Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Les Grottes de Nichet, Ardennen, F


Blick aus dem Auto auf den Talhang, in dem die Höhle liegt


Oberhalb von Fromelennes in den Ardennen befindet sich eine kleine bekannte Schauhöhle. Sie hat eine etwas seltsame Lage, denn sie liegt in Frankreich. Das ist deshalb etwas seltsam, weil fast rundum Belgien ist. Wie ein Finger sieht der Landstrich auf der Landkarte aus, der da als "französisches" Territorium daherkommt. Ein geographischer Unterschied ist nicht auszumachen, die Wiesen und Wälder rundum sind genauso grün wie wo anders auch.

 

Überall weisen Schilder auf die Höhle hin, die allerdings nur im Sommer geöffnet hat. Der "sagenhafte" Hintergrund des Interesses an der Höhle sind die "nutons". Sie haben einmal, zumindest den Geschichten nach, mal dort gewohnt.
Es gibt zwei Erzählstränge: Zwischen Sonnenunter- und aufgang hätten sie stets fleißig gearbeitet und alle Wünsche der Menschen erfüllt, wenn man sie nur mit Brot und Weizen versorgte. Als sie aber einmal eine Frau betrügen wollte, die sich ein schönes Kleid von ihnren wünschte, und dann ihnen Asche statt Weizen gab, waren sie beleidigt und verschwanden für immer. Eine andere Version erzählt, daß man sie nur hören, nie sehen konnte. Sie reparierten Schuhe und Schlösser. Mit er gewaltsamen Erweiterung der Eingangsöffnung vertrieb man sie und niemand hat sie seither wieder gesehen.

1894 beauftragte die Stadtverwaltung von Fromelennes zwei Arbeiter, die Höhle auszubauen, weil von der Schönheit der Höhle geschwärmt hatten. Dabei entdeckten sie dann das "Skelett" im hintersten Teil der Höhle. Man erzählt sich die Geschichte, daß es vom einem Verbrecher aus dem 17ten Jahrhundert stammt, der zum Tode verurteilt gewesen sei und sich in die Höhle geflüchtet habe. Dort wurde er einige Zeit von seinem Bruder mit Nahrung versorgt, als es diesem aber zu gefährlich geworden sei, habe dieser ihn umgebracht und die Leiche in der Höhle versteckt. Um diese Zeit sei Ludwig XIV gerade auf dem Weg zur Festung von Charlemont gewesen. Als er von der Geschichte erfuhr, habe er sofort angeordnet, die Höhle zuzumauern. Heutzutage sollen um die 16000 Besucher im Jahr kommen.

Auf drei Niveaus ist die Höhle in Devonkalken ausgebildet. Zwei davon mit einigen tropfsteingeschmückten Räumen werden den Touristen gezeigt. Der Gesamthöhenunterschied beträgt 35 m.

An einem Baum ist ein Schild "Trou du Tasson" angebracht. Folgt man dem Trampelpfad, dann kommt man in einer Waldlichtung zum massiv abgeschlossenen Schachteingang. Seine Entdeckung im Jahre 1950 soll auf das Verschwinden des Hundes des Höhlenführers zurückgehen. Der enge Eingang wurde 1953 erweitert und es konnten erstmals Höhlenforscher weiter vordringen. Ein 10-m-Schacht führt in eine kleine Halle, von wo es in weitere Räume geht.

Eingang Trou du Tasson

 
     
 
     

Wer sich ein bißchen in der Umgebung umschaut, der wird auch diese Zeugen einer massiven Grabungskampagne in der Höhle sehen. Offenbar wurde hier fleißig in der Höhle gegraben und das Material über diese Konstruktion nach draußen gebracht.


Literatur:

Minvielle, Pierre

Guide de la France Souteraine, Les Guides Noirs, Tchou, Éditeur, Paris1970
Saiselet, Bernard Les Grottes de Nichet, Charlesville-Mezières 1962
Schoonbroodt, Gaston Légende wallonne: Le trou Manto, Spéléo-Info n°160 - Mars-Avril 2003, S. 5

Links:

http://perso.wanadoo.fr/fromelennes/grottede.htm


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