Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Landschaft und Höhlen im Gebiet des Mittleren Enztals, D


Immer das gleiche Phänomen suchen, Höhlen, aber immer wieder wo anders. Sind sie nicht alle gleich? Löcher mit irgend etwas außen herum? Etwa nach dem englischen Motto: "If you have seen one, you have seen them all." Schade wäre es, wenn man so denken würde und man bringt sich um viele sehr reizvolle Erlebnisse und Eindrücke. 

Wo ist es überhaupt, das Mittlere Enztal? Viele werden das nicht wissen, weil sie es in der Nähe von Pforzheim auf der Autobahn Stuttgart-Karlsruhe zwar durchqueren, aber da halt nichts von seinen Reizen mitbekommen. In der Nähe dieser Stadt verläßt der Fluß den Buntsandstein und erreicht ein Muschelkalkgebiet mit großem landschaftlichem Reiz.

Benjamin Menne hat vor vielen Jahren mal einen Artikel über Höhlen in diesem Gebiet veröffentlicht und mit dem in der Hand fuhren wir, Willi, Otto, Alfred und ich, am 1. Juni 2003 dorthin, um uns umzusehen. Es hat sich gelohnt.

Wir strebten zuerst den Eisinger Löchern zu, weil wir uns da die besten Chancen ausrechneten, sie auch tatsächlich zu finden. Tatsächlich muß man schon einigermaßen wissen, wo man hinwill, denn sie sind von weitem von einem Unkundigen nicht auszumachen. Mit der Beschreibung von Morlock hat man eine gute Chance, die Höhlen nördlich von Pforzheim auch tatsächlich zu finden. 1,25 km östlich von Eisingen, genau an der höchsten Stelle der Straße, bevor sie wieder jenseits davon abfällt, zweigt nach links ein kleines geteertes Sträßlein ab. Dort sieht man sofort auf einem großen Stein ein Tafel. Sie zeigt anschaulich den mehrfach abwinkelnden Fußweg zu den Löchern. Ein Parkplatz ist nicht weit, dort läßt man das Auto stehen, da die Wege nur für landwirtschaftlichen Verkehr offen sind. Auf eine kleine Wanderung darf man sich einstellen, die aber aussichtsreich und immer wieder an den Schildern geführt direkt zu den Löchern führt. Ein Busch-/Baumgruppe hat sich inzwischen rundherum gebildet, was dem kundigen Auge leicht den Weg zeigt. 

Den Geburtstag des Neuen Eisinger Lochs kennt man ganz genau, den 5. Dezember 1966. Ein Schäfer hatte das Loch erstmals ausgemacht, das anfangs nur 3 m Durchmesser hatte. Bis zur ersten Befahrung ein halbes Jahr später hatte es sich schon auf 5x7m erweitert. Es gings anfangs schlauförmig, dann glockenartig nach unten. Der tiefste Punkt lag 45 m unter dem Eingang. Inzwischen ist vieles nachgebrochen und man sieht nur noch eine Steilwanddoline. Wie der Mensch mit so etwas umgeht, das läßt sich auch prima sehen hier. Er wirft seinen Abfall hinein, Flaschen, Büschen, Fußbälle waren da am 1. Juni 2003 auf dem Grund zu bewundern.

Nicht weit davon ist das Alte Eisinger Loch. Es ist erschlossen mittels Stufen, die den Besucher unschwierig nach unten leiten. In 16 m Tiefe öffnet sich in den Muschelkalkwänden das Portal einer Höhle von 16 m Länge und 3 m Höhe. Besonders schön ist die Höhle vormittags zu besuchen. Dann scheint, weather permitting, die Sonne in die Eingangszone und taucht alles in ein wunderbares Licht.

 

Noch eine Höhle wollten wir aufsuchen, weil im Text gar so einfach klang, sie zu finden: "Das große Eingangsportal der Höhle ist im ganzen Enztal um Mühlhausen deutlich sichtbar." Das mußte doch ausmachbar sein. Tatsächlich waren wir uns eine ganze Zeit gar nicht sicher, ob das, was wir da "ausgespechtet" hatten, tatsächlich auch dem gesuchten Objekt entspräche. Um sicher zu gehen, machten wir anschließend an die Höhlen"befahrung" erst noch eine Suchtour weiter enzabwärts, aber da fanden wir auch nichts mehr. 

Ein Sage berichtet davon, daß die Ritter der Burg Altroßwag die Höhle als ihren Fluchtweg benutzt hätten, wenn sie wieder einmal nach einem Raubzug schnell von der Handelsstraße auf dem Plateau reißaus ins Tal nehmen mußten. Daran ist natürlich gar nichts mangels geeigneter Höhlengänge. Aber es liest und zitiert sich halt gut, so eine alte Geschichte.
Dorthin zu gehen, hat schon seinen besonderen Reiz. Denn es kommt nicht oft vor, daß man zu einem Höhleneingang durch Weinberge gelangt. Anfangs geht es über Steinstufen bergan, dann waagrecht entlang der Rebstöcke. 
Der Eingang ist vermauert und mit einem Eisentor abgesperrt. Der Stacheldrahtverhau oben drauf ist heute zerstört und es macht keine Schwierigkeiten an der Felswand hoch in den kleinen Höhlenraum zu gelangen. Es stimmt: "Von den Felsbändern am Höhleneingang bietet sich ein sehr schöner Ausblick auf den Talkessel." Im Innern liegt nur noch Felsschutt herum. Niemand scheint sich mehr für diese Felsloch im Muschelkalk zu interessieren.

 


 

Literatur:

Menne, Benjamin

Höhlen im Gebiet des Mittleren Enztals, Beiträge zur Höhlen- und Karstkunde in Südwestdeutschland, Nr. 26, Stuttgart April 1983, S. 3-10
Morlock, Wolfgang Eisinger Loch (7018/01) und Neues Eisinger Loch (7018/02), Muschelkalkgebiet, Beiträge zur Höhlen- und Karstkunde in Südwestdeutschland, Nr. 15, Stuttgart Februar 1978, S. 23-25
Hasenmayer, J Das Neue Eisinger Loch bei Pforzheim, Mitteilungen Verband der deutschen Höhlen- u. Karstforscher, 14,1, 23-25, München 1968
Menne, B. Höhlen im Gebiet des Mittleren Enztals. Top. Karte 7018 und 7019, Muschelkalkgebiet 1, Beiträge zur Höhlen- und Karstkunde in Südwestdeutschland, Nr. 27, Stuttgart 1984, S. 28
Menne, B. Höhlen im Gebiet des Mittleren Enztals. Top. Karte 7018 und 7019, Muschelkalkgebiet 1, Beiträge zur Höhlen- und Karstkunde in Südwestdeutschland, Nr. 29, Stuttgart 1985, S. 9
Rathgeber, Thomas Hohlformen im Gipskarst von Südwestdeutschland - ihre Bedeutung für Höhlenkunde und Quartärpaläontologie, Laichinger Höhlenfreund, 42. Jahrgang, S. 5-20, Laichingen 2007

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