Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Eisenbahnhöhle bei Ponholz 


1.1.1984


Unter der Katasternummer G 14 ist eine Höhle aufgeführt, für die es schon 4 Namen gibt bzw. gegeben hat: Ponholzerhöhle, Ponholzhöhle, Eisenbahnhöhle und Schratzenloch. Der Name "Schratzenloch" bekam sie bereits kurz nach der Entdeckung. Der Grund: "Die Höhle gehöre zu den in dortiger Gegend vorkommenden Höhlen, welche im Volksmund  S c h r a t z e n l ö c h e r  so genannten würden, d.h. Geisterhöhlen heissen, was dem alten Gespensterglauben des Volkes entspricht, das sich die Existenz dieser von der Natur gebildeten Höhlen nicht anders als auf solche Weise zu erklären wußte." (Hartmann 5) 

Zu dieser Stellungnahme in einem Gutachten des "Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg" kam es, weil er dazu aufgefordert worden war. Man hatte nämlich beim Bau der Eisenbahnlinie nördlich von Regensburg eine bis dahin unbekannte Höhle angefahren und den Fund der könglichen Kreisregierung am 8. Januar 1860 ad. Num. 9982 gemeldet. 

Geologisch weist die Höhle eine seltene Besonderheit auf: Sie ist nämlich von einer Schicht aus Grünsandstein überlagert. Der wurde bei einem erneuten Meeresvorstoß zu Beginn der Oberkreidezeit über der verkarsteten Landoberfläche der Unterkreidezeit abgelagert. Dadurch konnten Karstformen der Unterkreidezeit als Paläokarst teilweise konserviert und vor der späteren Abtragung geschützt werden." (Katasterinfo 12)

In der wohl zeittypischen Art und Weise beschreibt Sepp die Höhle so: "Man ist auf ...eine Höhle gestoßen, die eine Länge von über eine halbe Stunde und so viele Gänge haben soll, daß man kaum im Stande ist, den Weg wieder zurück zu finden. ...solange ein Bahnzug oberhalb derselben sich bewegt, hört man ein Tosen und Brummen, das ungemein schauerlich klingt. In Wirklichkeit ziehen bergtiefe Gänge zu Reichersdorf in Weyarn (wo der vom Schloß der drei Jungfrauen am Ortgraben bis unter die Kapelle führt), sowei zu Almering bei Mühldorf, Mergentau zu Friedberg..." Die letzte Passage ist schon sehr merkwürdig und ist wohl nur auf ungenügende redaktionelle Durchsicht zurückzuführen. Da ist man nämlich von den Naturhöhlen plötzlich in die Welt der Erdställe gerutscht, wobei eines mit dem anderen nur gemeinsam hat, das sich alles unter der Erdoberfläche abspielt. (Sepp, S. 343)

2023 Die Höhle gerät gerade wieder ins öffentliche Visier. Die Bahnstrecke soll moderniert werden und dabei ist zu prüfen, ob sie angesichts der geologischen Verhältnisse an dieser Stelle wirklich angebracht ist. Eventuell muß man sie wegen der großen Höhle an eine ganz andere Stelle verlegen. Die Verantwortlichen können nur hoffen, daß es da keine Hohlräume im Untergrund schon gibt!

 

     
     

 


Literatur:

Augsburger Allgemein Zeitung vom 12. Dezember 1859, Correspondenz, S. 5663

Dechent, Werner (2008): Die "Erdmännchenfestung" in der Ponholz-Höhle (G14), Der Fränkische Höhlenspiegel 55-2008, S. 15ff.

Hartmann, Dr. August (1887): Unterirdische Gänge, I. Oberpfalz, in: Beiträge zur Anthropologie und Urgeschichte Bayerns, 7. Bd., München 1887, S. 5

Höhlenkataster Fränkische Alb (2010): Katasterinfo 12, Das Karstgebiet G Burglenfeld

Sepp, Johann Nepomuk (1876): Altbayerischer Sagenschatz - Zur Bereicherung der indogermanischen Mythologie

Verein für Oberpfalz und Regensburg (1862): 8. Jahresbericht des historischen Vereins, in: Verhandlungen des Vereins Bd. 21, 1862, S. 317

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Speläologisches auf der Südlichen Frankenalb


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