Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Riesending-Schachthöhle im Untersberg


Das spannendste Moment in der Höhlenforschung ist sicherlich der Augenblick, wo man in vom Menschen vorher noch nie betretenes Gelände vordringt. Das ist heute auf der Erdoberfläche praktisch unmöglich geworden, aber unter der vergleichsweise dünnen Erdkruste gibt doch noch einiges zu entdecken.

So ein Moment war im August 2002 - wie die Zeugnisse von damals zeigen, kam er eigentlich unerwartet. 

Ich war nur ein Zaungast und durfte mich den "Cannstatter Höhlenforschern", von denen die meisten damals in München lebten, einmal anschließen. Von dem alten Bericht von mir gibt es noch ein paar Reste:

"Unsere Tour vom 9. bis 11. August 2002 spiegelte, wie alles andere auch, unsere Zeit. Um 7 Uhr früh sollte ich Ulrich in München-Sendling schon abholen, eine Zeit, zu der ich in den Ferien überhaupt noch nicht aufgestanden wäre. Aber wir wollten ja zu viert die Tour machen, deshalb kroch ich schon einige Minuten vorher unter der Bettdecke in Gröbenzell hervor. Seltsam, aber als wir kurz nach 7 Uhr in der Boschetsrieder Straße in München waren, da gab es einen "Blechschaden". Ein junger Mann im silbergrauen BMW seiner Freundin wollte uns überholen, einer kam entgegen. Um dem Frontalzusammenstoß zu entgehen, "touchte" er meinen roten Passat, der gerade von Ulrich gesteuert wurde. Verkehrsunfall. Abwicklung...
Markus trafen wir am BURGER KING nahe der Ausfahrt in Reichenhall. Mühelos arrangiert. Die hohen Niederschlagsmengen machten uns interessiert für den momentanen Zustand des Mauslochs. Wir fuhren Richtung Berchtesgaden, durften auf dem Hof des "Kraft Hansels" unsere Autos stehen lassen, marschierten los, der Wasserstand des Mauslochs war absolut normal, stiegen dann 1200 Höhenmeter bergan. (9. August 2002, der Tag als in Sachsen die Flüsse über die Ufer traten / die "Jahrhundertkatastrophe"? oder der Beginn einer neuen Zeitrechnung - wenn nämlich die "Katastrophen" normal werden, weil vielleicht die Herren Ökonomen einer Theorie anhingen, die nicht diese "Welt" beschrieben hatte, sondern nur ihre eigene, verworrene "logische".) Ulrich und Marcus halfen mir, den Aufstieg zu "packen". Ohne sie hätte ich unterwegs einfach aufgegeben. Das Gewicht des Gepäcks war schon oberhalb meiner "Grenzen". Danke. Nach dem Genuß einer Radlermaß zum Preis von 6 € auf dem Stöhrhaus war ich einigermaßen gerettet, irgendwann kam die Lust zurück, mal zu schauen, wo ich eigentlich war. Die "Tiger" brachen nachmittags noch auf, um das "Riesending" zu erkunden. Sie hatten ja in der Woche zuvor schon einen ersten Abstieg gemacht und waren in 55 m Tiefe wegen Seilmangels umgekehrt, Ich machte Fotos und genoß es, nicht mit da hinunter zu gehen. Nachdem die Kameraden in der Tiefe verschwunden waren, drehte ich um und marschierte zurück. Was für eine göttliche Ruhe dort oben auf dem Plateau herrschte! Niemand war da mehr unterwegs. Die Dividende des schlechten Wetters. Ein Armaggedon für den Hüttenwirt, aber ein heaven's haven für ruhesüchtige Zeitgenossen. Früh ging ich ins Bett, die Kameraden kamen erst viel später zurück, als mich längst Morpheus Komplizen schon geholt hatten.

Samstagmorgen. Wir wollten in den Cannstätter Schacht. Ein "33m-Schacht" war das einzige Hindernis, um in den Berg wirklich tiefer einzudringen. "33m"? Ich bin reingegangen und wieder herausgekommen. Darüber bin ich froh. Es ist nicht selbstverständlich. Und es ist "was" rausgekommen. Photos und einige Planergänzungen.

