Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Grotte du Sergent und Umgebung bei Saint-Guilhem-le-Desert, Herault, F


Fast 2 km nördlich von Saint-Guilhem zweigt von der Hauptstraße ein Fahrsträßlein nach links in den Combe de Malafosse ab. Von dort aus lassen sich ein paar sehr besuchenswerte Höhle erreichen. Es ist sehr praktisch, daß etwa 200 m weiter ein großer öffentlicher Parkplatz ist, auf dem man bequem sein Fahrzeug zurücklassen kann. Am Weg zum Seitental kommt an den stäubenden Wasserfällen des Héraults vorbei.

Ein schmaler Fahrweg führt entlang eines wohl heute meist trockenen Bachbetts. Eine ehemalige Müllkippe wird passiert, dann kommt man zu einer Wegverzweigung. Irgendjemand hat dort sein privates Domizil errichtet und verteidigt seine Privatbesitz auch mit Hilfe bellender Hunde. Ein unübersehbares Schild mit dem Hinweis auf die Grotte du Sergent. weist nach links ins trockene Bachbett.

Wer sich rechts hält, der kann einem alten herrlichen Weg talaufwärts folgen und erreicht allmählich eine Höhe, wo herrliche Blick in die Umgebung möglich werden. Irgendwann passiert man die Ruinen der Mas de l'Arboussier, ab und zu verzweigt er sich, will man zur Höhle Baume-Cellier, dann muß man Richtung Roc de la Vigne streben. Ausnahmsweise ist diese Höhle nicht auf der IGN-Karte eingetragen. Wer keine genauen Hinweise und ein wenig Glück hat, dem könnte es auch so gehen wie mir. Als wir 2010 wieder dort waren, da kam mir alles sehr bekannt schon vor, denn wenige Jahre war ich da auch schon mal gewesen und hatte intensiv herumgesucht, allein den Eingang konnten wir einfach nicht finden und wir mußten frustriert wieder von dannen ziehen. Das ist aber nicht so schlimm. Das Feuer des Eifers brennt weiter und läßt einen wiederkommen. Nun wenige Meter weiter und nur etwas mehr links - da waren sie schon die Eingänge. Insgesamt 250 m ist die Höhle lang und hat einen Höhenunterschied von - 12 m. Der Eingang wird von einer massiven Steinmauer einstmals abgeriegelt. Sie soll noch aus den Zeiten der Religionskriege stammen. Ein großer Tunnel öffnet sich vor dem Besucher, der auf ausgelatschten Pfaden an gewaltigen Sinterfiguren vorbei kommt. Nach links gilt es etwas abzuklettern an dem Stumpf eines umgefallenenen Stalagmiten vorbei. Eine Tropfsteinhalle wird erreicht und, noch ein wenig abkletternd, ein allmählich wieder aufwärts führender Gang, der schließlich massiv verschlossen von Sinter endet. Unberührte Höhlenabschnitte gibt es hier nicht mehr, alles, was abschlagbar war, ist weg. Übrig ist nur noch der "Rest" und selbst der kann noch gutes Zeugnis ablegen von der einstigen Pracht.

Baume-Cellier

Zurück zu der Abzweigung zur "Grotte du Sergent". Ein Fußwegerl führt zuerst dem Trockenbachbett entlang, das man dann schließlich überquert. Würde man ihm weiter folgen, dann würde man den Eingang einer weiteren fast 1 km langen Höhle erreichen, die mit dem System der Sergent zusammenhängt, der Boulidou-du-Sergent. Sie stellt einen Überlauf für das Wasser dar, wenn die Sergent gefüllt ist.
Der Weg führt wild durch die zugewachsene Landschaft und ist wirklich nicht mit dem "Rollstuhl" zu machen. Der Eingang zur grotte du Sergent ist schließlich schon in der steilen Felswand über einem gut sichtbar. Der Kletterzustieg ist gut zu machen, aber in der Literatur steht, daß man schon einige Leute heruntergefallen sind. Man muß ihn schon ernst nehmen.
Der Eingang liegt in 190 m Seehöhe und 115 m oberhalb der Quelle, aus der das Wasser in der Höhle wieder zu Tage tritt, der source du Cabrier im Tal des Herault. Er führt in ein Höhlensystem von heute rund 4 km Gesamtganglänge.
Bekannt war sie schon lange. Es gibt Hinweise, die bis ins 18. Jahrhundert zurückreichen, daß die Höhle von Naturliebhabern aufgesucht wurde. 1889 kam E.A. Martel und er befaßte sich besonders intensiv damit. Er vermaß die Höhle, zeichnete einen Plan und beschäftigte sich mit den hydrologischen Verhältnissen. Es dauerte dann bis 1949, ehe Mitglieder des CAF unter der Führung von Jean Coudenc auf einen Teil aufmerksam wurden, den Martel nicht bemerkt hatte, "la Grande Diaclase", und der sehr wichtig für die späteren Neuentdeckungen wurde.

Liest man neueste Veröffentlichungen, dann wird sogar spekuliert, ob es nicht einen Zusammenhang gäbe zwischen dieser altbekannten Höhle und der heute längsten Höhle dieses Gebiets, dem Aven de la Leicasse. Die Richtungen würden stimmen...

 

 

Literatur:

Labadie, Patrick, Vasseur, Frank Spéléo sportive dans les Garrigues Nord-Montpelleriéraines, Aix-en-Provence 1992
Caumont, Daniel Monts et Grottes de Saint-Guilhem-le-Desert, La Ravoire 1993
Houlez, Jean-Paul Grottes et avens du Pays de Saint-Guilhem

Links:

 


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