Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Milos / Kykladen / Griechenland

- in Grabkammern und Kaolinstollen


 


Milos ist weltbekannt, nicht unbedingt wegen seiner landschaftlichen Schönheit, sondern wegen des Funds einer schönen Statue, der berühmten "Venus von Milo", heute im Louvre in Paris ausgestellt. Zu dem Ort, wo sie 1820 von einem Bauern entdeckt worden ist, werden wohl nicht viele Touristen hinkommen.

Er liegt bei Tripiti, einem kleinen Ort südlich von Plaka. Das wiederum liegt auf der "Höh", weit oberhalb des Hafenorts von Adámas, wo alle Fährschiffe anlegen. Gelegentlich geht ein Linienbus hinauf, am Wochenende ist der Betrieb eingestellt. Dann kann man sich vielleicht ein Taxi nehmen oder man geht zu Fuß, eine gute Stunde, meist auf der recht befahrenen Teerstraße.


Die Gegend um Tripiti, der alten Hauptstadt der Insel, ist sehr geschichtsträchtig. Es gibt noch eine alte Stadtmauer mit Rundturm und ein Theater aus der Römerzeit mit prachtvollen Blick über riesige, fast kreisrunde Bucht im Zentrum der Insel. Nicht weit entfernt wurden in der Zeit zwischen 100 und 400 nach Christi in den gut bearbeitbaren Fels eine große Katakombenanlage gemeißelt (es heißt, dort seien 7.000 und 8.000 Menschen begraben worden). Sie ist jetzt wieder zugänglich (2013), wenn nicht gerade, wie das bei mir der Fall war, gestreikt wird. Einige Kammern sind massiv mit Toren abgesperrt, andere sind mit einem Holzzaun provisorischen geschlossen. Der Blick dahinter lohnt sich sehr, wobei das, was man sieht, sehr an die Grabanlagen der Etrusker erinnert. Geht man noch etwas weiter hinunter, dann stößt man auf eine in den Fels gebaute kleine Kirche. Hält man sich nach links auf einer Schotterterrasse, dann stößt man auf das großräumigste Souterain der Insel. Ob das einmal ein Steinbruch gewesen ist? Jedenfalls ist die sehr große Kammer wohl schon für vieles genutzt worden. Die jüngste Verwendung stellt die Ablagerung von mindestens 100 rostigen runden Büchsen und einigen Schuhsohlen dar. Geht man bis hinunter an den Strand, dann endet abrupt der Teerweg am Meer zwischen zwei Häusern in der Ortschaft Klima. Nach links und rechts erstreckt sich da eine Häuserzeile unmittelbar am Wasser, die nur vom feuchten Element her zugänglich ist. Hinten stoßen die Gebäude direkt an den Fels, da geht nichts, wenn vorne das Meer tobt.

 
 
 
 

Streift man durch das Gelände zwischen Adamas, Skinopi und Klima, so trifft man immer wieder auf Unterirdisches. Öfters hat die Natur die Felsen ein wenig schon wieder ausgehöhlt, mal hat auch der Mensch nachgeholfen. Er hat es ja offenbar ziemlich einfach. Eigene Baustoffe sind kaum nötig, man holt einfach das Material aus dem Berg und zurückbleibt ein Hohlraum, den man auf unterschiedlichste Weise nutzen kann. Sehr populär sind Garagen für die Autos, aber auch Keller und Grabkammern kommen vor.

Ein großer Teil der vom Menschen geschaffenen Hohlräume auf Milos geht auf Bergbautätigkeit auf dieser sehr mineralreichen Insel zurück. Sie ist nach heutigem Kenntnisstand entstanden, als sich vor 2,7 bis 1,8 Millionen Jahren (das ist doch ein ganz schön großer Unterschied!) das Land über den Meeresspiegel herausgehoben wurde. Als Grund wird dafür heute die Plattentektonik gesehen, wobei hier die Afrikanische Platte immer mehr unter die Eurasische Platte gedrückt wird. Im Detail waren auch vulkanische Prozesse, Erdbeben und Tsunamis an der Gestaltung der Insel wesentlich mitbeteiligt.

Einige Mineralvorkommen sind sehr bedeutend und werden in einigen Fällen noch immer ausgebeutet. So kommen etwa 25 % der Perlite-Weltjahresverbrauchs aus Milos, Kaolin, das man für die Herstellung von Papier und Keramik benötigt, wurde lange Zeit dort abgebaut. Früher holte man auch Mangan in größerem Maßstab aus der Erde, aber auch diese Produktion wurde inzwischen eingestellt.