Sonntagmorgen. Regenwolken. Nebel. Himmelsduschen zeitweise. Ulrich, Marcus und Johann wollen zurück zum Riesending. Ursprünglich war geplant, zum Rauchkopf zu gehen. "Rome wasn't built in a day either". Unsere Wege trennen sich. Ich gehe zurück nach Salzburg, zur Maximushöhle. Ulrich, Marcus und Johann zieht es wieder hinein in die Nebelwelt des Plateaus. Als ich meinen Wunsch äußere, ein paar "Personenfotos" zu machen, kommt durchaus durch, daß "man" hoffe, daß das nicht das letzte Mal sei. You never know, sagt man in "Albion". Was für eine Erleichterung, sie sind alle wieder "hoch" gekommen."

Ein paar Bilder von damals:

 

Von Ulrich Meyer erreichte mich damals ein Bericht über die Tour auf den Untersberg, der ausgezeichnet diese Tage aus seiner Sicht darstellt

"Eigentlich war nichts geplant am Untersberg. In die Salzgrabenhoehle
wollten wir, als Taucherscherpas, und ein bisschen rumgucken. Dass wir
mal wieder am Untersberg gelandet sind, daran waren nur die
sintflutartigen Regenfaelle Schuld, die diesen August zu einem
Jahrhundertereignis zu machen versprechen.

Freitagmorgen steigen also Johann, Marcus, Franz und ich zum Stoehrhaus
auf, erstaunlich schwer bepackt fürr 3 Tage, aber Bohrmaschine und Akkus
wollten wir mal vorsichtigerweise mitnehmen, und die Photoausruestung
von Franz ist auch nicht von Pappe. Nach einer kurzen Mittagsrast gehts
gleich noch weiter ins Riesending (so benannt nach dem ersten Ausruf der
Entdecker bei einer Aussenvermessungstour).

Vor einer Woche hatten wir mal reingeschaut und in 55m Tiefe an einem
grossen Schacht aus Seilmangel umgedreht. Steine polterten, bis wir
nicht mehr sicher waren, ob sie aufgeschlagen, oder einfach nur zu weit
entfernt waren. Nun haben wir das 170m-Seil, welches bei unserer
Pfingsttour für den Zustieg zur Naturfreundehoehle hochgetragen wurde,
eingepackt und befestigen es optimistisch am Einstieg. Den schoenen
Eingangsschacht gehts gut 20m frei hinab auf einen Schneekegel, dann
kommt eine enge, stark bewetterte Spalte, noch eine kurze Abseilstelle
und wir stehen an unserem letzten Umkehrpunkt.

Die Spits hatten wir schon gebohrt, also schwinge ich mich gleich in den
Schacht und beginne den Abstieg. Nach unten macht er ordentlich auf und
angespannte Begeisterung befaellt mich. 15m unter dem Einstieg gelingt
es mir muehsam, an einem exponierten Vorsprung einen Spit zu bohren, Von
nun an geht es frei schweben ins Dunkle. Gute 5m Durchmesser hat der
schoene, runde Schacht. Da, nach knapp 30m kommt unter mir die Wand
naeher und ich kann um eine Zacke eine Schlinge legen. Wenig drunter
noch ein Spit, dann erreiche ich den Boden.

Mir kam die Abseilfahrt unendlich lang vor, doch bei der Vermessung
stellen wir dann fest, dass der Schacht nur 60m tief ist. Was heisst
hier "nur"? Wir sind jedenfalls erstmal euphorisch. Marcus und Johann
kommen nach und wir werfen erstmal einen Stein in ein kleines Loch,
welches seitlich an der Wand weiter in die Tiefe fuehrt. Wieder hoeren
wir lange nichts, dann leiser werdendes Poltern. Wir schauen uns an ...
hier wird heut auch unser langes Seil nicht reichen! Marcus faehrt noch
ein Stueck hinab, erreicht aber nach gut 20m das Seilende, wir haben im
Eingangsteil schon zuviel davon verbraucht. 30m unter sich meint er
einen Boden zu erkennen und so beschliessen wir, am Sonntag nochmal
herzukommen und steigen auf. Das Seil verbleibt im Schacht und Marcus
bohrt noch ein paar Zwischenspits, um an einigen Stellen die
Seilfuehrung zu verbessern.

