Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Landschaft und Höhlen

rund um Gößweinstein / Fränkische Schweiz

Die Fellner-Doline - einstmals Deutschlands tiefste Höhle / ??? - 2023


Gößweinstein liegt in der Fränkischen Schweiz südlich des Zusammenflusses von Wiesent, Ailsbach und Püttlach auf der Hochfläche in 457 m Seehöhe. Als Josef Heller 1829 "Muggendorf und seine Umgebungen" auch Gößweinstein erwähnte, nannte er es noch einen "Flecken" mit 460 Einwohnern und 74 Häusern, "unter welchen sich viele Gast- und Wirthshäuser befinden". Heute ist es ein "Markt", hat über 4.000 Einwohner und noch immer viele Gaststättenbetriebe. Heller  meinte schon damals, daß der "Marktflecken in verschiedener Beziehung merkwürdig sei und von Fremden beachtet zu werden". Eine dieser Merkwürdigkeiten war z.B. daß sich auf "dem entgegengesetzten Berg (im Vergleich zum Berg mit dem Schloß, A.d.V.) eine hölzernes Kreuz befindet, dessen Splitter gegen Zahnweh helfen sollen" (Heller, S. 73).

 
     
 
     
 

Heute ist man vor allem auf zwei Gebäude stolz: die Wallfahrtskirche zur Heiligen Dreifaltigkeit, zwischen 1730 und 1739 nach Plänen von Balthasar Neumann unter Fürstbischof Friedrich Carl von Schönborn errichtet, und die Burg Gößweinstein. Das sieht heute so neu aus, als existierte sie in einem zeitlosen Raum, und doch ist sie schon mehrmals abgebrannt, zerstört und wiederhergestellt worden.

 
     


Neben diesen Hauptattraktionen gibt es noch ein ganzes Sammelsurium an weiteren Einrichtungen: ein Wallfahrtsmuseum, ein Spielzeugmuseum, eine Heimatkundliche Sammlung, ein Viktor-von-Scheffel-Denkmal, ein Naturfreibad, eine Minigolfanlage, einen 3-D-Bogenparcour, Kneippanlagen, ein Kreativzentrum, ein Frei-Schach, ein Bolzplatz und was einem sonst noch alles an Künstlichem einfallen kann. Auch die Natur ist voll ins Tourismusprogramm einbezogen. Da werden genannt: der mit einem metallenden Stiegenhaus erschlossene Gernerfels, der Kreuzberg mit Hochkreuz, die Martinswand und Bellevue, der Pavillion auf der Wagnershöhe, die Ludwigshöhe, der Bärenstein, die Fischersruh, die Nürnberger Kapelle.

Da fehlen dann nicht die Höhlen, auf die man entlang der Wanderwege stößt. Der Schwerpunkt liegt bei der Ludwigshöhe. Dort liegen die Ölberggrotte, die Elisabethgrotte und die Theatergrotte (Dort ist wohl der Ort, wo schon Heller schreibt: "In der Nähe sind in Felsen schöne Anlagen mit einer Kegelbahn angebracht". Die gibt es heute nicht mehr dort, sondern eine Sitzanlage für Theatergäste. Die Elisabethengrotte ist wieder renoviert worden und mit einem massiven Gitter verschlossen. In ihr steht eine Statue der Heiligen aus Thüringen. Es heißt, sie habe sich vor einem Gewitter dorthin zurückgezogen. Außerdem gibt es "einen tafelartigen Stein mit einer tellerartigen Öffnung, die beständig mit Wasser gefüllt ist" (Walter, S. 23f). Das ist wohl das sog. "Elisabethenwasser", an deren Heilwirkung man früher besonders bei Augenleiden glaubte. Noch 1967 erzählte ein ortsansässiger Apotheker, daß Wallfahrer sich bei ihm leere Arzneifläschchen besorgten, um das Wasser einzufüllen und mitzunehmen. In der Ölberggrotte sieht man, von festen Gittern geschützt, eine Gruppe von fast lebensgroßen Figuren, Christus am Ölberg und einige schlafende Jünger darstellend.