An mehreren Stellen der Insel finden sich noch Zeugen dieser Bergbauvergangenheit, .Das Milos Mining Museum am Rande von Adamas erinnert noch daran, in einer stillgelegten ehemaligen Kaolinverarbeitungsanlage ist heute das "Milos Conference Center - George Ellopoulos", bei Kanava hat man eine alte Verladeanlage erhalten usw. Ein zusammenfassendes Projekt, das auch mit EU-Geldern gefördert wurde, der MILOTERRANEAN GEO WALK 1 Vani, verbindet auf einem Fußweg von über 25 km Länge verschiedenen Stationen der Bergbaugeschichte. Es gibt zumindest ein gutes Faltblatt dazu, mit dem man sich auf die lange Fußreise machen könnte. Im März 2013 bin ich zumindest ca. 10 km davon tatsächlich gelaufen. Insgesamt wurden es dann 20 km, da ich ja den Rückweg auch zurücklegen mußte.

Mangels öffentlicher Transportmöglichkeiten bleibt man auf die eigenen Füße weitgehend angewiesen. Gelegentlich hält ein Autofahrer, wenn man ein Autostop-Zeichen macht, aber der bringt einen halt meist nur bis zum nächsten Ort. Der Versuch, mittels eines Taxis von Adamas nach Ag. Ioanis gebracht zu werden und dann, nach der Fußwanderung zur Höhle von Sykia und zurück, auch wieder zurückgebracht zu werden, scheiterte an meinem Unwillen, 80 Euros dafür zu bezahlen.

Wer unterwegs auf dem Geotrail links und rechts seine Augen offen hält, dem werden wohl auch verschiedene Stollenöffnungen auffallen, die alle in extrem weißes Gestein hineinführt. Das sind alte Kaolingewinnungsstollen. Da ist nichts drinnen, alles komplett leer, nur feiner schneeweißer Staub liegt auf dem Boden.

Bei Ag. Marina
 
Bei Chivadolimni

Es gibt auch einige natürliche Höhlen rund um die Insel. Sie liegen alle in Meeresnähe und sind deshalb auch am leichtesten mit dem Boot erreichbar. Wer außerhalb der Saison dorthin fährt, der hat praktisch keine Chance, außer er trägt die gesamten Kosten alleine, irgendein Schifflein zu finden, das die Reise machen würde. So ist man auf die Landwege angewiesen und die sind bei dem sehr ausgedünnten öffentlichen Verkehr auf der Insel nur schwer individuell zu machen - außer man mietet sich z.B. ein Auto, was in diesem Fall recht sinnvoll ist.

Anzusteuernde Ziele:

- "Papáfranka" an der Nordküste der Insel. Drei Meeresgrotten in den senkrechten Tuffgesteinsfelsen sollen sehr eindrücklich sein. Sie sollen früher als Piratenversteck in der Zeit der Türkenherrschaft gedient haben.

- Die "Smaragdgrotte" oder "Cave of Sykia" liegt an der Südwestküste von Milos. Der Eingang ist 5 m hoch und 20 m breit. Nach einer 20 m langen Höhlenstrecke kommt man in die große Halle, 110 x 70 x 30 m messend. Die Decke ist teilweise eingebrochen und durch die Öffnung dringt das Licht herein. Smaragdfarbene Töne dominieren. Meist wird die Höhle mit Hilfe eines Bootes erreicht, aber inzwischen gibt es auch einen markierten Wanderweg, der seinen Ausgangspunkt bei der Kirche Agios Ioanis hat. 2,5 km sind es zu Fuß und man muß etwa 1 Stunde Dauer für die Wanderung ansetzen.

- "Kleftiko" oder "Thalassina Metéora" heißt eine weitere Höhlenzone im Südwesten der Insel. Durch schmale Lücken in den Felsen können Boote durch die im Meer frei stehenden Felsen gleiten. Auch hier sollen sich einst die Seeräuber versteckt haben.

- Höhlenkirche Agios Geórgios bei Fourkovuoni

 


Literatur:

Michael Müller Verlag Reisehandbuch Griechenland, Erlangen 2010
myMilos editions BEST OF MILOS in responsible Tourism, 2012
Petrocheilou, Anna Die Höhlen Griechenlands, Athen 1984
Rossiter, Stewart, edited by THE BLUE GUIDE GREECE, London, Chicago1973
Graf, Dieter Wandern auf Griechischen Inseln - Santorin, Sifnos, Westliche und Südliche Kykladen, Edition Graf, München 2006

 

Links:

Milos: Insel Milos Kykladen Griechenland

my-Milos, Experience the best of your Milos island! Milos HowTo, Milos Guide

Miloterranean Geo Experience

Reiseziel Milos

http://www.kykladen-inselhuepfen.de/milos/

https://photopedia.info/medien/Insel_MILOS.pdf

Kykladen


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