Bis wir an der Huette sind, ist es spaet. Franz, der nur bis zum Eingang
mitgekommen ist, schlaeft schon und wir fallen auch bald ins Bett. Am
naechsten Tag ist eine Befahrung des Cannstatter Schachtes angesagt.
Franz will Bilder der schoenen Gletscherhalle machen und ich habe den
alten Plan dabei, um Raumfuellungen zu ergaenzen. Eine spektakulaere
Schikane bildet ein Eissee, welcher zwischen 30m-Schacht und
Gletscherhalle den Gang vollstaendig ausfuellt und den wir barfuss
durchwaaten. Doch die Muehe lohnt sich und wir machen drueben eine Reihe
Bilder. Tiefer unten dann, am Rande der Hurgelschraege, werden noch zwei
kurze Seitenschaechte befahren und ich zeichne fleissig im Plan rum. Bis
kurz vor den Kristallsaal kommt Franz noch mit, dann steigt er wieder
auf, waehrend wir noch die Fortsetzung bis zum Brillenschacht suchen.
Der Plan, welcher bis zum Kristallsaal sehr gut war, laesst uns nun
leider im Stich. Die Raumlichkeiten entsprechen ihm kaum noch und ich
skizziere voellig neu. Fuer eine Nachvermessung dieser Teile, fehlt uns
heute leider die Zeit, doch fahren wir noch bis zum Grund des
Brillenschachtes ab und schauen in die weiterfuehrenden Maeander.
Vielleicht kommen wir bei Gelegenheit nocheinmal hierher und arbeiten
die Fortsetzungen sorgfaeltiger auf. Doch heute wird es Zeit fuer den
Rueckweg, immerhin erhoffen wir uns noch ein warmes Mahl von Berti.

Sonntag erwachen wir bei Regen und trueber Nebelsuppe. Franz will
absteigen, waehrend Johann, Marcus und ich nochmal ins Riesending
muessen, unser Seil haengt ja noch drin. Wir pluendern das Materiallager
und finden noch 25m + 30m + 115m Seil. Die beiden kurzen kommen in den
Eingangsteil, die 170m werden umgehaengt und weiter gehts vom Grund des
60m-Schachtes ins Unbekannte. Wieder ein schoener, runder Schacht. In
20m Tiefe macht er weiter auf, Wasserrauschen dringt aus der Tiefe
herauf. Den von Marcus erahnten Grund kann ich nicht ausmachen. Noch 2
Spits muss ich bohren, da die Wand leicht ausbaucht, dann lande ich etwa
50m unter dem Schachteinstieg auf einem kleinen Balkon. Um mich herum
nur Schwaerze. Um die Nerven zu beruhigen, setze ich erstmal noch einen
Spit, dann duerfen die anderen nachkommen.

Als Marcus da ist, werfen wir gemeinsam einen Stein und zaehlen 6
Sekunden, bevor er mit einem einzelnen, dumpfen Geraeusch aufschlaegt.
Mich graust es. Ich bereite das noch verbleibende 115m-Seil vor, lege
Eine Schlinge ueber eine Felszacke, und gleite am Rest des 170m-Seils
vorsichtig ueber die Kante des Balkons. Zur Ruecksicherung erstmal noch
ein Spit unter die Schlinge, dann gehts 10m hinab. Hier baucht sich ein
letztes Mal die Wand aus, bevor sich unter mir alles in der Schwaerze
verliert. Ich bohre 2 Spits, haenge das neue Seil ein, lasse die
Bohrmaschine und alles ueberfluessige Gewicht am Spit zurueck und
beginne die Fahrt. Mein Adrenalinspiegel ist am oberen Limit, doch etwa
30m unter mir meine ich eine weitere Auswoelbung zu erkennen, die sich
vielleicht als Standplatz anbietet ... unerreichbar gleitet sie an mir
vorbei.

