Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Der "réseau de Gourdeval"

- die Grotte de la Malatière und der gouffre de Pourpevelle, Doubs, F


Eine der bekanntesten "wilden Höhlen" im Französischen Jura, also eine Höhle, die jeder einfach betreten kann, ohne sich vorher irgendwelche behördlichen Erlaubnisse einholen zu müssen, was ja eigentlich der natürliche Zustand jeder Höhle ist, da sie halt einfach ein Loch in unserem Planeten darstellt, für das keinerlei juristisches Drumherum ursprünglich existiert, ist schon seit Urzeiten bekannt, die Grotte de Bornois oder "de la Matatière". Erste Nachweise, daß auch früher schon Menschen den kleinen Eingangsschacht hinabgestiegen sind und die horizontalen Gänge besucht haben, liefern uns auch heute noch die Inschriften an den Wänden. Jeannel Lucante veröffentlichte schon 1880 in einer kleinen Publikation "Essai Géographique sur les Cavernes de France" seine Untersuchungen, u.a. schon den ersten Plan. Seither hat der Strom von Besuchern zu dieser Höhle beständig zugenommen, weil sie als "leicht" und auch für "Anfänger" geeignet erscheint - mit all den negativen Begleiterscheinungen, die das mit sich bringt.

Heute hat man schon ein bißchen darauf reagiert. Man wird in Bournois, dem Dorf, das ganz in der Nähe der Höhle liegt, vergeblich nach einem Schild zur "Bournois" suchen. Der Pfosten ist zwar noch da, wo früher das Schild war, aber jetzt nicht mehr. Es gibt noch den geteerten Weg Richtung Höhle, auch ein richtiges Verkehrsschild ist da in dieser freien Natur, dann ein Parkplatz, auf dem eine Menge Autos stehen können. Ein Trampelpfad geht durch eine Wiese auf ein Wäldchen zu. An ihm steht eine große Holztafel auf der gleich die Nummer der Höhlenrettung für jeden zu lesen ist. Wahrscheinlich hat es da schon manchen Unfall gegeben.

Im Wäldchen stößt man sofort auf den kurzen Eingangsschacht. Früher stand da sogar eine stabile Eisenleiter, so daß fast jedem mit ein wenig Geschick es möglich war, zum Grund des Schachts vorzudringen und mehr oder weniger weit in die heute auf über 5 km lange Höhle vorzudringen. Die Leiter wurde inzwischen wieder entfernt, heute muß man schon ein Seil mitbringen, es fachmännisch an den Bäumen festmachen und kann dann sich abseilen und hoffentlich dann wieder am Seil aufsteigen. Für Unerfahrene ist das nichts.

Wer ein leichtes Höhlenerlebnis haben will, der muß vom Parkplatz aus in der Gegenrichtung in den Wald hinein gehen. Da ist gleich hinter dem Waldrand eine große Bodensenke auszumachen. Man kann in sie hinuntersteigen und sieht sofort das klassische Höhlenportal unter der eigentlich nur dünnen Kalkfelsüberdeckung. 50 m kann man in den Berg, keine 10 m Höhenunterschied sind es. Der Boden besteht aus lauter kleinen Felsbröckchen. Es wird ein wenig niederer und man kommt in den Endraum. Eine große Sinterwand verschließt die Fortsetzung. Von der Vermessung der Gesamthöhle her weiß man, daß nur wenige Meter dahinter die galerie des Araignées, also der Spinnengang, dort endet. Die Höhle gehört zum Gesamtsystem, ist aber nicht für den Menschen begehbar damit verbunden.

Nicht sehr weit vom Malatiéresystem entfernt liegt eine weitere sehr große Höhle, der gouffre de Pourpevelle. Um zu seinen Eingang zu kommen, muß man aber ganz woanders erst einmal hinfahren, nach Soye, und von dort auf Feldwegen 2 km die flache, landwirtschaftlich genutzte Erdoberfläche durchqueren. In einem kleinen Wäldchen liegt auch hier der Eingang. Gekannt haben die Menschen den Eingang schon immer - und genutzt. Hier wurden Menschen "entsorgt", deren Überreste am Grund des Schachts 1934 beim Erstabstieg gefunden wurden.

