Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Das Silberbergwerk bei Bodenmais


Ein Bergwerk ist im klassichen Sinne keine "Höhle", allenfalls eine "künstliche Höhle". Ist aber einmal der Hohlraum vorhanden, dann spielen sich in ihm die selben Vorgänge ab wie in den natürlichen. Das sieht man sehr schön an einigen Stellen des seit Jahren als Besucherwerk für die Öffentlichkeit wieder geöffneten Siberbergwerks bei Bodenmais. Da sieht man dann z.B. gelb bis goldfarbene Sintervorhänge an den dunkeln, erzhalten Wänden. Und die Tierwelt hält Einzug, z.B. die Fledermäuse, die im Winter ihren Winterschlaf dort halten und auch zum "Balzen" wieder in die unterirdischen Gänge hineinfliegen.

Auch am Silberberg zeigt sich, daß im Grunde alles in Veränderung begriffen ist. Was heute als gut 900 m hoher Berg in die Höhe ragt, das war vor ca. 900 Millionen Jahren Meeresboden, auf dem sich Ablagerungen und Erzschlämme sammelten. Aus Öffnungen am Grund traten sog. "Hydrothermale Lösungen" aus, heißes Wasser, in dem eine Menge Metalle enthielt, Eisen, Zink, Blei und Silber, die dann von Sand und Ton überdeckt wurden. Diese Sedimente wurden später tief abgesenkt und bei hohen Druck- und Temperaturbedingungen umgewandelt in die heutigen Gneise und Erzkörper. Diese bilden meist 2 bis 6 Meter große, perlshnurartig aufgereihte Linsen im Gneis. Diese Prozesse wiederholten sich immer wieder im Verlaufe der Erdgeschichte. Die letzte endete vor etwa 275 Millionen Jahren.

Von wann die erste urkundliche Erwähnung des Erzbergbaus im Silberrberg stammt, darüber liefert die Literatur unterschiedliche Informationen. Auf der Webseite des LfU heißt es, 1463 werde die "Grube des allmechtigern Gottes Gab" erstmals erwähnt. In einer ebenfalls über das Internet 2019 zugänglichen Untersuchung im Rahmen des SEE (Seltene Erd Elemente)-Projekts steht, daß schon 1313 ein urkundliches Aufscheinen nachgewiesen ist. Das Geschlecht der Wittelsbacher förderte schon früh den Abbau von Erz, erst von oberflächennahem Brauneisenerz, später dann auch in feuergesetzten Abbauen in Gruben und Zechen.

Die Erze kamen vor allem bei Herstellung von Vitriol zu Einsatz, das man zum Gerben und Färben verwendete. Später velegte man sich auf die Produktion von Polierrot, das man zum Glasschleifen und als Poliermittel einsetzte. Nach dem zweiten Weltkrieg erlebte man eine kurze Hochkonjunktur mit der Herstellung von Polier- und Farbrot, die aber bald zu Ende ging, als man mit neuen technischen Verfahren diese Stoffe auf chemischen Wege gewinnen konnte. 1953 bzw. 1962 stellte man den Bergwerksbetrieb nach 600 Jahren ein. 

Heute verdient man sein Geld mit dem weißen Gold des Tourismus. Ein Schaubergwerk im Barbarastollen lockt viele Besucher an, man bietet auch "Höhlentherapie" in einem Seitenstollen an, und daß heute so mancher nicht mehr in der Kirche heiraten will, sondern an einem anderen besonderen Ort, macht man auch hierfür Werbung. Die alte Tradition des Photographiertwerdens beim Höhlenbesuch und dem Angebot, diese Bilder am Ende der Tour erwerben zu können, lebt hier immer noch. Dem Normaltouristen verbietet man das Photographieren mit der Begründung, daß das die Fledermäuse stören würde! Und dann zeigt man, wie einstmals der Felsen mit Bohrhämmern traktiert wurde. live und in voller Lautstärke. Wahrscheinlich sind die Tiere diese "Störung" schon so gewohnt, daß sie sie gar nicht mehr zur Kenntnis nehmen. 

Und wenn der Tourist schon einmal da ist, dann bietet man auch noch das gesamte andere mögliche Programm an: die Seilbahn, die Sommerrodelbahn, einen Abenteuerspieplatz und so weiter. 

 

Literatur:

ohne Verfasserangabe Der bayerische Silberberg, Bayerische Archäologie 4/2018, S. 38

Links:

http://www.silberberg-online.de/

https://www.lfu.bayern.de/geologie/geotope_schoensten/17/index.htm

https://www.sehenswerter-bayerischer-wald.de/silberbergwerk-bodenmais-sommerrodelbahn-bayern.html

Höhlen in Ostbayern / nördlich der Donau


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