Schwaerze, Nebel, das Rauschen von fallendem Wasser. Ab und zu macht
mein Abseiler einen kurzen Satz am Seil und kommt zischend und dampfend
wieder zur Ruhe. Ich werde immer nervoeser. Die Vorstellung, im
bodenlosen Nichts ans Seilende zu gelangen und den zischend heissen
Abseiler blockieren zu muessen, um umsteigen zu koennen, loesen
panikartige Vorstellungen von schmorendem Seil in mir aus. Doch da, nach
endlosen Minuten, taucht schemenhaft eine Blockhalde unter mir aus. Die
letzten Meter kaempfe ich noch mit Seilkrangeln, dann erreiche ich mit
der letzten Seildehnung nach gut 115m absolut freier Fahrt den Boden. So
komm ich nicht aus dem Seil raus, doch seitlich kann ich 5m aufklettern,
bis das Seil entlastet ist. Um spaeter wieder dranzukommen, benutz ich
meinen mit Steinen gefuellten Schleifsack als Anker und verkeile ihn
hinter einem Block. Neben mir rauscht ein kraeftiger Bach als Wasserfall
hinab und erfuellt alles mit Gischt. Die Lichter der anderen sind oben
nur zu erahnen. Vom Einstieg bis zum Grund sind es gut 170m, die nur
durch einen 1m breiten Balkon, knapp 50m unter dem Einstieg unterbrochen
werden!

Langsam schweben auch Marcus und Johann zu mir hinunter. Am Schachtgrund
fuehrt eine Blockhalde fallend bis zu einer weiteren, kurzen Stufe.
Dahinter laesst sich der Weiterweg in einem grossen Canyon erahnen. Wir
muessen jedoch aus Seilmangel umkehren. Unser tiefster Punkt liegt auf
etwa -300m, wovon nur die letzten 10m seilfrei abzusteigen sind!

Ueber den Aufstieg bewahre ich Schweigen ... wenn ich die Augen
schliesse, sehe ich noch die winzigen Lichtlein irgendwo tief unter mir
... und oeffne die Augen lieber schnell wieder!

Ulrich Meyer
08153/281578
G. 126, R. 105
GFZ Oberpfaffenhofen -GRACE-"

 

 

Viele Jahre hindurch versuchten die "Cannstädter" Informationen über das Karstgebiet low-key ("not intended to attract a lot of attention" / Cambridge International Dictionary of Idioms) zu halten. Über die genaue Lage der Höhle wurde nichts verbreitet. Man wollte wohl keine unliebsame Konkurrenz anlocken, keinen Höhlentourismusrummel einleiten, in Ruhe einfach forschen und, wenn es etwas zu berichten gab, das dann zu veröffentlichen mit einem Standard, der wirklich state-of-the-art ist.

1996 wird als das Jahr genannt, wo die Höhlen entdeckt worden sei. Der Name stamme von dem Ausruf des Erstaunens der Entdecker, daß es man da auf einen so großen Eingang gestoßen sei. Vermutlich war er, wie so viele andere Löcher und Trichter in der Umgebung noch voller Schnee gewesen, so daß ein Eindringen damals noch nicht möglich gewesen war. Durch die Erderwärmung werden langsam immer mehr früher verschlossen gewesene Höhlenöffnungen frei, was die Höhlenforscher freut. Und 2002 war es halt dann soweit....

Im August 2008 ging es durch alle Zeitungen in Deutschland: Das RIESENDING ist nun 1056 m tief! "Es könnte noch 150 m tiefer gehen." Dazu der Kommentator der TZ: "...aber gefunden hat man, natürlich, nichts. Und was beweist das? Eigentlich nur, wie dumm wir Menschen sind...."

Dezember 2009 / Im Internet ist zu erfahren, daß das RIESENDING inzwischen Deutschlands längste und tiefste Höhle ist: .... km lang und ...  ist. Die Forschung geht weiter. Im Juli 2011 ist zu lesen, daß sich die Gesamttiefe um 1 m erhöht hat, also nun 1.059 m stimmt, die Länge beträgt 15,2 km. Eines Tages wird vielleicht alles zusammenhängen im Untersberg - insbesondere mit dem Gamslöcher-Kolowrath-System und weiteren potentiellen Löchern in der Umgebung.

2012 - Und, so zeigen die allerneuesten Forschungen: Die Richtung des Hauptgangs des Riesendings geht direkt zu den Windlöchern! Das ist die Höhle in der wir in 80ern schon einmal sehr aktiv waren. Vielleicht ist es dann eines Tages einfacher und weniger kräfteraubend in die "tiefsten" Teile des Riesendings zu kommen, wenn man über die Windlöcher hineingeht. Dann hätte die ganze Anstrengung nur dazu geführt, daß man am Ende dort ankommt, wo man früher und längst schon einmal gewesen ist.

Walking round in circles.

