Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Ramensteinhöhle, Schwäbische Alb


Wer von Heidenheim Richtung Nattheim auf der B 466 fährt, der unterquert einmal die Autobahn Ulm-Würzburg. Die am Grund des Lindletales verlaufende Straße knickt dann nach rechts ab und genau dort ist linkerhand, nicht zu übersehen, ein Felsklotz, der Ramenstein. Man zu ihm auf einem schmalen Steiglein hinaufgehen. Kurz zuvor wölbt sich ein Felsdach, und wenn man genau hinschaut, dann sieht man auch gleich den südlichen Eingang in die Ramensteinhöhle. Ein Naturdenkmalschild macht auch deutlich, daß man hier an einem besonderen Ort ist.

Ein ausgeprägter Kluftgang führt nach links in den Berg. Nach 5 m ist schon wieder das Ende erreicht, aber nach Norden setzt sich der Gang seitlich durch Querklüfte fort. Hier ist heutzutage ein Eisengitter angebracht, das im Winterhalbjahr abgeschlossen ist. Nach 5 m hebt sich die Decke zu einem kluftbedingten Gang, der parallel zum Eingangsteil in Ost-West-Richtung verläuft. Nach rechts geht es weiter, wobei Sedimentreste eine ehemalige Verfüllung bis knapp unter die Decke anzuzeigen. 27 m hinter dem Haupteingang kommt man in den geradlinig nach Osten führenden Endteil der Höhle. Dieser Teil erweitert sich zu einer kleinen Halle (L 5, B 3, H 4m) mit einem Deckenschlot und Stufen am Boden. Ein kurzes niedriges Gangstück führt zum Nordeingang der Höhle.

Die Höhle ist wohl der Rest einer ehemaligen Flußhöhle. Hinweise darauf sind die Profilform und die unter Mischungskorrosion entstandenen Deckenkolke.

1904 fanden die ersten Grabungen durch den Nattheimer Hermann Majer statt. 1930 nahm man die Grabungen wieder auf, wobei der Höhleneingang mit einer Tür verschlossen wurde und im Innern zur Beleuchtung eine Karbidanlage mit mehreren Brennern fest installiert worden war. Im Weg befindliche Felsriegel wurden einfach weggesprengt.

 

Am 22. Mai 2011 versuchten wir die Höhle zu besuchen. Weiter als bis zum Gittertor kamen wir nicht, da sie noch immer abgesperrt war. Auf einer Metalltafel am Eingang ist zwar zu lesen, daß die Verschlußzeit bis zum 15. April dauert, aber vielleicht nehmen es die Verantwortlichen nicht so genau.

Am 1. Mai 2013 waren wir wieder am Eingang und gespannt, ob es diesmal klappen würde. Tatsächlich, das Verschlußtor war abgebaut und lag im ersten Raum der Höhle. Von Fledermäusen gab es keine Spur, jedenfalls sahen wir keine. Ob die sich von unserem Besuch "gestört" gefühlen, wie ja gerne von der "Fledermauslobby" behauptet wird, ich bezweifle das. Jedenfalls war diesmal endlich eine Gelegenheit, in Ruhe in der Höhle zu photographieren. Ein paar der Ergebnisse sind hier zu sehen. Falls jemand nur mit einer kleinen Lampe die Höhle besucht, wird wahrscheinlich optisch enttäuscht sein, wenn er selber drinnen ist. Die Höhlenphotographie ist heute schon "very sophisticated" und schafft so überhaupt erst für Sekunden die unterirdischen Lichtlandschaften, die dann damit abgebildet werden. Hinterher ist alles wieder vorbei.

Literatur:

Albrecht, Rolf Höhlen, Felsen und Ruinen, Verlag E.+S. Fleischmann, Esslingen 1980
Binder, Hans Höhlenführer Schwäbische Alb, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart und Aalen 1977
Binder, Hans (Schriftleitung) u.a. Karst und Höhle 1993, Karstlandschaft Schwäbische Ostalb, hrsg. vom Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher e.V. München 1993
Jantzschke, Herbert Einige Höhlen der Ostalb, in: Schriftleitung Hans Binder, Karst und Höhle 1993 Karstlandschaft Schwäbische Ostalb, München 1993

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