Die Höhlenforscher haben ein sehr großes Höhlensystem hier erkundet, über 12 km Gangstrecken sind es schon. Und sie haben weitere Ideen. Gibt es vielleicht Verbindungen zu der nahen Malatiérehöhle? Versucht wird immer wieder, weiterzukommen, gelungen soll es aber noch keinem sein. Zu groß sind die Hindernisse, die hauptsächlich aus Schlamm, engen Felsspalten, die man mühsamst mit den modernen Mitteln zu verweitern versucht, und der Ungewißheit besteht, wo man denn eigentlich die Verbindung wirklich suchen soll.

Auch hier hat der Speläotourismus leider viele negative Spuren hinterlassen. Immer wieder haben sich dann die "richtigen" Höhlenforscher eingesetzt, daß es weitergeht. So wurde etwas in einer Aktion im Jahre 1987 aufgeräumt und 700 kg Müll wieder herausgeschafft.

Die Vision einiger Höhlenforscher ist es, daß der Zusammenschluß der beiden großen Höhlen eines Tages gelingen wird. Einen Namen dafür gibt es schon: der réseau de Gourdeval.


Eine ganz andere Ebene wird offenbar absichtlich angesprochen, wenn Outdoorfirmen Tour in diese Höhle anbieten. Da heißt es im Werbetext einer Schweizer Firma: "

Wer hat nicht schon einmal davon geträumt, auf der Suche nach
grenzenlosen Abenteuern durch unbekannte, mystische Welten zu wandeln.

170 Euros wird für dieses Pseudo-Abenteuer verlangt. Von wegen "grenzenloses Abenteuer" und "unbekannte, mystische Welt". Tatsächlich stimmt da gar nichts und Risiken sind bei einer solchen Höhlentour durchaus vorhanden. Ein kleine falsche Bewegung und schnell landet man in der Tiefe eines Schachtes. Was das für Folgen hat, das weiß keiner im voraus. Wenn es blöd läuft, stirbt man. Müßte man sich selbst durch diese unterirdischen Gänge hindurchsuchen, wer weiß schon, wohin die Leute hinkommen würden? So manche Gruppe ist da lange herumgeirrt, ehe sie wieder den Ausgang gefunden hat. Diese Sorge brauchen die Teilnehmer an den geführten Touren nicht zu haben, denn ein hoffentlich ortskundiger und ausgebildeter (hoffentlich hat er wirklich aufgepaßt und nicht nur seine Stunden abgesessen) Führer ist ja dabei! Damit hat man aber dem wahren Abenteuer einen Tritt in den Hintern gegeben, denn das ist nur dort, wo weitestgehend unbekannt ist, was vor einem liegt und passieren wird. Die Abenteuerbucher in Internet, merken sie den Schwindel?


 

Das Dorf

> 2014

Der Weg zur Höhle

> 2014

Die "Grotte de la Doline"

ein alter Teil dieser großen Höhle

Ein Blick in den Eingangsschacht

mit dem Schatten des Fotographen

 
Aus der Tiefe in die Höhe
- hinaus zur frischen Luft
 
Angeblich gibt es in der "Malatière"
lauter Tunnels
 
Angeblich gibt es in der "Malatière"
lauter Tunnels
- langweilig, das habe ich doch gerade
schon gesehen, außerdem ist das Bild
rechts gestört
- eine absichtliche Wiederholung
- dürfen Bilder nicht nur, eigentlich,
"einmal"gezeigt werden?
 
plötzlich...
ein paar richtige moderne Höhlenbewohner
- in Socken auf der Decke
Ratet mal, aus welchem Land die stammen?
 
Stooping...  
Das Ende....
am Anfang war nur klares Wasser
 
THE END  

Das traurige Nachspiel draußen:

Rudi Zilharz deutet auf einen Karbidhaufen

 
2014

Auf dem Parkplatz bei der Höhle

     
Grotte de la Doline
     
 
     
 
     
 
     
   
     
Auf dem Weg zur Pourpevelle
     
 

Literatur:

CDS Doubs Inventaire Spéléologique du Doubs, Tome 1, Besancon 1988
GIPEK Inventaire Speleologique du Doubs Tome 5, 2012
Renard, J.Y., Vermot Desroches, D. Le réseau de Gourdeval (Doubs), ASCO n° 24, 2011

Links:

ABIMES - Spéléologie : Grotte de la Malatière

malatiere.cwk - malatiere.pdf

Landschaft und Höhlen im Departement Doubs


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