2013: Das "Barbarossasystem" wird längst angepeilt. Ziel ist, alle drei Riesenhöhlen des Untersberges eines Tages zusammenzuschließen. An diesem gigantischen Projekts arbeiten von allen Seiten engagierte Höhlenforscher. Alle werden ihren Teilbeitrag leisten. Am Ende wird wohl das Zusammenkommen stehen. Über und unter der Erde. Und das wird wohl nur gehen, wenn alle zählen, nicht nur der Oberste, der Guru, der Chef, der "Barbarossa"!

Mit einem Schlag geriet die Höhle in die Schlagzeilen nicht nur der nationalen Presse: Am Samstag, den 7. Juni 2014 stieg eine dreiköpfige Höhlenforschergruppe ein. Gegen 1 Uhr 30 in der Nacht zum Sonntag kam es durch Herunterfallen eines massiven Lehmbrockens zu einem schweren Unfall. Ein Höhlenforscher, Thomas Matthalm, blieb bei dem Verletzten Johann Westhauser, der dritte, Ulrich Meier, schaffte den Ausstieg in ca. 12 Stunden und konnte die Bergrettung benachrichtigen. Eine große Rettungsaktion begann und mobilisierte Hunderte von Rettern aus dem In- und auch Ausland. Am Donnerstag, den 19. Juni 2014 konnte er um 11.44 Uhr erstmals wieder das Tageslicht sehen. Mit dem Hubschrauber wurde er sofort ins Unfallkrankenhaus Murnau gebraucht. Laut Süddeutscher Zeitung bat er im Flugzeug, "herausschauen zu dürfen. Er wolle noch einmal um den Untersberg herumfliegen." Das zeigt wohl, daß er noch immer "guter Dinge" war.

Die Kosten des Rettungseinsatzes wurden zum größten Teil vom bayerischen Staat übernommen, die Höhle wurde inzwischen mit einem Gittertor versehen, und schon wieder aufgebrochen, und wieder verschlossen... Die Aufräumarbeiten nach dem Rettungseinsatz wurden abgeschlossen, die Trage soll im Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg gezeigt werden, die Forschung ist weitergegangen und stößt im Moment (2019) an ihre Grenzen. Der erhoffte Vorstoß in Richtung auf die anderen beiden Riesenhöhlen im Berg ist momentan gestoppt durch einen Endsiphon in 1.149 m Tiefe. Links und rechts der bisher bekannten Teile wurden dafür neue Teile erkundet. Möglicherweise werden einmal auch andere Zugänge ins System gefunden, die die Erreichbarkeit der inneren Teile erleichtern werden.

Vom Barbarossa noch immer keine Spur....

"Rettung aus tiefster Not" ist der Titel des Artikels von Lars Abromeit über den Unfall - höchst lesenswert bei GEO 7-2019!


Bilder vom Eingangsbereich des Riesendings am 8. August 2002:

 

   
     
Man war noch mit der Karbidlampe unterwegs!

2014 Auf einmal war das "Riesending" überall, z.B. auch am Zeitungsstand bei mir um die Ecke.


Ein Zitat aus "Höhlenobsessionen", Berlin 2019:

"Denken wir eher an die wissenschaftlichen und medialen Höhlenkonjunkturen der vergangenen Jahre: nicht so sehr an die Speläologie, an Abseil- und Rettungsaktionen aus alpinen Karsthöhlen - darunter jene, berühmt gewordene, die den fantasievollen Namen "Riesending" trägt -; vielmehr an Entdeckungen wie jener der Höhlenmalereien im nordspanien El Castillo und auf der indonesischen Insel Sulawesi im Jahr 2014..." Messling, Höhlenobsession 25


Die Verdopplung des "Riesendings" ist, zumindest geistig, auch schon geplant gewesen:

"...logisch, dass ein guter Themenpark auch ein paar Originateile brauchte. Die Geschichte am Riesending. Gewiss war eine Art Geisterbahn geplant, eine Fahrt durch die Tiefen der Höhle, komplett mit Fledermäusen und Höhlenrettern." Gers, Mord am Toten Mann, S. 201


Am 1. Juli 2021 war der Kinostart des Dokumentationsfilms von Freddi Röckenhaus über die Höhle. Dauer 94 Minuten, Verleih Filmwelt, Akteure: Johann Westhauser • Marcus Preissner • Florian Schwarz • Thomas Matthalm • Ulrich Meyer. Sehr sehenswert!

