Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Stollen bei Kellenried

Im "Aichertobel", einer Bachschlucht im Molassefels, NW von Weingarten in Oberschwaben wurde gegen Ende des 2. Weltkriegs ein kleines Stollensystem gegraben. Die Idee dazu soll ein Bauer aus der Umgebung gehabt haben, der zum Schutz für seine Töchter gegen Kriegsende für sie einen sicheren Raum schaffen wollte. Schutz sollte sie bringen vor den anrückenden Allierten und vor Tieffliegerangriffen. Am Aushauen der Stollengänge haben sich auch die Nonnen aus dem nahen Kloster beteiligt. Die waren in den Jahren zuvor in immer größere Bedrängnis geraten, als 1940 das Klosten Kellenried von den Nazis beschlagnahmt worden war. Ab 1941 fand es als Lager für 450 slowenische Umsiedler Verwendung. Nur 13 Schwestern durften zurückbleiben, um für die kleine Landwirtschaft zu sorgen.
"Sie haben nicht nur mit Beten geholfen, sondern auch mit ihrer Hände Arbeit", heißt es in einem Artikel über die unterirdische Anlage. Sie hat einen besonderen Grundriß, weil sie E-förmig angelegt ist. Drei Gänge führen nach draußen und sind im Inneren durch einen längeren Gang mit seitlichen Nischen miteinander verbunden. Hätte man durch einen Gang nicht mehr hinaus können, wären immer noch zwei andere da gewesen, um wieder ins Freie zu gelangen. Die Höhe ist so gehalten, daß man fast überall aufrecht sich bewegen kann, was für einen längeren Aufenthalt wichtig ist. 

Die Anlage ist nicht leicht zu finden. Wir haben jedenfalls drei Ausflüge dorthin machen müssen, ehe wir den Eingang auf den anderen Schluchtseite fast auf Bachhöhe erstmals zu Gesicht bekamen. 

Literatur:

Links:

https://www.schwaebische.de/sueden/baden-wuerttemberg_artikel,-wie-nonnen-in-oberschwaben-einen-luftschutzstollen-gruben-_arid,10916802.html

Unterirdisches in Oberschwaben