Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Höhlen in der gorges du Regalon im Luberonmassiv, Vaucluse, F


Ein alter Baedecker erwähnt die "Montagne du Luberon" noch so: "Von Apt weiter südlich entweder auf der Hauptstraße oder auf der noch lohnenderen, aber schmaleren und steileren D 113 in aussichtsreichen Windungen bergan zur Montagne du Luberon, einer im Luberon bis 1125 m ansteigenden Bergkette zwischen den Tälern des Coulon und der Durance, an deren Hängen eigenartige 'bori' genannte, gewölbte Steinhütten trifft.

Da beschreibt eine von der "Touristischen Landeskammer Vaucluse" herausgegebene "Liebeserklärung" an die Vaucluse die Gegend schon viel begeisterter: "Wie ist er schön, dieser so begehrte Luberon! Teils zerklüftet, teils toscanisch: teils lila oder graufarben, teils türkis oder blau, er ist immer beseelt und begeistert diejenigen, die sich in seine Nähe begeben und ihn lieben lernen." Nach den Worten Gionos ist er "wie ein riesiger blauer Wal".

Heute ist er zu einem "Regionalnaturpark" erklärt worden.

Für den Höhlenforscher ist diese Region nicht sehr ergiebig: "..rien de bien intéressant n'y a été trouvé: quelques petites grottes et petits gouffres parmi lesquels l'Aven de Bruny, profond de 64m.", schrieb einmal Claude Chabert.

Eine sehr lohnenswerte Wanderung, wenn man sich einen halben Tag gleich Zeit nimmt, führt durch die gorges du Regalon und über sie hinaus auf das Plateau und wieder zurück. Es lohnt sich sehr, auch für den Höhleninteressierten.

Unvermeidlich ist scheinbar heute, daß man als Autofahrer geschröpft wird. So auch hier. Fürs Parken des Wagens werden einem gleichmal 2 € abgenommen. Ich war mit dem Fahrrad da, 20 km Fahrt in brennendster Sonne von Cavaillon her, kein Vergnügen. Ich durfte so durchfahren. Das Geld scheint keinen abgeschreckt zu haben. Auch die Franzosen feierten Christi Himmelfahrt 2006 in der freien Natur. Man wird aufgefordert, daß man sich richtige Schuhe anziehen soll und auch ein bißchen klettern müsse, aber das hält keinen auf, es nicht auch zu versuchen. Sogar die Hunde nimmt man mit.
Die Schlucht ist herrlich, manchmal sogar richtig eng, so daß nicht zwei Leute aneinander vorbeikommen können. An den paar Kletterstellen staut es sich richtig manchmal.

Es gibt ein paar kleinere Höhlen links und rechts in den Felswänden. Zu einigen muß man richtig hinaufklettern. Eine läßt sich überhaupt nicht vermeiden, weil der Hauptweg direkt durch den geräumigen Tunnel führt. Eine Schautafel an Eingang der Schlucht informiert darüber, daß in zwei der Höhlen seltene Sandfüllungen noch heute vorhanden sind, die dadurch zustand gekommen sind, daß nach der Bildung der Schlucht und Höhlen mal wieder eine erhebliche Hebung des Mittelmeermeeresspiegels passiert sei, der dazu führte, daß der Boden mit feinem Sand wieder aufgefüllt worden ist. Als das Meer wieder zurückging, wurden diese Sedimente größtenteils wieder weggeschwemmt, aber in diesen Höhlen blieben diese Sande geschützt zurück und haben den Wissenschaftlern aufschlußreiches Material geliefert.

Eine zu erkletternde Höhle in der
Schluchtwand

Eine Naturbrücke im Schluchtgrund
 

Am Ende der Schlucht kann man entweder gleich wieder zurückgehen oder in zwei Richtungen weiterwandern. Der eine Weg führt als Tagestour über die Font de l'Orme und Mérinol, der andere westwärts, erst in einem Tal mit vielen steilen Kalkfelswänden und dann über die Hochfläche mit berauschenden Blicken über die provencalische Landschaft zurück zum Parkplatz im Tal. Sogar eine Art Sanktuarium für die französischen Aprikosenbäume gibt es da, von denen jeder Typ, und da gibt es viele davon, mit mindestens einem Exemplar vertreten ist.

 

 

Literatur:

Chabert, Claude La grotte des Brigands - Une babiole vauclusienne, Grottes & Gouffres 109-1988, S. 23ff.

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