Elisabethgrotte
     
   
     
Ölberggrotte
     
 
     
   
     
Theatergrotte

 

Es gibt noch mehr Höhlen in der Umgebung.... wird fortgesetzt


 Ein reizvoller Wanderweg führt oberhalb der Straße hinunter nach Behringersmühle am Rand der Hochfläche entlang. Er beginnt bei der Kirche am Ortsrand.

     
 
     
 
     
 
     
  Am Zusammenfluß von Püttlach und Wiesent
     

Der Markt Gößweinstein hat ein großes Wanderwegenetz für die Besucher eingerichtet. Einer davon trägt den Namen "Von der Fellner-Doline zur Stempfermühlquelle". Der Ausgangspunkt liegt am Fuße des Breitenbergs, 400 m nach der Abzweigung der Kreuzung Pottenstein-Stadelhofen auf der linken Seite.

Von dort sind es nur ein paar Minuten Wanderstrecke. Dann steht man am verschlossenen Eingang zu der einstmals tiefsten Höhlen Deutschlands, der Fellner-Doline. Die Forschungsbemühungen begannen schon 1899, als man am tiefsten Punkt der Doline nach einer Fortsetzung grub. Über die Jahre hinweg kam man langsam immer tiefer in den Berg: 1931 war man bis in 38 m Tiefe vorgedrungen, 1932 bis - 105 m. Später stellte man aber fest, daß es da zu Fehlmessungen gekommen war und korrigierte den Wert auf - 88,40. 1971 wurde die Forschung wieder aufgenommen durch die FHKF, die aber auch wieder um Erliegen kamen. Gesucht wird noch immer die Fortsetzung, die zu in eine Höhle führen könnte, die zu den bedeutendsten der Fränkischen Alb gehört. Es fehlen noch ca. 44 m Höhenunterschied und 1,5 km Strecke. Dann wäre man am Vorfluter an der Stempfermühlquelle im Wiesenttal. In den oberen Abschnitten der Höhle befindet man sich noch in den Schwammfazies des Malm, die tiefsten Höhlenräume erreichten bereits gebankte Formationen. Die Forschung läuft.

Der mit einem Betondeckel verschlossene Zugang in den künstlich geschaffenen Schacht, der von Gößweinsteinern abgeteuft wurde um 1931, in der Hoffnung, daß man auf eine große Höhle stoßen würde, die man zur Schauhöhle ausbauen hätte können

Informationstafel am Wanderweg

Ein Teil des Wanderweges führt um den Breitenberg, in dem mehrere kleinere Höhlen liegen.


Literatur:

Cramer, Helmuth Aktive Ponorhöhlen im fränkischen Karst, Mitteilungen über Höhlen- und Karstforschung. Ztschr. des Hauptverbandes Deutscher Höhlenforscher. Jahrg. 1932, H. 1., Berlin 1932
Helldorfer, Ludwig Gössweinstein - Burg, Amt, Kirche, Gemeinde, Selbstverlag Marktgemeinde Gößweinstein 1974
Heller, Joseph Muggendorf und seine Umgebungen oder die fränkische Schweiz, Nachdruck der 1. Auflage aus dem Jahre 1829, Erlangen, Palm & Enke 1979
Lang, Stephan Höhlen in Franken - Ein Wanderführer in die Unterwelt der Fränkischen Schweiz, Verlag Hans Carl, Nürnberg 2000
Leja, Ferdinand Die Fellner-Doline bei Gößweinstein/Ofr., Mitt. Verb. dt. Höhlen- und Karstforscher 35 (1-2), 1989, 55-62
Preu, Dieter Bericht über Durchführung und Ergebnis des Markierungsversuches an der Fellner-Doline bei Gößweinstein, Der Fränkische Höhlenspiegel 4-1975, S. 1ff.
Walter, Erich Quellen und Brunnen in Oberfranken, Teil I, Heimatbeilage zum Amtlichen Schulanzeiger des Regierungsbezirkes Oberfranken, Bayreuth 1997, S. 23ff.

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