Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Das Mittagsloch im Untersberg


Das "Mittagsloch" - es hat wohl seinen Namen von seiner besonderen Eigenschaft bekommen, daß die Menschen unten im Tal von Berchtesgaden am Stand der Sonne und der damit verbundenen Schattenwirkung an den Wänden des Berchtsgadener Hochthrons sich orientiert einmal haben, "wie spät es ist". Heute haben uns die Uhren an unseren Armen dieses Geschäft abgenommen und wir brauchen nicht mehr in der Gegend herum schauen, was gerade die Uhr geschlagen hat, aber früher war das sicherlich auch eine wichtige Information. 

Damit wird auch deutlich, daß auch der Südeingang in diese auf 96 m Länge vermessene Höhle schon immer den Menschen bekannt gewesen ist. Es gibt noch einen zweiten, der nur wenige Meter oberhalb des Zugangsweges zum Stöhrhaus liegt. Er liegt in einer kleinen Senke und ist deshalb erst sichtbar, wenn man unmittelbar davor steht. Eine Warntafel macht darauf aufmerksam, daß dies kein Weg für jeden ist. 

Lange Zeit scheint die Jagdverwaltung versucht zu haben, den Zugang zu verrammeln, aber solche Mühe ist offenbar vergebens. Wozu auch? Um keine "Verantwortung" übernehmen zu müssen? Welche "Verantwortung"? Da muß schon etwas an der Gesetzeslage einiges nicht stimmen, wenn man den "Grundbesitzer" dafür verantwortlich machen will, was diese unbekannte Kraft, die heute meist als "Natur" bezeichnet wird, geschaffen hat. Und warum gibt es überhaupt "Grundbesitzer"?

Vom Eingang geht es 7 Meter in die Tiefe. Im Oktober 2019 führte da eine Aluleiter hinunter, die gut fixiert war. Unten weitet sich dann der Gang und führt in eine zwischen 4 bis 12 Meter breite Halle, die sich auch noch einmal aufgabelt. Bergwärts führt ein geräumiger Gang, der nach ca. 20 m endet. Nach draußen geht es in einem mit Drahtseilen an der Wand gesicherten Gang, der in einem Portal in die Außenwand mündet, wo es 8 m breit und 15 m hoch ist.

Schaut man sich im Internet um, dann wimmelt es an Tourenhinweisen, sogar einen Geocache gibt es. Auf der entsprechenden Seite findet sich auch der einzige Hinweis auf zwei Todesfälle auf der Route von unten durch die Höhle, wo zwei Menschen um ihr Leben kamen. 

Eine besuchenswerte Höhle auch für einen Höhlenforscher, da sie einen kleinen Vorgeschmack zuläßt auf das, was sich sonst noch im Innern des Untersbergs meist nur schwierig zugänglich verbirgt.

 

  Eingangsumgebung des Mittagslochs auf dem Weg zum Stöhrhaus

2019 

 
     
Oktober 2019

Bei unserer Tour im Oktobe 2019 passierte folgendes: Wir trennten uns an der Höhle und bildeten zwei Gruppen. Georg und Verena wollten durch die Höhle absteigen und mich später am "Ende der Serpentinen" wieder treffen. Ich marschierte auf dem Normalweg nach unten und bekam ein Mobilfunktelefon mit, damit wir uns unterwegs verständigen konnten. Ich war fast schon im Gebiet der Zehnkaser, da rührte sich etwas. Ich erfuhr, daß Gruppe 2 unterwegs war - auf dem Weg rückwärts wieder durch die Höhlen von unten wieder hinauf und hinaus und auf dem Normalweg dann wieder nach unten. Offenbar war ihnen der Abstieg "unheimlich" geworden und der Weg zurück erschien ihnen sicherer, als immer nur vorwärts und in immer gewagteres Gelände hinein zu müssen. Das Wichtigste ist am Ende, daß wir wieder gesund zurückkehren. Falscher Ehrgeiz ist vollkommen fehl am Platze. Wir sind wieder heil unten angekommen, einiges zeitlich versetzt, aber was sind schon ein paar Minuten im Angesicht der "Ewigkeit". 


Literatur:

Arbeitsgemeinschaft für Höhlenforschung Bad Cannstatt e.V., Redaktion Fred Kösling Sonderheft 1, Stuttgart 1988
Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg Salzburger Höhlenbuch Band 1, Salzburg 1975

Links:

https://www.bergsteigen.com/touren/klettersteig/mittagsloch-berchtesgadener-hochthron/

https://www.gamssteig.de/touren/mittagsloch-berchtesgadener-hochthron

https://www.br.de/berge/klettern/klettern-untersberg-stoehrhaus-mittagsloch100.html

https://klettersteig.de/klettersteig/mittagslochsteig/1275

https://www.geocaching.com/geocache/GC33MHD_mittagsloch?guid=6a31a90a-6164-4f09-be58-d5b1c4dac908

Landschaft und Höhlen im Bayerischen Teil des Untersbergs

 


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