Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Landschaft, Felsbilder und Höhlen am Monte Bego, Alpes-Maritimes, F


Wer den Ausdruck "Monte Bego" hört und sich darunter etwas vorstellen kann, der wird zuerst an die ungewöhnlich große Ansammlung von Felsbilder denken, die es dort gibt. Die große Massierung hat dazu geführt, von einem "Heiligen Berg" zu sprechen, an dessen Hängen wir noch heute Zeugnisse von Menschen finden können, die zu einem guten Teil schon 5.000 Jahre alt sind. Über Jahrtausende hinweg gab es sie zwar, diese Zeichen im Fels, aber sie blieben wohl überwiegend unbeachtet. Erst unsere moderne Zeit mit ihrer andauernden Suche nach Außergewöhnlichem und Spektakulärem hat allerdings dazu geführt, daß sie in Gefahr sind, innerhalb kürzester Zeit ausgelöscht zu werden. Was früher nur sehr wenigen Menschen wohl überhaupt nur möglich war, hinzukommen, das wir mit Hilfe moderner Technik eingehoppelt. Und wer körperlich dazu nicht mehr in der Lage ist, der wird mit einem Vierradfahrzeug, unter Bezahlung eines hohen Obolus, auch noch hinaufgekarrt. Das freie Begehen des Gebiets wird verboten, überall sind Schilder aufgestellt, daß es sich um archäologisch interessantes Gebiet handeln würde und daß deshalb das Betreten verboten sei. Die Ausnahme wird gemacht, daß, wenn man mit "Führer" unterwegs ist, darüber auch hinausgehen dürfe. So sieht man auf einmal in der Landschaft verteilte Gruppen von Menschen, die halt gerade den "richtigen" Führer haben, die "dürfen", und man selber steht "auf den anderen Seite des Zaunes", und man nicht. Juristisch manchmal verständlich, aber physisch/physikalisch aber auch überhaupt nicht. Jede Zaunziehung zieht automatisch auch die Zweifel daran nach sich - das läßt sich schon in der Bibel nachlesen. Aber alle "Grenzen" einfach aufheben? Das kann es auch nicht sein. Jeder kann es, sofern er sehen kann, an den Felsen oft sehen - und hat damit einen spannenden Beitrag zum Beispiel für die Nutzungsgeschichte der Region geliefert: Wenn man zum Beispiel ein Hirte gewesen ist, der vor 100 Jahren hier vorbeigekommen ist und sich dort seinen persönlichen Daten in die Felsen eingehämmert hat! Warum legt hier keiner einen sehr großen Felsen frei auf dem "WIR" uns einhämmern können! Als "Gegengewicht" gegen all unsere "Nichtigkeit" für unseren Besuch? Oder stimmt das nicht?

In so eine Gegend als "Höhlenforscher" zu gehen, das hat nichts Mainstreamsartiges. Kalk ist zwar in den Gipfelregionen der Berge zu sehen, die eine und andere schwarze Öffnung ist auszumachen, aber die dominanten Gesteine sind nicht "höhlenfreundlich". Schiefer und anderes Urgestein rundum. Es ist aber nicht hoffnungslos, sich umzuschaun. Vielleicht sieht man etwas Schwarzes zwischen den Felsblöcken? Das ist auch hier der Fall. Am Weg ins Vallée des Merveilles zweigt an einer Stelle der Wanderweg vom Fahrweg ab und führt als schmaler Pfad steil bergauf. In der Nähe einer Stelle, wo ein besonders guter Blick auf einen ansehnlichen Wassrfall möglich ist, sind in einer Verebnung Reste ehemaliger Almhütten zu sehen. Nicht weit davon ist ein besonders großes Blockchaos. Dort hinein gilt es zu klettern und zu kriechen, um die Verbruchshöhlen besuchen zu können. Und man wird entdecken, daß man nicht der Erste dort ist. Kleine Mäuerchen sind an einigen Stellen unter den Felsen errichtet worden, wohl um die Hohlräume als Ställe für die Tiere nutzen zu können. Auch schattenspendend sind die Felsen und regendicht, weshalb eine dieser Kammern auch als kurzzeitiger Aufenthaltsort einmal eingerichtet worden ist. Zwei Holzbretter als Sitz zeugen noch davon.

 
 
 
 
 
 
 
   

Weiter oben liegt ein großer Fels, zerbrochen in mindestens schon zwei Teile. Auch dort hat sich in die Lücke zwischen den beiden Steinteilen inzwischen der Mensch eingenistet.

Am oberen Rand des Vallée des Merveilles kam ich in rund 2.300 Metern an einer kleinen Schneehöhle vorbei, die von einem breiten Bach durchströmt wurde. Solche Gebilde haben ja nur immer eine kurze Lebensdauer, aber ein gewisses Höhlenfeeling kommt trotzdem auf. Und ein gewisser Nervenkitzel ist einem Besuch auch verbunden, weil man ja nie weiß, wie lange so ein Gebilde hält.

   
 
 

 

 

Noch an einer Stelle kann man auf "Höhlen" stoßen, wenn man ins Monte-Bego-Gebiet fährt - im Museum in Tende. Dort wird in einer sehr guten Schau, das vermutliche Leben der Schöpfer der großen Felsritzzeichnungen dargestellt. Dabei werden auch Bilddarstellungen gezeigt, wie Menschen mal in der Umgebung wohl auch in Höhlen gehaust haben, und einige Höhlenfunde.

Das Museum
 
     
 
 
 

Zum Monte Bego fährt man wegen der mindestens 35.000 Felszeichnungen! Hier ein paar Eindrücke von zwei Touren in die beiden Hauptgebiete.

Fontanalba
 
 
 
 
Vallée des Merveilles
 
 
 
 
 
 
Reproduktionen im Museum von Tende

Literatur:

Hüsler, Eugen E. Das Buch der mystischen Orte in den Alpen, Frederking & Thaler, München 2019

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