Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Rund um das Steinheimer Becken, Schwäbische Alb


Abends auf dem Rückweg von der Oellensteinhöhle, 2006


Doschental und Schreiberhöhle


"Vom Wandern haben wirs gelernt, das Wundern." Oskar Pastior


Mit einem Schlag ist alles anders. Wie sehr meinen wir Menschen doch alles planen und vorbestimmen zu können, und dann.... Manchmal kommt diese "Bescherung" auch von oben, aus dem Himmel. lEs passiert immer wieder, in Deutschland angeblich 2 mal im Jahr. Im Oktober 2006 berichteten die deutschen Zeitungen von einer Schrebergartenhütte in Troisdorf bei Köln, das von einem Metoriten "abgefackelt" worden sei. Ein 77-jähriger Mann, der sich in der Hütte aufgehalten hatte, erlitt dabei Brandverletzungen an Gesicht und Händen. Ein kleines lokales Ereignis. Was vor 15 Millionen Jahren auf der Östlichen Schwäbischen Alb passiert ist, hatte viel schwerwiegendere Folgen und dauerte zuerst auch nur einen winzig kurzen Moment.

Wer durchs Stubental auf der B466 von Heidenheim Richtung Göppingen heute fährt, dem wird nur wenig auffallen. Der Burgstall vielleicht, einer die vielen begrasten Felsbuckel, die schütter mit Buschwerk und Bäumchen bewachsen sind. Eine Seite davon ist früher abgebaut worden und man sieht noch einen geologischen Aufschluß. Geht man näher hin, so zeigt sich, daß der einstmals geschichtete Kalk vollkommen zertrümmert und an Stellen auch vergriest ist. Hier ist eines dieser fernen stummen Echos auf ein geologisches Großereignis, bei dem, so die Beschreibung aus "Erlebnis Geologie", "der wohl besterhaltene und prägnanteste Meteorkrater mit Zentralkegel in Europa" entstanden ist.

Im Ortsteil Sontheim von Steinheim am Albuch gibt es das "Meteorkrater-Museum", in dem sehr schön dem Besucher das Geschehen vorgeführt wird - sowohl der Asterioideneinschlag selbst wie die Folgen davon, wozu eine weltberühmte Fossilienfundstelle gehört. Das Schöne ist, daß mit diesem theoretischen Wissen im Kopf, eine Wanderung in die Umgebung auf dem geologischen Wanderung mit 19 Stationen möglich ist. Und schau da. Auf dem Gipfelkamm des Burgstalls öffnet sich gar auch noch eine kleine Höhle, eher von Kindergröße, aber immerhin. Lohnend ist es, den Weg mindestens bis zum Knillberg auszudehnen, wo man im Herbst z.B. auf den Jurawiesen nochWiesenchampignons, Kartäusernelken und Erdrauchblumen begegnet. An einer Stelle führen unvermittelterweise Treppenstufen den Hang hinunter. Gibt's da was zum Sehen? Tatsächlich. Die Erdbedeckung des Hangs wurde da weggenommen und man kann dadurch schön sehen, welche massive Auswirkung der Meteorit hatte. Unten ist geschichteter Kalkstein, darüber das völlig veränderte Gesteinsetwas des Impacts und darüber jüngere Ablagerungen aus den letzten 15 Millionen Jahren.


Der Steinbruch am Burgstall

Kleine Höhlen am Burgstall
Erdrauch

In Sontheim
 
2020

Ist auch in der Umgebung heute noch etwas zu bemerken? Man kann ja selbst nachsehen und dabei schöne Wanderungen unternehmen. Eine hat mich ins Gassental in der Nähe von Gerstetten gebracht, wo im Öllenstein eine kleine Höhle liegt. Bereits 1374 wurde der "Öllenstein" in einer Urkunde erwähnt und ist so ein frühes schriftliches Zeugnis für das Bekanntsein der Höhle. Der Eingang liegt am oberen Rand des Talhangs und ist wirklich erst zu sehen, wenn man davor steht. Gebückt geht es ein paar Meter in den Berg hinein, dann schließt sich schon wieder alles. Keine Spur eines Meteoriteneinschlags.

Eingang Oellensteinhöhle

Nördlich von Steinheim kann man das Wental erreichen, das, reizvoll eingesenkt in die Hochflächen der Alb, kilometerweit wandernd zu begehen ist. Den besonderen Akzent liefern die zahlreichen Felsen, die beim "Steinhüttle", dem "Spitzbubenstadel" und beim "Felsenmeer" besonders gehäuft auftreten. Und darin verbirgt sich auch so manches kleines Höhlenobjekt, mal ein kleines Felsdach, besonders viele Naturbrücken. Die können noch nicht so alt sein, denn einen Meteoriteneinschlag hätten die nicht überstanden!

 

Literatur:

Huth, Thomas Erlebnis Geologie, Freiburg 2002
Binder, Hans Höhlenführer Schwäbische Alb, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart und Aalen 1977
dpa-Meldung Meteorit fackelt Gartenhaus ab, Allgäuer Zeitung Nummer 243, 21. Oktober 2006, S. 13
Arbeitsgemeinschaft Berg Stuttgart und  andere Die Höhlen des Kartenblattes 1:25000 7226 Oberkochen (Ostalb), Laichinger Höhlenfreund 15 - 1980, S. 11-40
Jantschke, Herbert Einige Höhlen im Kartenblatt 7226 Oberkochen, Mitteilungsheft der Höhlenforschungsgruppe Blaustein Jg. 4 Nr. 1 S. 43-57, Tuttlingen 1981

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