", Lattengebirge


In dem 1861 erschienenen Klassiker der Bayerischen Geologie "Geognostische Beschreibung des bayerischen Alpengebirges und seines Vorlandes" von C.W. von Gümbel gibt es folgende Stelle, nämlich bei der Beschreibung der Verhältnisse zwischen Reiteralm, damals noch Reutalpgebirge genannt, und Lattengebirge: "Grössere Höhlen sind jene an der Bucherbrücke.." Mehr wird nicht davon berichetet, aber das ist immerhin der erste schriftliche Hinweis auf Schneider- und Schusterloch.

Als 1923 Czoernig den ersten Plan des Schneiderlochs aufnimmt und zeichnet, da trägt das Höhlenobjekt von die Bezeichnung "Höhle Sb. 212", inzwischen hat es die Katasternummer 1338/3. 1958 erstellt Fritz Hofmann aus Reichenhall eine ausführliche und informative Beschreibung der periodisch aktiven Wasserhöhle. Die Eingangshöhe liege auf 670 m ü.d.M., was bedeutet, daß der Eingang 10 m höher als das nahe Schusterloch liegt. Als Gesamtganglänge wird 41 m ermittelt. An die schräge Eingangsspalte schließt sich ein enger Schuf an, der in die "Fledermaushalle" führt und von der noch die Endspalte unter der Queralpenstraße hindurch bergwärts führt, wo das Ende "mit lehmiger Bergmilch" erreicht wird. 

1972 war ich einmal dort und in dem damaligen Bericht steht: "Die Höhle selbst ist schon halb zugeschüttet worden. Am Eingang liegt massenhaft Holz und Schutt". Ob sich die Verhältnisse gebessert haben?

November 1975 Eingang

Die zweite "Bucherhöhle" ist das altbekannte "Schusterloch". Zeugen dafür sind alte Bretter, die am Boden eines schlammigen Höhlenteils liegen und von Unbekannten hierher gebracht wurden, um einem allzu engen Kontakt mit dem reichlich vorhandenen Schlamm ein wenig auszuweichen (möglicherweise waren es Schatzsucher), und eine Inschrift "Czoernig 1935" links oben im Eingangsbereich.

Der Eingang in die Höhle ist erst auszumachen, wenn man dem meist trockenen Bachbett, das auf der Lattengebirgsseite des Schwarzbachtals bald nach der Bucherbrücke zu sehen ist, aufwärts gefolgt ist und fast schon davor steht. Es ist nicht mehr weit nach oben im weglosen steilen Gelände und man wäre an der Queralpenstraße angekommen. Die Eingangshöhe liegt bei 660 m.ü. d.M.

Czoernig war am 7.7.1923 bei der Höhle und am 1.1.1938. Diese Daten sind auf dem von ihm aufgenommenen und gezeichneten Plan festgehalten. 1958 verfertigte Hofmann einen weiteren Plan und 1965 zeichnete H. Wimmer noch einmal einen Plan. Danach wurde es ruhig um die Höhle. Eine neue Phase setzten 1995 ein, als die ansonsten in der Reiteralm aktiven Forscher der HFGK und der Höhlen-InGO sich insbesondere mit den Tauchstrecken am Ende des bekannten Teils widmeten. Der Siphon 2 wurde 35 m weit bis in eine Tiefe von 13 m von J. Bohnert betaucht, wo eine flache Schichtfuge zur Umkehr zwang. Weitere Vorstöße mit angepaßtem Gerät folgten, wobei Peter Bolt und Rick Stanton von der britischen Cave Diving Group  am weitesten vordrangen. Zunehmende Eintrübung und "kaum mehr schliefbare Dimensionen" führten zum Umkehren.

2015 und 2016 fand die biospeläologische Untersuchung "Leben im Dunkel" im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz vom Referat für Biospeläologie im Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher e.V. in 8 Höhlen in den Bayerischen Alpen statt. Dabei wurden sowohl das Schneider- wie das Schusterloch gründlich untersucht und wichtige Daten gesammelt. Es ist nun klar, daß es sich auch hier um ein wertvolles Biotop handelt.

 

  August 2019   
     

Folgt man der Lattengebirgsseite des Schwarzbachtales weiter ostwärts, dann kommt man noch an einigen weiteren Höhlen und Höhlchen vor....

Es ist bald 50 Jahre her, daß wir da erstmals tätig waren.

Sieben Quellen

Quellschacht
18. Juni 1972

Wasserfallhöhle

Wasserfallhöhle
mit Christian Deubner
19. Mai 1973

Literatur:

Beilner, Thomas, Forster, Peter Höhlenforschung im südwestlichen Lattengebirge 2006-2011, Der Schlaz 117-2011, S. 19ff.
Bohnert, Jürgen Neue Forschungen im Schusterloch, Mitteilungsheft der Höhlenforschungsgruppe Blaustein, Jg. 14, Nr. 2, S. 39-40
Czoernig, W. Die Höhlen Salzburgs, Salzburg 1928
Gümbel, C.W. von Geognostische Beschreibung des bayerischen Alpengebirges und seines Vorlandes, hrsg. v. k. bayerischen Staatsministerium der Finanzen, Gotha 1861
Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg Salzburger Höhlenbuch Band 1, Salzburg 1975
Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg,
Gesamtredaktion Walter Klappacher
Salzburger Höhlenbuch Band 6, Salzburg 1996
Lindenmayr, Franz Bemerkungen und Ergänzungen zu einigen Höhlen im Salzburger Höhlenbuch Band 1, in: Der Schlaz 28, Mai 1979, S. 10-12
ohne Verfasserangabe Berchtesgadener Anzeiger "Bergheimat" vom 13.5.1922
Zaenker, S., Hansbauer, G., Steiner, H. Leben im Dunkel, Höhlentiere in den Alpen. Ein Projekt zur Biodiversität unterirdischer Lebensräume im Rahmen des Ökoplan Alpen 2020 - Abh. Karst- und Höhlenkunde 37, 1-64, München 2018

Links:

Speläologisches im Lattengebirge


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