Totale Domestizierung des Films durch die Ausstrahlung bei ARTE an einem Samstagabend im Januar 2022:

Am 28. Dezember 2022 erfolgte die Erstausstrahlung eines weiteren Films "Riesending - jede Stunde zählt", Regisseur und Drehbuchautor Jochen Alexander Freydank, in der Reihe Mittwochsfilm in der ARD. Sehr sehenswert!

Auf der Webseite der Cannstätter wird immer von den neuesten Forschungsergebnissen berichtet: Ende 2022 Länge 23.800 , Tiefe - 1.149 m. Noch immer ist kein Ende erreicht.


Literatur:

Abromeit, Lars u. Peter, Carsten (2010)
An diesen geschundenen Strick soll ich mein Leben hängen? Tief verborgen im Untersberg bei Berchtesgaden verzweigt sich Deutschlands größtes Höhlenlabyrinth: das >Riesending<. Ein GEO-Team hat sich abgeseilt. In GEO Nr. 01/10 Gruner+ Jahr Druck und Verlagshaus: Hamburg. S. 100-114
Abromeit, Lars Rettung aus tiefster Not, GEO 7-2019, 48-80
Bittner, Walter Der Höhlenunfall im Riesending - ein Pressespiegel, Atlantis 1-4 2014, S. 18-21
Christandl, Markus Abstieg ins Ungewisse, TZ 5. August 2008, S. 9
Effern, Heiner Im Thronsaal Barbarossas, Süddeutsche Zeitung Nr. 179, 2./3. August 2008, S. 45
Fischer, Stefan Nochmal Gänsehaut, SZ Nr. 299, 28.12.2022, S. 19
GEO Die Rettung: Das Drama in der Riesending-Höhle, erzählt von denen die dabei waren, 7/2019
Gers, Fredrika Mord am Toten Mann, rororo, Reinbek 2017
Hoffmann, Biggi Ausflug ins Riesending - Eine Forschungstour auf 38 qm Leinwand, Der Fränkische Höhlenspiegel 64-2021, S. 122f.
lb Ein Riesending, diese Höhle! Allgäuer Zeitung 19.12.2009, S. 4
Matthalm, Thomas u. Meyer, Ulrich (2009): Die Riesending-Schachthöhle im Untersberg. In Die Höhle: Zeitschrift für Karst- und Höhlenkunde. Zeitschrift des Verbandes Österreichischer Höhlenforscher und des Verbandes der Deutschen Höhlen- und Karstforscher e.V. 60. Jg. (2009), Heft 1-4. S. 33-43]
Matthalm, Thomas u. Meyer, Ulrich (2011): Die Riesending-Schachthöhle im Untersberg. In Mitteilungen des Verbands der Deutschen Höhlen- und Karstforscher e.V. München Jg.57, 2. Quartal Nr.2/2011, S. 36-44]
Messling, Markus et al. Höhlenbilder. Von der Vorgeschichte zur Geschichte der Vorgeschichte, in: Messling, Markus, Lepper, Marcel, Georget, Jean-Louis (Hg.), Höhlenobsession der Vorgeschichte, Matthes & Seitz, Berlin 2019
Meyer, Ulrich (2012) Auf der Suche nach dem Barbarossa-System im Untersberg. In Actes du 13e Congrès national de Spéléologie. Muotathal 2012, S. 68-74
Meyer, Ulrich (2014) Auf der Suche nach dem Karstwasserspiegel, Atlantis 1-4 2014, S: 72ff.
Meyer, Ulrich (2019) Riesending: das grosse Aufräumen. In: Akten des 14. Nationalen Kongresses für Höhlenforschung, Interlaken 2019, S. 125-130
Meyer, Ulrich (2019) Riesending -Die Erforschung der tiefsten Höhle Deutschlands, Eigenverlag ARGE Bad Cannstatt, Besprechung in atlantis 1-4/2020, S. 70
Zagler, Georg Untersberg, in: Spötl, C., Plan, L., E. Christian (Hrsg.), Höhlen und Karst in Österreich. - Linz 2016 (Oberösterreichisches Landesmuseum): 541-552

Literatur über den Höhlenunfall im Juni 2014 und seine Folgen in der Süddeutschen Zeitung:

Beck, Sebastian, Scherf, Martina Gefangen in der Tiefe, Süddeutsche Zeitung Nr. 131, 10. Juni 2014, S. 2
Scherf, Martina Die tiefste Höhle Deutschlands, Süddeutsche Zeitung Nr. 131, 10. Juni 2014, S. 2
Beck, Sebastian In der Unterwelt, Süddeutsche Zeitung Nr. 134, 13. Juni 2014, S. 3
Kanning, Sarah "Ein einmaliger Einsatz", Süddeutsche Zeitung Nr. 134, 13. Juni 2014, R 13
DPA Der Transport hat begonnen, Süddeutsche Zeitung Nr. 135, 14./15. Juni 2014, R 13
Kanning, Sarah 1000 Meter senkrecht nach oben, Süddeutsche Zeitung Nr. 136, 16. Juni 2014, R13
Kanning, Sarah Schwerstarbeit im Bauch des Untersberges, Süddeutsche Zeitung Nr. 137, 17. Juni 2014, R13
Kanning, Sarah Der Lichtblick in der Finsternis, Süddeutsche Zeitung Nr. 138, 18./19. Juni 2014, R17
Kanning, Sarah Einsatz ohne Beispiel, Süddeutsche Zeitung Nr. 139, 20. Juni, Seite 2
Kanning, Sarah Raus aus dem Riesending, Süddeutsche Zeitung Nr. 139, 20. Juni, Seite 2
Beck, Sebastian Ein kleines Wunder, Süddeutsche Zeitung Nr. 140, 21./22. Juni, Seite R13
DPA Höhlenforscher am Auge operiert, Süddeutsche Zeitung Nr. 142, 24. Juni 2014, R13
Ehrlinger, Rainer Geld oder Leben, Süddeutsche Zeitung Nr. 143, 25. Juni 2014, S. 11
DPA Riesending-Höhle wird vergittert, Süddeutsche Zeitung Nr. 143, 25. Juni 2014, R16
DPA Höhlenforscher kann bald aus der Klinik raus, Süddeutsche Zeitung Nr. 149, 2. Juli 2014, R13
DPA Höhlenforscher entlassen, Süddeutsche Zeitung Nr. 150, 3. Juli 2014, R14
Kanning, Sarah Freistaat übernimmt Kosten für Höhlenrettung, Süddeutsche Zeitung Nr. 154, 8. Juli 2014, R13
Paschen, Dr. Ulrich Das Riesending, das helfen läßt, Leserbrief in der Süddeutschen Zeitung Nr. 156, 10. Juli 2014, S.8
DPA Höhlenrettung kostete knapp eine Million Euro, Süddeutsche Zeitung Nr. 193, 24. August 2015, R15
Wedemeyer, Juliane von, Protokoll:  Tief im Berg - Johann Westhauser hat die längste Höhle Deutschlands erforscht - und war elf Tage lang darin gefangen. Leser der "SZ für Kinder" haben ihm Fragen gestellt, Süddeutsche Zeitung für Kinder, 9./10. Januar 2016, S. 2

Links:

https://www.lehmpfuhl.org/Forschung/Riesending.html

https://www.berchtesgaden.de/riesending-hoehle

https://www.geo.de/magazine/geo-magazin/21504-rtkl-rettungsaktion-im-riesending-rueckblick-auf-das-hoehlen-drama-europa

https://www.researchgate.net/publication/319687042_Hydrologie_der_Riesending-Schachthohle

Riesending-Schachthöhle - Gefangen in der Tiefe - Riesending-Höhle - Bayern - Süddeutsche.de

Rettung aus der Riesending-Höhle: Endlich oben - Panorama | STERN.DE

https://www.geo.de/magazine/geo-magazin/21504-rtkl-rettungsaktion-im-riesending-rueckblick-auf-das-hoehlen-drama-europa?utm_campaign

https://www.hdbg.eu/zeitzeugen/personen/thomas-matthalm/687

https://www.berchtesgadener-anzeiger.de/region-und-lokal/lokales-berchtesgadener-land_artikel,-dramatischer-kampf-gegen-den-tod-im-untersberg-_arid,184300.html

https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/lebensretter-bergung-aus-der-hoehle

https://www.sueddeutsche.de/thema/Riesending-Höhle

https://arge-grabenstetten.de/wp-content/uploads/2021/07/JH2020-Riesending-140dpi.pdf

Landschaft und Höhlen im Bayerischen Teil des Untersbergs

 


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