Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Beim Cirque de Consolation, Doubs, F


Folgt man dem Dessourbre, ein Nebenfluß des Doubs im Französischen Jura bis zu seiner Ursprungsregion, dann erreicht man die Cirque de Consolation. Ein u-förmiger Talschluß mit bis zu 300 m hohen Felswänden rundum stoppt den Weiterweg.

Auf dem Parkplatz neben dem Kloster von Consolation-Maisonnettes kann man sein Fahrzeug stehenlassen und nun zu Fuß die Gegend erkunden. Das Kloster geht auf eine Kapelle aus dem XV. Jahrhundert zurück. Später wurde dort ein Kloster für den "ordre de minimen" gegründet, einige Zeit lang dienten die Gebäude auch als Priesterseminar und Schule. Seit 1978 beherbergt es ein Spirituelles Zentrum.

Von allen Seiten drängt das Wasser aus den Felsen und bildet eindrucksvolle Quellbezirke, hinter denen einige größere Höhlen ansetzen: die Source du Dessoubre (750 m lang), die Grotte-Exsurgence de la Source Noire (L 520 m), die Grotte-Exsurgence du Taboureau (L 200 m) und die Grotte Exsurgence du Lancot mit über 3 km bekannter Gesamtganglänge. Zu ihr führte ein Steig, der schon 1890 von Seminaristen aus dem Priesterseminar angelegt worden war. Schon lange vorher hatten sich dort Menschen in der Zeit der sog. "Schwedenkriege" dorthin geflüchtet, was durch den Fund von Geldmünzen aus dem Jahre 1620 nachgewiesen werden konnte. Aus dem großen Eingangsportal mit einer Breite von 30 m und einer Höhe zwischen 12 und 20 m stürzt je nach Witterungsbedingungen ein Bach, der sich 47 m spektakulär in die Tiefe ergießt. Im Hintergrund der Halle kommen gelegentlich 2 Bäche als 17 m hoher Wasserfall herunter. Hier versuchten sich immer wieder Höhlenforscher, um weiterzukommen, aber es dauerte bis 1958 bis die Ersteigung wirklich gelang. Die Erklimmung nachzuvollziehen ist nicht immer einfach. Der See unterhalb ist entweder zu durchschwimmen oder mit einem Boot zu überwinden oder man wartet auf die seltenen Tage, wo das Wasserbecken leer ist und man trocken hinkönnte. Weiter innen in der Höhle voranzukommen war und ist auch nicht einfach. Enge Deckenspalten mußten erst mühsamst aufgesprengt werden, ehe ein Eindringen möglich wurde. Heute wird die Gesamtganglänge mit mehr als 3 km angegeben.

Die auch "Grande Grotte" genannte Höhle zu erreichen, das ist nicht einfach und seit Anfang 2013 auch amtlicherseits verboten. Die offizielle Begründung ist "Steinschlag", der einen bedrohen könnte, wenn man die steilen Wandstufen auf inzwischen schon wieder beschädigten Aluminiumtreppen und -einbauten hinansteigt bzw. von der Seite her hereinquert. Keiner will offenbar mehr verantwortlich sein, wenn etwas Unvorhersehbares passiert. Ignoriert man das Verbot, dann ist man selber verantwortlich.

 

Grotte de Lourdes
   

Die "Natur" alleine genügt nicht mehr. Es muß schon mehr "Aufregung" her. In diesem Falle ist die Einrichtung mehrerer Klettersteige in den Felswänden oberhalb des Klosters und der Bau von zwei "Tyroliennes", also langer gespannter Drahtseilanlagen, die man gegen Geld benutzen kann, um noch etwas Nervenkitzel zu spüren.


Literatur:

GIPEK Inventaire Speleologique du Doubs Tome 4, 2004
GIPEK Inventaire Speleologique du Doubs Tome 5, 2012
GIPEK Inventaire Speleologique du Doubs Tome 3, 1996

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